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Foto: Der Paritätische Hessen

„Man hat nicht viel, was bleibt ist die Fantasie“

Erstellt von Barbara Helfrich

Lesung mit Dominik Bloh zum Thema „Wohnen ist Menschenrecht“!

Der größte Luxus sei, im eigenen Bett nur in Boxershorts zu schlafen und nicht mehr komplett bekleidet samt Schuhen im Schlafsack, immer bereit, sofort aufzuspringen. Mit 16 Jahren wurde Dominik Bloh obdachlos, zehn Jahre lebte er auf der Straße, seit zwei Jahren hat er wieder eine Wohnung. Manche Angewohnheiten habe er aber noch nicht abgelegt, berichtete er jetzt in Frankfurt. So ziehe er noch immer auch im Haus die Kapuze hoch, die in seiner Zeit als Obdachloser sein letzter Rückzugsraum gewesen sei.

Im Rahmen seines Schwerpunktthemas „Wohnen ist Menschenrecht“ hatte der PARITÄTISCHE Hessen Dominik Bloh eingeladen, aus seinem autobiografischen Buch „Unter Palmen aus Stahl“ zu lesen. Veranstaltungsort war das Café des sozialen Trägers  "Kinder im Zentrum Gallus", einer Mitgliedsorganisation des PARITÄTISCHEN Hessen, die in Frankfurt genau an der Grenze liegt zwischen dem schicken neuen Europaviertel und dem Stadtteil Gallus, der stark von Gentrifizierung betroffen ist.

In seinem Buch erzählt Dominik Bloh, Jahrgang 1988,  wie das Leben ganz unten in Deutschland spielt. Und wie er sich herausgekämpft hat. Das Elternhaus war schwierig, und als die Großmutter starb, folgte der freie Fall. Als er obdachlos wurde, versuchte er trotz Hunger, Kälte und Einsamkeit ein Maß an Normalität aufrecht zu erhalten, besuchte weiter die Schule. „Man hat nicht viel, was bleibt ist die Fantasie“, sagt der Autor, der heute als Kolumnist bei der Hamburger Morgenpost schreibt, der Zeitung, die er sich als Obdachloser unter seine Kleidung stopfte, um sich zu wärmen.

Dominik Bloh: „Unter Palmen aus Stahl“, Ankerherz Verlag, 20 Euro,  ISBN: 978-3945877210