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Freiwilligensurvey 2019 - Kurzbericht veröffentlicht

Fachinfo
Erstellt von Julia Schlicht

Nach Kritik in den Vorjahren wird die Engagementquote im Freiwilligensurvey 2019 um Bildung gewichtet ausgegeben. Dies führt zu einer geringeren Engagementquote. Der Freiwilligensurvey 2019 macht Ungleichheiten im Engagement besonders sichtbar.

Vorweg: Die Daten des Freiwilligensurveys wurden 2019 erhoben; Effekte der Pandemie spiegeln sich daher nicht in den Ergebnissen wider. Dies ermöglicht allerdings einen besseren Vergleich über den Zeitverlauf.

Von 1999 bis 2014 ist das Engagement kontinuierlich gestiegen. Den deutlichsten Anstieg gab es von 2009 zu 2014 – was, so die Kritiker*innen, ursächlich einer veränderten Methodik des Erhebungsinstruments zuzurechnen ist. Nach 2014 verantwortet das Deutsche Zentrum für Altersforschung nun schon zum zweiten Mal den Deutschen Freiwilligensurvey. Die Engagementquoten sind in diesem Zeitraum auf einem annährend kontinuierlichen Niveau verharrt. Die laute Kritik der vorausgehenden Wellen fand Eingang in die Erstellung des Freiwilligensurveys 2019. Statt hohen Engagementquoten, wurden die Befragungsergebnisse nun auch um den Faktor Bildung gewichtet und prominent im Hauptkapitel veröffentlicht, diese Werte musste man in dem vorangegangenen Bericht im Anhang suchen. Die Quotierung hat zur Folge, dass für alle vorangegangenen Jahre die Engagementquote um 3 bis 4 Prozentpunkte niedriger ist. 2019 engagierten sich demnach 39,7% der Bevölkerung über 14 Jahren.

Allein anhand der Quotierung zeichnet sich ab, dass Engagement durch Ungleichheiten, wie bspw. durch unterschiedliche Bildungszugänge, geprägt ist. Dies wird im Bericht auch noch einmal viel deutlicher herausgestellt. Die Forscher*innen widmen sich in einem ganzen Kapitel dem Thema „Unterschiede und Ungleichheiten im freiwilligen Engagement“. Hier wird deutlich, dass Bildungsungleichheiten im Engagement über den Zeitverlauf zugenommen haben. Menschen mit höherer Bildung sind 2019 anteilig häufiger freiwillig (51,1%) engagiert als Menschen mit niedriger Bildung (26,3%). Der Anteil der Menschen, die in die Gruppe niedrige oder mittlere Bildung gefasst werden und sich engagieren, ist von 2009 zu 2014 weniger geworden. Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen, bspw. eines zunehmenden Mitgliederaustritts oder der zunehmenden Digitalisierung im Engagement ist zu prognostizieren, dass mit einer deutlichen Verstärkung dieses Effektes zu rechnen ist.

Mit Blick auf die Angleichung von Geschlechterunterschieden gibt der Freiwilligensurvey zunächst Hoffnung. Die Engagementquoten von Frauen und Männern haben sich in den letzten Jahren angeglichen und sind nun fast auf einem ähnlichen Niveau. Mit Blick auf unterschiedliche Engagementbereiche gibt es aber immer noch große Geschlechterdifferenzen. Wie auch in den vorangegangenen Jahren sind mehr Männer als Frauen in der Politik und in politischen oder beruflichen Interessensvertretungen engagiert. Frauen übernehmen prozentual häufiger als Männer eher Care-orientiert Tätigkeiten, bspw. im sozialen Bereich oder im Bereich Schule und Kindergarten. Zudem werden Männer häufiger in Vorstands- oder Leistungsfunktionen gezählt. Geschlechterbedingte Unterschiede und Ungleichheiten sind somit auch im Engagement zu finden.

Der Freiwilligensurvey widmet sich auch dem Thema Digitalisierung. Das Internet spielt bei der Ausübung des Engagements eine wesentliche Rolle. Die reine digitale Ausübung von Engagement ist jedoch ein Einzelfall. Das Internet dient vielmehr als ein organisatorisches Werkzeug, bspw. für die Vernetzung, die Bekanntmachung oder die Beratung. Nicht zu vernachlässigen ist aber auch, dass „43,0 Prozent der Engagierten das Internet gar nicht für ihre freiwillige Tätigkeit nutzen“.

Bereits eine Implikation des Kurzberichts lautet: „Für eine Engagementpolitik, die gleichwertige Teilhabechancen für alle anstrebt, aber auch für die Organisationen des Engagements gibt es somit noch einiges zu tun.“ Mit Spannung kann daher der Freiwilligensurvey 2019 erwartet werden, der im Laufe des Jahres 2021 erscheinen soll.

5. Freiwilligensurvey FWS 2019 - BF.pdf5. Freiwilligensurvey FWS 2019 - BF.pdf