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Corona und seine Gefahr für Geflüchtete

Für Menschen auf der Flucht, die bereits mit humanitären Katastrophen zu kämpfen haben, hat sich die Situation durch die Corona-Krise noch einmal verschärft. Hier dürfen wir die Augen nicht verschließen!

Die Ausbreitung des Corona-Virus hält uns in Atem. Die Lage ist erschreckend underfüllt uns mit Sorge. Sie stellt u.a. unsere Gesundheitssysteme auf eine enorme Belastungsprobe. Kaum auszumalen ist eine Verbreitung des Virus in den Ländern, in denen die Gesundheitssysteme z.B. durch kriegerische Handlungen stark geschwächt sind, in denen Krankenhäuser gar komplett zerstört sind. Hier fehlt es bereits jetzt an dem Nötigsten; an Medikamenten, medizinischen Geräten und Personal, ganz abgesehen von Schutzmasken und -kleidung. Die Widerstandskräfte von Menschen sind dort am schwächsten, wo Krieg, Armut und Flucht das Leben prägen. Schon jetzt warnen Hilfsorganisationen vor einer Ausbreitung des Corona-Virus in den Camps für geflüchtete Menschen weltweit.

Unhaltbare Zustände

Tausende Menschen, die auf engstem Raum zusammenleben, schlechte Hygienemöglichkeiten und erschwerte Bedingungen für die Gesundheitsversorgung bergen ein hohes Ansteckungsrisiko. Zuletzt haben wir viel über die unhaltbaren Zustände in den Camps für geflüchtete Menschen auf Lesbos gesehen und gehört. Auch im Zuge der aktuellen Situation zeigt sich erneut das Versagen der Europäischen Flüchtlingspolitik. Gleichzeitig dürfen wir andere Notsituationen nicht aus den Augen verlieren. Seit fünf Jahren herrscht ein verheerender Bürgerkrieg im Jemen, bei dem mittlerweile 24 Millionen Menschen, also rund 80% der Bevölkerung, auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Der seit neun Jahren andauernde Bürgerkrieg in Syrien hat nach Angaben von UNHCR zur Flucht von 6,7 Millionen Menschen aus Syrien und weiteren 6,2 Millionen Menschen innerhalb Syriens geführt

Notlagen dürfen nicht in Vergessenheit beraten

Dabei leben nahezu drei Millionen Menschen innerhalb Syriens in umkämpften und damit nur schwer zugänglichen Gebieten. Gewalt, Hunger und Kälte prägt ihr Leben. Gerade auch in den für humanitäre Akteure nur bedingt zugänglichen Gebieten wäre eine Ausbreitung des Corona-Virus schwerwiegend. Diese Aufzählung könnte noch detaillierter auf andere Notlagen eingehen, auf dieSituation, der von der Heuschreckenplage betroffenen Menschen u.a. am Horn von Afrika und die Konsequenzen ihrer ausfallenden Ernten oder auf den Ebola Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo. Das würde jedoch nur eines verdeutlichen: Die Menschen sind nach wie vor – oder gerade jetzt mehr denn je – auf humanitäre Hilfe angewiesen und ihre Notlagen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Das wäre verehrend. Genauso wenig dürfen wir auch die Organisationen aus den Augen verlieren, die sich dafür einsetzen, die Lebensumstände der Menschen zu verbessern. Darunter viele Paritätische Mitgliedsorganisationen, die aufgrund der aktuellen Situation selbst oder über ihre lokalen Partnerorganisationen, neue Projekte anstoßen oder bereits laufende Projekte z.B. um Hygiene- und Schutzmaßnahmen erweitern. Und das unter sehr erschwerten Bedingungen, wie Beschaffungsschwierigkeiten für medizinische Hilfsgüter und Reisebeschränkungen für zu entsendendes Personal

Die Konsequenzen der Ausbreitung des Corona-Virus werden sie noch lange in Atem halten. Es muss alles dafür getan werden, dass - angesichts der gegenwärtigen Vielzahl an humanitären Krisen und der Katastrophen, die uns noch bevorstehen – ihr Einsatz ungehindert weitergehen kann und sie die schwierige Situation unbeschadet überstehen.

Aktion Deutschland Hilft, ein Zusammenschluss deutscher Hilfsorganisationen, bei dem auch Paritätische Mitgliedsorganisationen aktiv sind, ruft aufgrund der Corona-Situation weltweit zu Spenden auf. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.aktion-deutschland-hilft.de/

Autorin:
Marta Bociek ist Referentin für Humanitäre Auslandshilfe und Internationale Kooperation beim Paritätischen Gesamtverband.

Dieser Beitrag erschien zuerst als Blogbeitrag auf der Website www.der-paritaetische.de