Der PARITÄTISCHE ist an der Umsetzung mehrerer Bundesprogramme im Bereich Migration beteiligt. Dabei nimmt er eine Zentralstellenfunktion ein. In diesem Sinne koordiniert, begleitet und verwaltet der PARITÄTISCHE die Umsetzung der Bundesprogramme.
In dieser Funktion ist der PARITÄTISCHE für folgende Aufgaben zuständig:
Das Modell der Zentralstellen leistet einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips.
Seit dem 1. Januar 2005 unterstützt die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE), zuvor Migrationserstberatung genannt, Menschen mit Migrationshintergrund über 27 Jahre bei der sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration. Sie hat dabei vor allem die Aufgabe, als Grundberatungsangebot neu zugewanderten Erwachsenen Integrationsförderung (individuelle Beratung und Begleitung auf Basis des Case Managements, Empowerment zum selbstständigen Handeln in alltäglichen Lebenssituationen, Vermittlung an andere Dienste und Einrichtungen) anzubieten. Auch dürfen in Ausnahmefällen unter 27 Jährige beraten werden, die bei Problemlagen ähnlich jener der Erwachsenen (bspw. Wohnungssuche, Beantragung von Kindergeld, Trennung) Unterstützung benötigen.
Migrantinnen einfach stark im Alltag (MiA) - ein erfolgreiches Unterstützungsangebot für Migrantinnen
Kursangebote zur Integration ausländischer Frauen bekannt unter dem bisherigen Namen "niederschwellige Frauenkurse" bestehen seit den 1990er Jahren und stellen ein bewährtes Instrument der Integrationspolitik dar. Lokale Träger der Bildungs- und Integrationspolitik setzen die Kurse bundesweit um.
Seit 2020 beträgt das Programm einen neuen Namen "Migrantinnen einfach stark im Alltag (MiA)". MiA-Kurse zeichnen sich durch ihre besondere Niederschwelligkeit aus.
Die Kurse zur sozialen und gesellschaftlichen Integration ausländischer Frauen und Mädchen, kurz: MiA-Kurse, werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ab dem 01.01.2020 mit maximal 1.500,- Euro (Festbetrag) pro Kurs gefördert. Für einige Migrantinnen sind die Kurse das Sprungbrett ins Berufsleben, anderen helfen sie dabei mit Nachbarn oder Lehren und Erziehern ins Gespräch zu kommen oder vermitteln das Gefühl, mit den eigenen Sorgen nicht allein zu sein und unterstützten sie dabei, sich in Deutschland besser zurecht zu finden.
"Niederschwellig" ist ein Begriff aus der Sozialen Arbeit und bedeutet, dass sogenannte niederschwellige Beratungsangebote ohne Hürden in Anspruch genommen werden können. Frauen können dementsprechend an den niederschwelligen MiA-Kursen teilnehmen, ohne dass sie Vorbedingungen, wie z.B. ein bestimmtes Sprachniveau, mitbringen müssen.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zielgruppe
Ausländische Frauen und Mädchen
→ Gruppe der ausländischen Frauen, deren Aufenthaltsstatus auf Dauer angelegt ist
Frauen aus USA, Kanada, Australien und Westeuropa dürfen NICHT teilnehmen. Komplette Liste der Länder finden Sie im Konzept auf der letzten Seite.
→ Gruppe der Asylbewerberinnen
Rahmenbedingungen
Intention
Kursthemen
Die Kursthemen orientieren sich an den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen und können somit eine
große Bandbreite umfassen. Wesentliches Anliegen ist dabei:
Unterschiede zu den Integrationskursen für Frauen
Die MiA-Kurse unterscheiden sich von den Integrationskursen für Frauen dadurch, dass sie keine Sprachkurse sind, ihr Stundenumfang erheblich geringer ist und sie niederschwellig angelegt sind.
Niederschwellig bedeutet
Dadurch werden Migrantinnen ermutigt, sich aus ihrem persönlichen, teilweise ausschließlich häuslichen und familiären Umfeld, heraus zu begeben und Pläne für ihre Zukunft zu schmieden.
Durchführung & Koordination
Die Durchführung der MiA-Kurse erfolgt im Wesentlichen im Rahmen des Zentralstellenverfahrens. Die Zentralstellen stellen das Bindeglied zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und ihren Mitgliederorganisation dar. Der Paritätische und seine Kollegialverbände nehmen als Zentralstellen insbesondere folgende Aufgaben wahr:
Dabei achtet der Paritätische neben einer regional ausgewogenen Verteilung auch darauf, insbesondere kleiner Vereine und Migrantenselbstorganisationen sowie Mitgliedsorganisationen mit einem umfassenden Angebot, zu berücksichtigen. Die Migrantenselbstorganisationen gewährleisten einen sehr guten Zugang zur Zielgruppe und die Träger mit einem umfassenden Angebot stellen die Durchlässigkeit der Unterstützungsangebote sicher. Im Paritätischen sind 43% der MiA-Kursträger Migrantenselbstorganisationen, 33% der MiA-Kursträger bieten auch Integrationskurse an und fast 20% leisten auch Migrationsberatung für Erwachsene.
Dies betrifft nicht nur administrative Aufgaben - von der Antragstellung bis hin zur Abrechnung der Kurse - sondern insbesondere auch die fachliche Beratung der Kursträger. Immer wieder ist zu klären, ob die Ideen der Träger vor Ort auch mit dem Konzept für die MiA-Kurse übereinstimmen.
Nachdem die Träger ihre Anträge eingereicht haben, erfolgt seitens des Paritätischen die Auswahl geeigneter Träger und die Bündelung zu einem Gesamtantrag, der dann beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gestellt wird. Nach jedem durchgeführten Kurs wird ein Sachbericht eingereicht, der auch eine Befragung der Träger zur Nachhaltigkeit der MiA-Kurse beinhaltet. Die Sachberichte der Träger zu den einzelnen Kursen werden dann vom Paritätischen zu einem jährlich erscheinenden Gesamtsachbericht zusammengefasst.
Der Paritätische hat bereits im Jahr 1998 eine eigene praxisbegleitende Fortbildungsreihe entwickelt und führt diese seitdem jährlich durch. Die Fortbildungsinhalte und auch die Inhalte der MiA-Kurse werden von uns aufgrund der engen Zusammenarbeit immer wieder bedarfsorientiert weiterentwickelt.
Hierzu gehört insbesondere auch die Weiterentwicklung des Konzeptes und der Fördergrundsätze für die MiA-Kurse.
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KONZEPT DER MIA-KURSE
Der Paritätische Gesamtverband tauscht sich im Rahmen seiner Zentralstellenfunktion mit den anderen Zentralstellen (Internationale Bund, Verein für Internationale Jugendarbeit (VIJ), Spanische Weiterbildungsakademie (AEF), AWO-Bundesverband) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aus und entwickelt in der Regel gemeinsam das Konzept und die Fördergrundsätze für die MiA-Kurse weiter.
Dem aktuellen Konzept gültig ab 2020 entnehmen Sie neben der Intention, die Zielsetzung und Zielgruppen der MiA-Kurse, auch die Rahmenbedingungen der Kursdurchführung sowie Hinweise zu den zuwendungsfähigen Ausgaben und den Aufgaben der Kursleiterinnen und Kursbegleiterinnen. Außerdem wird auf die Fortbildung hingewiesen.
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WIRKUNG UND NACHHALTIGKEIT
Die Erfolge der Kurse lassen sich nicht vorrangig in Zahlen ausdrücken, sie werden anhand persönlicher Erfolgsgerichten der Kursteilnehmerinnen und anhand konkreter Beispiele aus der praktischen Arbeit deutlich.
Wie positiv die MiA-Kurse wirken, belegen auch die Sachberichte, die für jeden durchgeführten Kurs eingereicht werden. Nachfolgend eine kleine Auswahl, die zeigt, was die Teilnahme für die Frauen bewirkt. Diese mag nicht für jede Frau zutreffen, dafür sind die Lebensentwürfe zu vielfältig, aber für alle Frauen sind die Kurse mit vielen ganz persönlichen Erfolgen verbunden. Ob diese Erfolge klein oder groß sind,
liegt im Auge des Betrachters.
Darüber hinaus berichten sie von folgenden wesentlichen Ergebnissen aus MiA-Kursen:
Die positiven Wirkungen werden mit geringen Kosten erreicht.
Insbesondere die Erfolgsgeschichten zeigen, dass sich die Investition lohnt.
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BEISPIELE AUS DER PRAKTISCHEN ARBEIT
Ein Blick in die praktische Arbeit vor Ort verdeutlicht, mit welchen Themen sich die Frauen in den MiA-Kursen befassen (können) und welche positiven Wirkungen sie entfalten:
Pforzheim Ferya Ertugrul, Deutscher Kindreschutzbund, Ortsverbund Köln e.V.
Wir sind gemeinsam zur Orientierung auf dem Arbeitsmarkt zunächst die einzelnen Schritte eines Bewerbungsvorgangs - Suche nach offenen Stellen, schriftliche Bewerbung, Lebenslauf und Zeugnisse, Vorstellungsgespräch, Kontaktpflege und Nachbearbeitung - durchgegangen. Die Teilnehmerinnen haben dann selbst aktiv nach Stellen in verschiedenen Jobbörsen im Internet und in Tageszeitungen gesucht und Pläne für ihre berufliche Zukunft geschmiedet. In einem zweiten Kurs haben die Teilnehmerinnen ihre eigenen Bewerbungsanschreiben formuliert und - nach Verbesserungsvorschlägen und Korrekturen von mir - auch an Arbeitgeber verschickt.
Nuriye Atmaca, Trägerkreis Familienzentrum Au e.V. in Pforzheim
Wir haben einen Kurs mit Frauen durchgeführt, die in ihrem Heimatland noch nie eine Schule besucht haben. Unsere angebotene Kinderbetreuung während der Kurse wird von den Teilnehmerinnen immer sehr geschätzt und ermöglicht vielen überhaupt erst die Teilnahme an den Kursen. Da die Teilnehmerinnen der deutschen Sprache kaum bis gar nicht mächtig sind, bedarf es für die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten einer ansprechenden Didaktik und Lerninhalte, die in der Lebenswelt der Teilnehmerinnen eine wesentliche Bedeutung haben. Ich behandele daher praxisnahe Themen wie z.B. Bildung oder die Versorgung und Gesundheit der Angehörigen. Wir spielen verschiedene Alltagssituationen in Dialogen durch und so kommt jede Frau zu Wort. Die Frauen können einfache Gespräche führen und sammeln dadurch Selbstvertrauen.
Sie freuen sich über ihren Lernerfolg und sind darin bestärkt, das Ziel des Besuchs eines Integrationskurses, zu erreichen.
Hatice Erdogan, Verein Interkulturelle Bildung und Beratung e.V. in Obertshausen
In unserem Kurs „Alltagsbewältigung in Deutschland“ wurden die Zuständigkeiten und Hilfsangebote von Behörden, Beratungsstellen, Frauenhäusern, Kinderbetreuungseinrichtungen und der Polizei besprochen. Zur Förderung der Mobilität wurde das öffentliche Nahverkehrsnetz erläutert und Verbindungen zu verschiedenen Orten herausgesucht sowie in der Praxis mit einer Fahrt zum Kreishaus nach Dietzenbach erprobt. Auf diese Weise wurde die Eigenständigkeit der Teilnehmerinnen erhöht und das Selbstbewusstsein gestärkt. Die Frauen waren im Anschluss an den Kurs in der Lage, ihre Angelegenheiten selbst zu erledigen und einen Integrationskurs zu besuchen.
Markéta Adamová, Kulturzentrum Schlachthof e.V. in Kassel
Zur Förderung der Sprachorientierung haben wir auf Nachfrage der Frauengruppe einer Moschee den Kurs „Deutsch für den Alltag“ zu familienfreundlicher Zeit während der Kita- und Schulzeiten, in den Räumlichkeiten der Moschee angeboten. Auf Wunsch der Teilnehmerinnen wurden Themen rund um Familie, Kita, Schule und Arztbesuche besprochen. Der Ort des Kurses war für die Teilnehmerinnen sehr vertraut und ermutigte auch die schüchternen Frauen teilzunehmen und sich in der Anwendung der deutschen Sprache zu versuchen. Die kleine Lerngruppe und die dementsprechend intensive Betreuung ermöglichen einen hohen Lernfortschritt für die Teilnehmerinnen. Interview mit Kursleiterin Kamila Köhnke
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DAS FORTBILDUNGSANGEBOTE FÜR DIE KURSLEITERINNEN
Die Erfolge der niederschwelligen Frauenkurse hängen maßgeblich von der Qualifikation der Kursleiterinnen ab. Daher
hat der Paritätische bereits im Jahr 1998 ein eigenes Fortbildungskonzept entwickelt und führt seitdem einmal jährlich eine dreitägige Arbeitstagung durch. Die Fortbildung ist ressourcenorientiert, indem sie z.B. mitgebrachtes nicht formalisiertes Wissen aufgreift und nutzt. Auf diese Weise wurde dazu beigetragen, dass insbesondere in den ersten Jahren einigen Teilnehmerinnen der Aufstieg zur Kursleiterin gelungen ist. Kursleiterinnen mit Migrationserfahrungen dienen den Teilnehmerinnen als Bildungsvorbilder und gewährleisten einen guten Zugang zur Zielgruppe.
Im Austausch mit den Dozentinnen der Fortbildung und unter der Berücksichtigung der Bedürfnisse der Kursleiterinnen wurde ein modulares Fortbildungskonzept entwickelt, das aus 5 Modulen und verschiedenen Bausteinen besteht.
Die Fortbildungsreihe ist strikt ressourcenorientiert indem sie:
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ZEHN GUTE GRÜNDE FÜR MIA-KURSE
MiA-Kurse sind wichtig, weil…
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KONTAKTE
Janina Shirin Granfar
Referentin für Migrationssozialarbeit
Tel.: 030 24636-472Mail
Gosia Ringwelska-Kapoor
Sachbearbeiterin für MiA-Kurse
Tel.: 030 246 36-469Mail
Der Paritätische Gesamtverband steht in seiner Funktion als Zentralstelle den Mitgliedern des Paritätischen beim Antragstellungsprozess der Gemeinwesenorientierten Projekten zur Seite und leitet auch die Anträge nach Fertigstellung an das BAMF weiter.