Klimaschutz, Umweltschutz und Klimaanpassung
Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen
Die zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise sind in Deutschland deutlich spürbar. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Sturzfluten treten häufiger auf, dauern länger an und werden immer intensiver. Besonders betroffen sind soziale Einrichtungen, in denen kranke, pflegebedürftige und alte Menschen, aber auch Kinder und Jugendliche, Geflüchtete, Wohnungslose und Menschen mit Behinderung betreut werden. Diese vulnerablen Gruppen sind den Gefahren und Risiken der Klimakrise besonders ausgesetzt und benötigen dringend Unterstützung, um sich zu schützen.
Seit dem 1. Juli 2024 unterstützt der Paritätische Gesamtverband seine Mitgliedsorganisationen aktiv dabei, sich auf die Folgen der Klimakrise vorzubereiten und notwendige Anpassungsprozesse in den Einrichtungen umzusetzen. Ziel ist es, einen intensiven Dialog zum Thema Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen und Diensten zu führen und konkrete Handlungsmöglichkeiten für die Mitgliedsorganisationen aufzuzeigen.
Eine erste Bestandsaufnahme soll klären, wie stark Paritätische Einrichtungen und die betreuten Menschen von den Folgen der Klimakrise betroffen sind und welche spezifischen Bedarfe in der Mitgliedschaft bestehen. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden thematische Workshops und regionale Vernetzungstreffen organisiert, persönliche Beratungsgespräche angeboten und eine Handreichung erstellt.
Für dieses wichtige Vorhaben wurde eine auf zwei Jahre befristete Personalstelle geschaffen, die durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert wird.
Umfrageergebnisse Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen und Diensten
Insgesamt haben 710 Personen den Fragebogen zur Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen und Diensten ausgefüllt. Ziel war es, ein umfassendes Bild darüber zu erhalten, wie diese Einrichtungen mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen, welche Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und welche Unterstützung erforderlich ist, um die Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen und anderen klimabedingten Herausforderungen zu stärken. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als die Hälfte der Befragten (52,8 %) (sehr) große Sorgen bezüglich Extremwetterereignissen äußern.
Diese Besorgnis wird durch die Erfahrungen der letzten zehn Jahre untermauert: 69,8 Prozent der Befragten berichten, bereits unter den Folgen von extremen Wetterereignissen gelitten zu haben. Besonders häufig traten Starkniederschläge und Sturzfluten (41,6 %), Hitzeperioden und Dürre (40,6 %), Starkwinde und Stürme (20,3 %) sowie Hochwasser (8,8 %) auf.
Die Auswirkungen dieser Wetterereignisse sind gravierend. 66,9 Prozent der Befragten geben an, dass die Arbeitsbelastung für Mitarbeitende gestiegen ist, und 48,9 Prozent weisen auf die Notwendigkeit erhöhter Schutzmaßnahmen hin. Zudem berichten 43,8 Prozent von Schäden an der Infrastruktur, 41 Prozent von höheren Betriebskosten und 26,1 Prozent von gesundheitlichen Auswirkungen. Betriebsausfälle und Unterbrechungen betrafen 23 Prozent der Einrichtungen.
Einschränkungen im betrieblichen Ablauf
Aus den offenen Antworten wird deutlich, dass geplante Veranstaltungen aufgrund von Extremwetterereignissen in den Einrichtungen abgesagt werden mussten und die Zahl der Besucher*innen zurückging. Insbesondere bei starker Hitze konnten Termine mit Klient*innen nicht wahrgenommen werden, da Beratungen z. B. für Schwangere und Menschen mit verringerter Belastbarkeit bei sehr hohen Temperaturen für diese Personengruppen nicht zu ertragen sind. Zudem berichten Schulen, dass der Unterricht bei hohen Temperaturen kaum durchführbar ist, und Kitas konnten ihre Räumlichkeiten nicht uneingeschränkt nutzen. Eine Einrichtung verwies auf die Gefahr von Dachlawinen im Winter, was das Spielen im Innenhof unmöglich macht. Die Unzuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs aufgrund von Extremwetter führt außerdem dazu, dass Einrichtungen vermehrt auf Autos zurückgreifen müssen.
Die Einschätzung der Befragten zeigt, dass 58 Prozent den Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitglieder als sehr stark bis stark empfinden. Besonders besorgniserregend ist die Relevanz von Hitze, die 92,6 Prozent der Befragten als kritisch erachten, gefolgt von psychischen Belastungen (56,5 %) und der Verbreitung von Infektionskrankheiten (42,9 %).
Forderung nach finanzieller und personeller Unterstützung
Obwohl 71,6 Prozent der Einrichtungen bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung ergriffen haben, geben nur 29 Prozent an, über Strategien oder Konzepte zur weiteren Anpassung an den Klimawandel zu verfügen. Dies verdeutlicht, dass es bereits großen Handlungsbedarf gibt, Maßnahmen aber häufig noch unsystematisch und punktuell umgesetzt werden. Um Klimaanpassung ganzheitlich und systematisch angehen zu können, fordern 83,4 Prozent der Befragten finanzielle Mittel, 61,3 Prozent technische Beratung und Planungshilfe und 52,3 Prozent personelle Ressourcen. Signifikant ist, dass 95,5 Prozent der Einrichtungen derzeit keine Personalstunden für den Bereich Klimaanpassung zur Verfügung haben und 82,6 Prozent nicht in die Erstellung kommunaler Klimaanpassungskonzepte eingebunden sind.
Die Umfrage verdeutlicht, dass soziale Einrichtungen und Dienste in Deutschland stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Die hohe Arbeitsbelastung, infrastrukturelle Schäden und der Rückgang der Besucher*innenzahlen sind nur einige der Herausforderungen, denen sich diese Organisationen gegenübersehen. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, um effektive Anpassungsstrategien zu entwickeln und die notwendige Unterstützung bereitzustellen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass finanzielle Mittel, technische Beratung und personelle Ressourcen dringend benötigt werden, um sich den klimatischen Veränderungen anzupassen und die Mitarbeitenden sowie Klient*innen vor Extremwetterereignissen zu schützen.
Ergebnisse und Grafiken