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Kaum Bildungsaufstieg aus Arbeitslosigkeit – Paritätische Forschungsstelle präsentiert Auswertung aktueller Daten der BA zur Fort- und Weiterbildung in der Arbeitsförderung

Den drängenden Fachkräftebedarfen der Wirtschaft, dem demographischen Wandel der Gesellschaft und fortschreitender Digitalisierung zum Trotz: Die Fort- und Weiterbildung ist ein Stiefkind der Arbeitsförderung - das müsste sich dringend ändern, meint der Paritätische.

Wie Auswertungen aktueller Daten der Bundesagentur für Arbeit in einer aktuellen Expertise der Paritätischen Forschungsstelle zeigen, erhielten im September 2017 nur 5,2 % der Arbeitslosen eine berufliche Weiterbildung, eine Weiterbildung mit Abschluss sogar nur 2,4 %. Die übergroße Mehrheit der Arbeitslosen befindet sich im Rechtskreis des SGB II, hat aber im Vergleich zur Arbeitslosenversicherung einen deutlich schlechteren Zugang zu Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, v. a. zur Weiterbildung mit Berufsabschluss. Im September 2017 wurden gerade einmal 3,3 % der Arbeitslosen, die von den Jobcentern betreut wurden, mit einer Fortbildung gefördert, mit dem Ziel, einen Berufsabschluss zu erwerben, sogar nur 1,5 % . Qualifizierungsbedarf und Angebot klaffen hier weit auseinander, denn rund 57 % der Arbeitslosen im SGB II verfügen über keinen Berufsabschluss. Das Risiko für Ungelernte, arbeitslos zu werden, ist regional ungleich verteilt und etwa im Osten Deutschland mit 31,7 % deutlich höher als im Westen des Landes (18.4 %). Doch in der Arbeitsmarktförderung wird es systematisch versäumt, regionale Arbeitsmarktrisiken durch Schwerpunkte bei der Qualifizierung abzumildern. Vielmehr wird das vorhandene Qualifizierungsangebot an den kurzfristigen Bedarfen der Unternehmen im jeweiligen Arbeitsagenturbezirk ausgerichtet. Es gibt eine betriebswirtschaftliche Verengung der Arbeitsmarktförderung, die viele Potentiale von ungelernten Arbeitslosen zur nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt und Fachkräftesicherung ungenutzt lässt. Eine Qualifizierungsoffensive, wie sie jüngst von Arbeitsminister Heil zur Flankierung des digitalen Wandels am Arbeitsmarkt vorgeschlagen wurde, ist deshalb nicht nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nötig, sondern muss auch Arbeitslose umfassen. Im Ergebnis muss die Förderung Arbeitsloser deutlich ausgebaut werden. Eine verlässliche Lebensunterhaltssicherung der Arbeitslosen während (längerer) Qualifizierungszeiten, neue Förderschwerpunkte der Arbeitsverwaltung bei der Qualifizierung, passende Bildungsinstrumente und die nötigen Finanzierungsgrundlagen gehören unbedingt dazu.

Anlage:

PaFo-2018-2-FbW.pdfPaFo-2018-2-FbW.pdf