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Ein Klassenzimmer im Flüchtlingscamp

Erstellt von Nina Weyel, Kinderhilfswerk Stiftung Global-Care

Godi ist stolz auf seinen LKW, den er aus einer 1-Liter-Öl-Dose und Flaschenverschlüssen selbst gebastelt hat. Das Lächeln in seinem Gesicht steht für neue Hoffnung in seinem harten Camp-Alltag. Gemeinsam mit seiner Mutter und sieben Geschwistern lebt der 9-jährige in einer kleinen, mit Plastikplanen bedeckten Hütte aus Lehm und Steinen im Flüchtlingslager Parolinya, Uganda.

Nach wie vor ist Ostafrika durch extreme Dürre und anhaltende Gewalt vom Hungertod bedroht. Besonders dramatisch ist die Situation im Südsudan, wo der Bürgerkrieg tobt. 4 Millionen Menschen sind dort auf der Flucht - im eigenen Land oder über die Grenzen in die Nachbarländer. Über eine Million Südsudanesen sind nach Uganda geflohen – 85% von ihnen sind Frauen und Kinder. Oftmals sind sie hunderte Kilometer zu Fuß unterwegs, verstecken sich monatelang im Busch - ohne sauberes Wasser - ohne Essen.

Auch hinter Godi’s Familie liegt eine lange Zeit der Flucht. Seit 2017 bestreiten sie hier im Camp ein „neues Leben“ – die Hauptsache ist, dass sie überleben. Ihre Hütte haben sie selbst gebaut. Die Ernte im kleinen angelegten Garten daneben schenkt ihnen eine Aufgabe im tristen Tagesablauf. Godi’s Schwester heißt Gloria. Die 16-jährige hat eines der dringendsten Anliegen, das auch der Camp-Direktor benennt, verstanden: “Ich möchte lernen!“

Doch die Zustände der wenigen Camp-Schulen sind katastrophal. In der 3. Klasse werden pro Lehrer 130 SchülerInnen unterrichtet. Auch für Gloria scheint der Schulbesuch aussichtslos. Der Fußweg zu ihrer 11. Klasse ist mehrere Kilometer lang und der überfüllte Klassenraum lässt es nicht zu, Platz zu finden. „Du hast gar keine Chance, es ist zwecklos zu gehen!“

Das Kinderhilfswerk Global-Care setzt sich im Flüchtlingscamp Parolinya vor allem für Familien und deren Kinder ein und schützt ihr Recht auf Zuflucht und Hilfe. Ein Schwerpunkt liegt in der Schulbildung. Durch den Bau einer Schule erhalten 200 bedürftige Kinder im Vorschul- und Grundschulalter Unterricht nach Vorgaben des Bildungsministeriums.

Teil der Hilfsmaßnahmen ist eine tägliche gesunde Mahlzeit für alle Kinder während der Schulzeit. Um eine gute Integration der Flüchtlingskinder in ihrem neuen Lebensumfeld in Uganda zu erreichen, sollen die Schulklassen aus 80% Flüchtlings- und 20% einheimischen Kindern bestehen.

Gerade hier im Camp-Alltag brauchen Kinder wie Godi und Gloria einen regelmäßigen Schulbesuch. Er hilft ihnen, in einen strukturierten Alltag zurückzufinden und in Gemeinschaft mit Spielkameraden und Mitschülern die Erlebnisse der Flucht zu verarbeiten. Das Lernen schenkt ihnen Selbstvertrauen und neue Hoffnung. Eine Perspektive, die sie verdient haben.