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DIW veröffentlicht erstmals Studie zum Arbeitsleben von LGBTQI*-Menschen: "LGBTQI*-Menschen am Arbeitsmarkt: hoch gebildet und oftmals diskriminiert"

Erstmals hat das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) die Situation von LGBTQI*-Menschen, also Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, queer oder intergeschlechtlich bezeichnen, auf Basis empirischer Daten hinsichtlich ihrer Situation am Arbeitsmarkt untersucht. Der Wochenbericht des DIW zeugt von einer überproportional hoch gebildeten Gruppe, die zugleich oftmals Diskriminierungserfahrungen machen, überproportional häufig im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens berufstätig ist und Branchen meidet, in denen eine fehlende Akzeptanz von LGBTQI*-Personen erwartet wird.

Erstmals hat das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) die Situation von LGBTQI*-Menschen, also Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, queer oder intergeschlechtlich bezeichnen, auf Basis empirischer Daten hinsichtlich ihrer Situation am Arbeitsmarkt untersucht. Dies war nur möglich, da erstmals das Problem geringer Fallzahlen durch eine gezielte Aufstockung der SOEP-Stichprobe erfolgte. Der Wochenbericht des DIW zeigt, dass trotz rechtlicher und gesellschaftlicher Fortschritte in der Akzeptanz von LGBTQI*-Personen in Deutschland Benachteiligungen in verschiedenen Lebensbereichen persistieren. Die Ergebnisse deuten auf strukturelle Hürden am Arbeitsmarkt für LGBTQI*-Menschen hin. Die (erwartete) fehlende Akzeptanz von LGBTQI*-Menschen in einigen Berufen führt dazu, dass LGBTQI*-Menschen jene Berufsbereiche stärker meiden und sich in ihrer beruflichen Wahl eher solchen Branchen zuwenden, die ein vergleichsweise offenes Betriebsklima gegenüber LGBTQI*-Menschen versprechen.

Weitere zentrale Befunde sind:

Erwerbssituation:


    -\tLGBTQI*-Menschen sind mit 23,7% überproportional oft im Vergleich zur Vergleichsgruppe cis-heterosexueller Menschen (16%) im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt sowie etwas häufiger im Bereich der Unterhaltung und der Erziehung und Unterricht beruflich angesiedelt. Zugleich sind sie deutlich seltener im produzierenden Gewerbe tätig (17% vs. 28%).

    -\tLGBTQI*-Menschen sind mit 11,4% überproportional oft im Vergleich zur Vergleichsgruppe cis-heterosexueller Menschen (6,6%) selbstständig


Bildung:


    -\tLGBTQI*-Menschen haben eine höhere Schul- und Berufsbildung: 60% der LGBTQI*-Menschen ist im Besitz der (Fach-)Hochschulreife (gegenüber 42% der cis-heterosexuellen Menschen) und erlangen mit 26% auch deutlich häufiger einen (Fach-)Hochschulabschluss oder die Promotion (gegenüber 16% der cis-heterosexuellen Menschen). Im Bereich der Lehre/ dualen Ausbildung sind LGBTQI*-Personen vergleichsweise unterrepräsentiert (27% vs. 39%).


Diskriminierung und Outing:


    -\t40% der LGBTQI*-Menschen gaben an, in der Öffentlichkeit oder Freizeit in den letzten zwei Jahren Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts(-identität) erlebt zu haben. Für den Bereich des Arbeitslebens gaben 30% Diskriminierungserfahrungen an

    -\tVon Diskriminierung am Arbeitsplatz sind am stärksten Trans*-Menschen betroffen (43%)

    -\t60% der LGBTQI*-Menschen haben sich nach eigenen Angaben gegenüber Vorgesetzten geoutet, 69% gegenüber Kolleg*innen. Im Produzierenden Gewerbe ist die Outing-Quote mit Abstand am niedrigsten (57%), in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bereich Kunst und weitere Dienstleistungen beträgt die Outing-Quote hingegen rund 75%.

    -\tEin offenes Betriebsklima gegenüber LGBTQI*-Menschen gehört für die Personengruppe zu den drei wichtigsten Präferenzen eines potentiellen Arbeitgebers und ist noch höher bewertet worden als gute Karriere- und Einkommensmöglichkeiten.


Für den Paritätischen kann davon ausgegangen werden, dass in Paritätischen Einrichtungen überproportional viele LGBTQI*-Menschen beschäftigt sind. Maßnahmen und Positionierungen des Paritätischen, die von Offenheit und Toleranz gegenüber LGBTQI*-Menschen zeugen kommt damit einerseits eine hohe Relevanz zu. Andererseits machen diese den Paritätischen für LGBTQI*-Menschen als Arbeitgeber attraktiv und aufgrund bestehender struktureller Hürden am Arbeitsmarkt auch notwendig.