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Neuzuwanderung in Frankfurt am Main - Vorstudie zur Situationsbeschreibung und zur strukturellen Weiterentwicklung von kommunalen Hilfen

Fachinfo
Erstellt von Claudia Karstens

Die Zuwanderung von EU-BürgerInnen, insbesondere der Zuzug von Menschen aus den mittel- und osteuropäischen Staaten, prägt das Zuwanderungsgeschehen in Deutschland besonders. Mehrheitlich kommen gut qualifizierte Arbeitskräfte, aber es gibt auch weniger oder noch gar nicht qualifizierte Menschen. Sie leben auch hier weiterhin in Armut und befinden sich zum Teil in prekären Lebensbedingungen. Erfolgreiche Lösungsstrategien setzt Wissen über Anforderungen voraus, vor denen sowohl die betroffenen Menschen selbst als auch die kommunalen Hilfe- und Unterstützungssysteme stehen. Bislang gibt es viel Praxiswissen bei den unterschiedlichen Akteuren. Die von der Sozialpolitischen Offensive Frankfurt in Auftrag gegebene Studie hat das Ziel dieses Wissen zusammenzufassen, systematisch aufzubereiten und mögliche Handlungsansätze zu identifizieren.

Die Vorstudie beschreibt neben der Lebenssituation der Neuzugewanderten in Frankfurt am Main auch Problemkonstellationen und Ansatzpunkte für Unterstützung sowie die aktuellen Herausforderungen für das Hilfe- und Unterstützungssystem. Die Interviews mit Neuzugewanderten aus Rumänien und Bulgarien verdeutlichten, dass die Entscheidung nach Frankfurt am Main zu kommen von der Annahme geleitet war, hier Arbeit zu finden. Einige schließen eine Rückkehr ins Herkunftsland aus, da sie dort keine Perspektiven sehen. Ein zentrales Migrationsmotiv sei es, den Kindern eine Zukunft zu sichern.
Weiterhin sei die gegenseitige Abhängigkeit von Wohnung und Arbeit zentral. Für alle Betroffenen stehe die Arbeitssuche und -sicherung im Fokus ihrer Bedürfnisse. Wohnungslosigkeit oder problematische Wohnverhältnisse würden dafür in Kauf genommen. Eine Zwischenfazit der Studie kommt zu dem Ergebnis, dass diese Ausbeutung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt zu neuen Formen extremer Armut und instabilen Lebenssituationen in einem deutlich größeren Maß als bisher führt. Zudem wird neben der sozialen Isolation besonders die mangelnde sozio-kulturelle Einbindung zum Problem, zum Beispiel was den Spracherwerb angeht.

Besonders spannend an der Studie ist, dass die Verfasser im Ergebnis einen Vergleich zur Gastarbeitersituation ziehen: Diese Situation - die Arbeits- und Wohnbedingungen, die fehlenden Möglichkeiten zum Spracherwerb und zur sozio-kulturellen Einbindung, ebenso wie die Bleibeabsicht - erinnern an die Berichte zur Anfangszeit der Gastarbeiteranwerbung in den 1950er bis 1970er Jahren. Daher stelle sich durchaus die Frage, ob sich heute die gleichen integrationspolitischen Versäumnisse zu wiederholen drohen, die mittlerweile allgemein als Fehler erkannt wurden.

Sie finden die gesamte Studie als pdf Datei hier.