Zum Hauptinhalt springen

Für eine Kultur der Organspende - Diskussionspapier des Paritätischen

Zur aktuellen und bevorstehenden Debatte zur Organspende will der Paritätische mit dem vorliegenden Diskussionspapier einen Beitrag leisten. Das Papier wurde am 7. Dezember vom Verbandsrat beschlossen. Der Paritätische spricht sich darin dafür aus, das Selbstbestimmungsprinzip zu stärken, die Maßnahmen im Bereich der Aufklärungsarbeit zu erweitern und in der Debatte die Rolle der Angehörigen mit in den Blick zu nehmen. In Hinblick auf die Debatte rund um die Widerspruchslösung, erinnert das Papier an das vom Deutschen Ethikrat in 2007 präsentierte Stufenmodell, bei dem die verpflichtende Entscheidungslösung mit der Widerspruchsregelung kombiniert wird.

Zur Steigerung der Zahl der Organspenden in Deutschland sind - neben den gesetzlichen Vorgaben zur Entscheidungsregelung - weitere Rahmenbedingungen wesentlich. Hier setzt das laufende Gesetzgebungsverfahren für ein "Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit und Strukturen der Organspende" an. Einige Mitgliedsorganisationen des Paritätischen beteiligen sich zur Zeit im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit initiierten "Gemeinschaftlichen Initiativplans Organspende" daran, flankierende Maßnahmen zur Stärkung der Organspende anzustoßen. Um die Organspende in Deutschland darüber hinaus zu stärken und eine Kultur der Organspende zu etablieren, fordert der Paritätische:

1. Die Förderung der Organspende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es sind Rahmenbedingungen erforderlich, die Vertrauen schaffen.
2. Eine veränderte Zustimmungsregelung sollte das Prinzip der Selbstbestimmung stärken und Angehörige entlasten.
3. Entscheidungen zur Organspende, Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht müssen rechtssicher und zugänglich dokumentiert sein. Zentral hierfür ist die Möglichkeit seine Entscheidung zur Organspende auf der elektronische Gesundheitskarte (eGK) hinterlegen zu können.
4. Eine veränderte Zustimmungsregelung zur Organspende bedarf einer intensiven politischen und gesellschaftlichen Debatte. Eine Widerspruchslösung sollte in keinem Fall so ausgestaltet sein, dass die Aufklärungsarbeit zur Organspende verringert wird.
5. Die Rolle der Angehörigen im Entscheidungsprozess soll bedacht, berücksichtigt und intensiv diskutiert werden.
6. Ärzt*innen, Pflegekräfte und andere im Gesundheitswesen tätige Personen spielen eine zentrale Rolle im Organspendeprozess. Aufgrund ihrer Schlüsselfunktion muss das Thema Organspende verpflichtender Teil ihrer Aus-, Weiter- und Fortbildung sein.
7. Wir benötigen eine Debattenkultur zur Organspende. Hierzu sind Aufklärung und Information aller Bürger*innen zum Thema Organspende umfassend und übergreifend zu organisieren. Komplizierte ethische Fragen dürfen hierbei nicht ausgegrenzt werden und müssen offen diskutiert werden können.
8. Eine Kultur der Organspende bedarf einer Kultur der Wertschätzung.

Diskussionspapier des Paritätischen zur Organspende.pdfDiskussionspapier des Paritätischen zur Organspende.pdf