Nach einer kurzen Einführung zum aktuellen Stand der innverbandlichen Diskussion zum Thema „Wertevermittlung“ sollte in der AG „Wertevermittlung“ auf die Expertise und die Erfahrungen in der Praxis heruntergebrochen werden.
Elena Böhm, MBE-Beraterin bei Der Begleiter, stellte einige Praxisbeispiele vor. Die MBE-Beraterinnen führen neben der Beratungsarbeit Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Themen durch. Darunter fallen solche zu „Leben und Wohnen Deutschland“, „Neu ankommen in Deutschland“ oder „Demokratie- und Toleranzerziehung“. Zudem hat der Träger ein mit Mitarbeiter/-innen gemeinsam erarbeitetes Leitbild, das auch in der MBE gilt.
Im Rahmen der Informationsveranstaltungen hat Böhm zwei durchgeführte Maßnahmen vorgestellt. Zum einen wurden die „individuellen sozialen Kompetenzen von Migrant/-innen im deutschen Kulturraum“ gestärkt. Dafür wurden Grundkompetenzen wie Konzentrationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Diskussionsfähigkeit, Teamfähigkeit sowie das Verständnis und die Toleranz für andere Kulturen gefördert. Ferner wurden wertneutral Feste verglichen und es fanden Rollenspiele statt.
Zum anderen lernten die Teilnehmer/-innen ihren Wohnort näher kennen. Im Rahmen einer Exkursion und in Begleitung eines arabischsprachigen Dolmetschers wurden sechs Orte in Hamburg-Bergedorf besucht. Die Teilnehmer/-innen waren u.a. im Rathaus Bergedorf, - da, wo Demokratie gelebt wird - und im Hamburger Rathaus. Sie haben zudem den „Brotretter“ sowie preisgünstige Kaufhäuser aufgesucht. Interessant war, dass bei einer Befragung von geflüchteten Personen in der Beratung, was Deutschland so schön machen würde, oft geantwortet wurde:
Polizei, Sicherheit, Unbestechlichkeit, Solidarität, Demokratie wird gelebt
Weitere Praxisbeispiele aus dem Alltag wurden genannt. Zu beobachten ist zudem, dass im Rollenverständnis von Mann und Frau ein Umdenken bei zugwanderten Personen stattfindet.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Wertevermittlung nicht Aufgabe der MBE ist. Wenn es um Werte geht, dann ist eher die Aufgabe, Transparenz und Authentizität in einem geschützten Raum zu schaffen. Es wurde wiederholt betont, dass Werte nicht vermittelt werden können. Werte werden durch das Handeln und Verhalten sichtbar, sie müssen nicht ausgesprochen werden. Einen geschützten Raum könnten Sprachkurse anbieten, in denen durch Beziehung zu anderen im Kurs gelernt und Werte gemeinsam formuliert werden können. Dazu könnte der Orientierungskurs, der dem Sprachkurs vorangestellt werden sollte, dienen.
Fazit:
- „Wertevermittlung“ vermeiden
- Selbst-Empowerment der Klient/-innen
- Supervision der Berater/-innen bzw. Fachkräfte ist wichtig