Am 9. November 1989 veröffentlichte der Paritätische Wohlfahrtsverband seinen ersten Armutsbericht, unter dem Titel …“wessen wir uns schämen müssen in einem reichen Land…“. Damals hatte der Verband 3,1 Millionen Sozialhilfebezieher als arm bezeichnet, was von der Bundesregierung vehement zurückgewiesen wurde. In Deutschland gebe es kein Armutsproblem, die Sozialhilfe verhindere das. Deutschland wurde mit Ländern verglichen, denen es viel schlechter geht und es wurde dem Paritätischen nahe gelegt, stolz zu sein auf unseren Sozialstaat.
Doch ließ sich der Verband nicht davon abbringen, über Armut in Deutschland zu sprechen und aufzuklären. Es folgten Armutsberichte in den Jahren 1994 und 2000, zusammen mit dem DGB und der Hans-Böckler-Stiftung. 2009 legte der Verband seinen Armutsatlas vor, die erste Aufbereitung der Daten des Statistischen Bundesamtes für Regionen. Und seit 2011 erscheinen die Berichte jährlich. Die Kritik an den Berichten und der Widerstand an dem Thema Armut in Deutschland nahmen dabei über die Jahre zu.
„Bezeichnend an dieser Auseinandersetzung: Je reicher Deutschland im Laufe der Jahre wurde, je weiter allerdings auch die Einkommens- und Vermögensschere sich öffnete, desto rigoroser wurde Armut geleugnet, desto aggressiver wurden jene attackiert, die die schlechte Botschaft von der Armut in diesem reichen Deutschland überbrachten, und desto apodiktischer wurde ihnen praktisch das Recht abgesprochen, jenseits von Obdachlosigkeit oder anderen extremen Erscheinungsformen der Not überhaupt von Armut zu sprechen.“ (Ulrich Schneider, Kampf um die Armut. Von echten Nöten und neoliberalen Mythen, 2015)
Lesen Sie hier die Armutsberichte des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in absteigender Reihenfolge von 1989 bis heute.
Hier können Sie alle Armutsberichte gesammelt downloaden.
Gwendolyn Stilling
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