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Geschlechtlich-sexuelle Vielfalt und Menschenrechte – weltweit und in Deutschland

Erstellt von Paritätischer Sachsen-Anhalt

Wie ist die Situation von homo- und bisexuellen sowie inter- und transgeschlechtlichen Menschen weltweit und in Deutschland und welche aktuellen Entwicklungen gibt es in Ländern, in denen LSBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle) verfolgt werden?

Der erste Satz der Allgemeinen Erklärung der UN-Menschenrechte "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren." sichert jedem Menschen weltweit gleiche Rechte und Freiheiten zu.
Wie sieht es aber mit den Menschenrechten hinsichtlich verschiedener geschlechtlich-sexueller Identitäten aus? Wie ist die Situation von homo- und bisexuellen sowie inter- und transgeschlechtlichen Menschen weltweit und in Deutschland und welche aktuellen Entwicklungen gibt es in Ländern, in denen LSBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle) verfolgt werden?

Diese und weitere Fragen diskutierten vorwiegend junge Interessierte in einer vom Begegnungs- und Beratungs-Zentrum „lebensart“ e.V. und der Regionalstelle Süd des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Sachsen-Anhalt angebotenen interaktiven Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Geschlechtlich-sexuelle Vielfalt und Menschenrechte – weltweit und in Deutschland“.

Gerade in Russland und Indien werden Rechte und Freiheiten noch immer vielfach stark eingeschränkt und LSBTI diskriminiert und teilweise kriminalisiert, so die vortragenden Referenten des Fachzentrums für geschlechtlich-sexuelle Identität in ausführlichen Blitzlichtern.

Aber auch in Deutschland ist trotz zahlreicher positiver Entwicklungen Nichtakzeptanz und Abwertung von trans- und intergeschlechtlichen sowie nicht heterosexuellen Menschen weiterhin gang und gäbe. Darüber hinaus erleben wir ein Erstarken systematischer Ausgrenzung auch aus der rechtspopulistischen Ecke, die nicht-heterosexuelle sowie inter*- und trans*-Menschen möglichst unsichtbar machen wollen.

Aktuelle Studien und die Beratungspraxis zeigen, dass das „Coming-out“ (eigener Prozess der Selbstannahme und Öffentlichmachen der Geschlechtsidentität bzw. sexuellen Orientierung) besonders transgeschlechtlicher Menschen weiter mit vielen Ängsten verbunden ist und sie von Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt betroffen sind. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, so die Teilnehmer.

Auch wurde in der Diskussion darauf aufmerksam gemacht, dass in manchen Kreisen die „Heilung“ von Homosexualität weiter propagiert wird. Der Weltärztebund hat dazu schon 2013 klargestellt, dass Homosexualität keine Krankheit oder Störung ist, sondern eine natürliche sexuelle Orientierung. Homosexuelle Menschen leiden nicht unter ihrer sexuellen Orientierung, sondern unter Diskriminierung und Stigmatisierung. Der Weltärztebund warnt strikt vor (derzeit noch nicht gesetzlich verbotenen) Konversions- und Heilungstherapien, die unter anderem auch der in unserer Region ansässige Verein für Lebensorientierung (LEO) befürwortet hatte.

 „Wenn wir in Sachsen-Anhalt immer noch den Verein Leo haben, der Homosexuelle heilen will und wohl immer noch von öffentlichen Fördermitteln lebt, sind wir davon weit entfernt „Schwulenheilung“ zu verbieten“, so eine Teilnehmerin.

Politik und Gesellschaft sind aufgefordert ein Klima zu schaffen, das Verschiedenheit akzeptiert und Stigmatisierungen konsequent entgegenwirkt. Dazu muss auch die Bildungs- und Aufklärungsarbeit in den Schulen noch stärker forciert werden.

Da in Deutschland immer noch geschlechtsverändernde Eingriffe an intergeschlechtlichen Kindern ohne medizinische Notwendigkeit und Einwilligung der Kinder vorgenommen werden, besteht auch hier Handlungsbedarf.

Die Veranstaltung war eingebettet in das Programm der diesjährigen Christopher-Street-Day-Wochen (www.csdhalle.de) in Halle (Saale) und reiht sich ein in die Paritätische Kampagne „Mensch, Du hast Recht“.