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BfS-Umfrage zu Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Sozialwirtschaft

Die Bank für Sozialwirtschaft hat von Mai bis Mitte Juni rund 1.000 Akteure des Sozial- und Gesundheitswesens zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie befragt und ermittelt vor welchen wirtschaftlichen Herausforderungen die Unternehmen stehen. Die Zielsetzung war es, Belastungen quantitativ und qualitativ zu identifizieren und entsprechende Unterstützungsbedarfe für politische und wirtschaftliche Weichenstellungen zu eruieren. Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen wurden auch die Auswirkungen der Pandemie auf die Mitarbeiter*innen, die Inanspruchnahme und Wirksamkeit der Schutzpakete, der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Immobilien im Sozial- und Gesundheitswesen sowie die mittel- und langfristige Auswirkungen der Pandemie untersucht.

Die Träger haben teilweise erhebliche Ertragsausfälle und sehen deren Kompensation durch die Schutzschirme als unzureichend an.
Es gibt eine erhebliche Unsicherheit hinsichtlich möglicher Rückzahlungsforderungen der geleisteten Ausgleichszahlungen.
Die nicht kompensierten Einnahmeausfälle werden schon jetzt auf 5 bis 20 Prozent beziffert.
Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten durch die Pandemie eine Refinanzierungslücke.
Rund zwei Drittel gehen von einer verschlechterten Liquiditätssituation aus.
Der Fachkräftemangel ist darüber hinaus die größte Herausforderung.
Der Konsolidierungsdruck steigt.

Die Bank für Sozialwirtschaft (BFS) hat die Ergebnisse ihrer bundesweiten Umfrage zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozial- und Gesundheitswesen veröffentlicht. Die Befragung zeigt eine große Unsicherheit der Träger hinsichtlich ihrer zukünftigen finanziellen Situation. Die Kompensation von Ertragsausfällen durch die Schutzschirme wird als unzureichend angesehen. Daher rechnen rund zwei Drittel der befragten Einrichtungen und Organisationen mit einer Verringerung ihrer Liquidität. Rund 81 % gehen von einer zum Teil erheblichen negativen Abweichung in ihrer Planung zur Gewinn- und Verlustrechnung aus.

„Trotz der Schutzpakete und Hilfsprogramme besteht bei vielen Organisationen im Sozial- und Gesundheitswesen ein finanzieller Engpass. Daher sind schon jetzt wirtschaftliche Defizite zu erwarten, die je nach Dauer der Pandemie drastische Formen annehmen können und auch den Konsolidierungsdruck in der Branche spürbar verschärfen werden“, kommentiert Prof. Dr. Harald Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Bank für Sozialwirtschaft. Mit Blick auf die Auslastung zeichnen sich jedoch auch deutliche Unterschiede ab. Die Tagespflege, die Kinder- und Jugendhilfe sowie die ambulante und stationäre Pflege sind am stärksten von Auslastungsschwierigkeiten betroffen. Die ambulanten Wohnformen (ABWG, Betreutes Wohnen) haben dagegen vergleichsweise geringe Auslastungsrückgänge zu verzeichnen.

Den größten Unterstützungsbedarf sehen die Befragten bei der qualifizierten Personalgewinnung und der Personalentwicklung. „Durch die Corona-Krise haben sich die Anforderungen an die Mitarbeiter in der Sozialwirtschaft abermals erhöht. Wir gehen auf der Basis unserer Erhebung davon aus, dass der Mangel an qualifiziertem Personal infolge der Pandemie weiter zunehmen wird, was die Träger zusätzlich unter wirtschaftlichen Druck setzt und zu Versorgungsengpässen führen kann“, so Schmitz weiter. 

Unsicherheit besteht auch über etwaige Rückzahlungsverpflichtungen im Zusammenhang mit geleisteten Ausgleichszahlungen. Ein Großteil der Befragten erwartet eine wachsende Refinanzierungslücke. Bei den meisten Organisationen bewegen sich die nicht kompensierten Einnahmeausfälle bisher in einer Größenordnung zwischen 5 und 20 Prozent. Die bundesweite Erhebung hat die BFS in Kooperation mit den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge, dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste und der Universität zu Köln im Zeitraum 15. Mai bis 15. Juni 2020 durchgeführt.

Neben den wirtschaftlichen Folgen wurden auch die Einflüsse der Corona-Krise auf die Beschäftigten, auf die Immobiliensituation, auf die Digitalisierung sowie die mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie für das Sozial- und Gesundheitswesen abgefragt. Beschleunigend hat die Pandemie auf die Digitalisierung gewirkt. Die grundsätzliche positive Öffnung für neue Wege in der Arbeitsorganisation wird viele Organisationen jedoch auch unter erhöhten Zugzwang bei Investitionen in technische Innovationen setzen. Hier sieht sich die Bank für Sozialwirtschaft aufgrund der eigenen Erfahrungen bei der Digitalisierung von Prozessen nicht nur als Finanzdienstleister, sondern auch als Sparringspartner ihrer Kunden. An der Umfrage haben rund 1.000 Akteure des Sozial- und Gesundheitswesens teilgenommen.

Die Ergebnisse  stehen auf der Website der Bank für Sozialwirtschaft zum Download bereit: www.sozialbank.de/covid-19/umfrage.html