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Online-Fachgespräch: Herausforderung Verschwörungsglauben - Was kann Selbsthilfe bieten?

Das Projekt "Beratung gegen Rechts" beim Paritätischen Gesamtverband bietet diese Qualifizierung zur Unterstützung zum Selbsthilfekontaktstellen und -gruppen, die mit Angehörigen von Verschwörungsgläubigen arbeiten, in Kooperation mit der NAKOS und der MBR Berlin an.

In von Unsicherheiten und Ängsten geprägten Zeiten sind die Verbreitung von Falschinformationen, Skepsis gegenüber evidenzbasierter Wissenschaft und Ablehnung demokratischer Institutionen bis weit in Alltagsdiskurse hinein anschlussfähig. Verschwörungserzählungen, die antipluralistische Haltungen offenbaren und zumeist auf antisemitischen Narrativen beruhen, finden dann verstärkt Einzug in die Alltags-Kommunikation, sei es in beruflichen Kontexten oder im persönlichen Nahfeld.

Studien stellen bei etwa einem Drittel der Bevölkerung in Deutschland eine Empfänglichkeit für Erklärungsmodelle fest, welche die Herrschaft geheimer Eliten nahelegen. Angehörige Kolleg*innen und Freund*innen von verschwörungsgläubigen Menschen stehen vor der schwierigen Herausforderung, einen adäquaten Umgang mit den Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt in Familien- und Freundeskreis zu finden. Viele von ihnen organisieren sich zunehmend in der Selbsthilfe und versuchen hierdurch, sich gegenseitig zu unterstützen und Wege zu finden, mit der belastenden Situation umzugehen.

Die Veranstaltung soll Mitarbeitenden von Selbsthilfekontaktstellen 

  • Zugang zu den sozialpsychologischen Hintergründen von Verschwörungsglauben vermitteln
  • Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Verschwörungserzählungen aufzeigen 
  • Möglichkeiten aufzeigen, die Gründung und Begleitung von Selbsthilfegruppen zum Thema unterstützen zu können.

Zielgruppe der Veranstaltung sind Mitarbeitende in Selbsthilfekontaktstellen.

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit NAKOS und MBR Berlin durchgeführt.

Programm/Ablauf

11.00 Uhr Beginn

11.10 Uhr Vortrag “Sozialpsychologische Hintergründe von Verschwörungserzählungen”

Referentin: Pia Lamberty, CEMAS-Institut für Monitoring, Analyse und Strategie

12.10 Uhr Pause

13.00 Uhr Workshop-Phase (Ausführliche Beschreibungen siehen unten)

Workshop 1: Reagieren auf verschwörungsideologische Aussagen

Workshop 2: Umgang mit Verschwörungsideologien und Verschwörungsgläubigen im beruflichen Alltag

Workshop 3: Unterstützung von Angehörigen von Verschwörungsgläubigen

Workshop 4: Selbsthilfeunterstützung im Themenfeld Corona-Leugner*innen, Impfgegner*innen und Verschwörungserzähler*innen

15.00 Uhr Zusammenfassung und Verabredungen

15.30 Uhr Ende

 

Beschreibungen der Workshops

 

Workshop 1: Reagieren auf verschwörungsideologische Aussagen

Wie reagieren, wenn wissenschaftliche Fakten geleugnet, antisemitische Vorstellungen vertreten werden oder das Gegenüber sich in einer „Diktatur" wähnt? Auch Fachkräfte  der Sozialen Arbeit stehen vor den Herausforderungen, in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld angemessen auf verschwörungsideologische Aussagen reagieren Zu wollen oder zu müssen.

Im Workshop wird eingangs der Frage nachgegangen, wie Verschwörungserzählungen aufgebaut sind und welche Funktionen sie erfüllen. Anschließend werden in praktischen Übungen konkrete Reaktionsmöglichkeiten und Gesprächsstrategien erprobt und diskutiert. Ziel ist die Erweiterung der Reaktionsmöglichkeiten und insbesondere die Stärkung der Sprechsicherheit der Teilnehmenden.

Referent*innen: Isabella Greif und Michael Sulies, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)

 

Workshop 2:  Umgang mit Verschwörungsideologien und Verschwörungsgläubigen im beruflichen Alltag

Verschwörungsideologien können auf unterschiedlichste Weise zu einer Herausforderung am Arbeitsplatz werden. Wie damit umgehen, dass die Kollegin bei Demonstrationen teilnimmt und den Holocaust verharmlosende Sticker trägt? Was tun, wenn verschwörungsideologische Akteure Räume oder Veranstaltungen „kapern“ wollen?

Wie können Absprachen im Team getroffen, wie „rote Linien“ definiert, wie größere Handlungssicherheit erlangt werden? Auf welche Ressourcen, Leitlinien können sich Organisationen stützen? Welche präventiven, intervenierenden oder auch nachsorgenden Handlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung? Wie können sich Kolleg_innen gegenseitig unterstützen?

Anhand konkreter Beispiel-Szenarien aus der Beratungspraxis der MBR sollen Möglichkeiten des wertebasierten Umgangs mit Verschwörungsideologien im beruflichen Alltag erarbeitet werden. Der Workshop bietet dabei Raum für einen Austausch über Erfahrungen der Teilnehmenden.

Referent*innen: Manja Kasten und Felix Müller, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)

 

Workshop 3: Unterstützung von Angehörigen von Verschwörungsgläubigen

In diesem Workshop wird es um Fragen der Selbsthilfe und Umgang mit betroffenen Angehörigen gehen. Anhand praktischer Fälle aus der Beratungsarbeit wollen wir gemeinsam über Wege eines sicheren Umgangs mit Menschen beraten, die an Verschwörungsmythen glauben und sogar demokratiefeindliche Inhalte verbreiten: Wie kann ich meine eigenen Grenzen erkennen und setzen? An welcher Stelle sollte ich mich positionieren?

Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, inwieweit man für verschwörungsgläubige Personen erreichbar bleiben kann. Eventuell sind Ambivalenzen in der Ideologie vorhanden: Wie kann dahingehend ein Kontakt auf Augenhöhe gestaltet werden? Wann ist es sinnvoll den Kontakt zu pausieren, oder gar abzubrechen?

Referentin: Sonja Marzock, Projektleitung entschwört.

„entschwört. Beratung zu Verschwörungsmythen im persönlichen Umfeld“ ist seit Juli 2021 eine Anlaufstelle für alle Berliner:innen. Weitere Informationen: www.entschwoert.de  | www.pad-berlin.de

 

Workshop 4: Selbsthilfeunterstützung im Themenfeld Corona-Leugner*innen, Impfgegner*innen und Verschwörungserzähler*innen

In diesem Workshop wird anhand eines praktischen Beispiels einer Gruppengründung zum Thema „Angehörige von Verschwörungserzähler*innen“ aufgezeigt, wie das Thema in der Selbsthilfe konstruktiv bearbeitet werden kann und welche Vorüberlegungen hierzu hilfreich sein könnten. Hierzu wird die Gruppengründerin einen Erfahrungsbericht mit den Workshopteilnehmer*innen teilen und für Fragen zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus wird es noch Raum geben, zu diskutieren, welche Werkzeuge nützlich sein könnten, um sich als Selbsthilfeunterstüzer*innen von Gruppengründungsanfragen mit diskriminierenden/anti-demokratischen Themen abzugrenzen.

Referentinnen: Eva Parashar, M.A. Ethnologie, Selbsthilfezentrum München, Ressort Soziale Selbsthilfe, Gruppengründungen, Beratung;
N.N., Gruppengründerin der „Selbsthilfegruppe für Angehörige von Coronaleugnern, Coronaverharmlosern, Verschwörungsüberzeugten" (möchte anonym bleiben).

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