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Nach 1945: Zeit der Wiedergründung(en)

Aufbauarbeit

Es ist viel zu tun nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Zahlreiche Städte liegen in Trümmern, die Versorgungslage ist vielerorts katastrophal und Millionen Menschen sind von Flucht und Vertreibung betroffen. Die kirchlichen Organisationen (Caritas, Innere Mission) haben die Zeit des Nationalsozialismus als Organisation überlebt und ihre Strukturen teilweise beibehalten können. Sie sind es, die sich zunächst der vielen Hilfsbedürftigen direkt nach dem Kriegsende annehmen. Zudem fördern die westlichen Militärregierungen die Arbeit der freien Wohlfahrtspflege, da viele Strukturen nicht mehr bestehen.

Hessen als wichtiges Zentrum des Wiederaufbaus

Anders als noch in der Entstehungs- und Konsolidierungszeit des Verbandes in der Weimarer Republik erfolgt die Gründung der meisten Landesverbände nun vor dem Gesamtverband: Zuerst entsteht der Landesverband Bremen (1946), dann Württemberg-Baden (1947), Hessen (1947) und Niedersachsen (1949). Es folgen weitere Landesverbände, zuletzt u. a. 1950 Rheinland-Pfalz und Berlin

Im April 1948 wird die Gründung einer Paritätischen Arbeitsgemeinschaft in der amerikanischen Besatzungszone beschlossen, vier Monate später die Arbeitsgemeinschaft für die Westzonen. Die Leitung der nun auf die gesamte Westzone ausgedehnten Arbeitsgemeinschaft obliegt dem Hessischen Landesverband, Frankfurt am Main wird Ort der entsprechenden Zentralstelle.

Am 8. Oktober 1949 gründet schließlich die Mitgliederversammlung dieser Arbeitsgemeinschaft in Frankfurt am Main den Paritätischen Gesamtverband. Der bis 1934 verwendete Name „Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband e.V.“  wird hierbei übernommen. Auch das alte Signet des Verbandes, eine Zickzacklinie bzw. stilisiertes „VWV“ als Abkürzung des ursprünglichen Namens, bleibt. 

Wilhelm Polligkeit, der schon zuvor gegenüber anderen Verbänden als Vertreter des Paritätischen als Ganzem auftrat, wird auf der Gründungsversammlung zum Ehrenpräsidenten gewählt. Kurt Göbel, FDP-Mitglied und Landtagsabgeordneter in Frankfurt, wird 1. Vorsitzender.

Als Sitz des Gesamtverbandes wählt man 1949 Frankfurt am Main. Dies wird jedoch nur als Provisorium angesehen. Man hat vor, den Sitz wieder nach Berlin zu verlegen, sobald die politische Lage es erlaube. Obwohl inzwischen zwei deutsche Staaten entstanden sind, hält der Verband zunächst noch daran fest: So prüfen 1954 Vertreter des Gesamtverbandes und des Berliner Landesverbandes, ob ein am Wannsee befindliches Gebäude sich als Hauptgeschäftsstelle eignen würde.

Das Ringen um Akzeptanz für eine wachsende Mitgliedschaft

Auch die Arbeit des wieder gegründeten Paritätischen wird zunächst von den unmittelbaren Folgen des Zweiten Weltkriegs bestimmt. Besonders hilfebedürftig sind die zahlreichen Geflüchteten und Heimatlosen. Für viele der im Paritätischen organisierten Vereine stellt die Flüchtlingshilfe einen bedeutenden Teil ihrer Arbeit dar, so betreiben beispielsweise Mitgliedsorganisationen 1955 zwölf Heime für Heimatvertriebene und Flüchtlinge.

Der Paritätische Gesamtverband berichtet über die geleistete Hilfe für Geflüchtete seiner Mitgliedsorganisationen, informiert über bürokratische Neuerungen und diskutiert Grundsatzfragen. Auch der Politik steht der Paritätische beratend zur Seite, wie im Beirat für Vertriebenen- und Flüchtlingsfragen.

Unmittelbar nach der Wiedergründung sind für den Verband Spenden essentiell, bedeutend ist hierbei der Erhalt von sogenannten Liebesgaben über Programme aus dem Ausland, die wiederum nur Mitglieder im Trizonalen Zentralausschuss für Verteilung ausländischer Liebesgaben (TriZa) erhalten. Der Zugang zu diesem verbleibt dem Paritätischen aber zunächst verwehrt. Trotz vieler Fürsprachen und Verhandlungen bekommt der Verband erst im Januar 1952 seine Mitgliedschaft bestätigt.

Trotz der schwierigen Startbedingungen entwickelt sich die Anzahl der Mitgliedsorganisationen positiv. 1951 zählt der Paritätische 377 Mitglieder, nur vier Jahre später sind es bereits 556 mit 2.440 angeschlossenen Einrichtungen, die den Weg in den Paritätischen gefunden haben.

Notwendige PR in Eigensache

Immer wieder erleben die Vertreter*innen, dass der Name und die Funktion des Verbandes sowohl bei den Behörden als auch in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Infolgedessen macht man sich vermehrt Gedanken über die Außenwirkung und wie die Bekanntheit des Verbandes gesteigert werden kann.

Ein Ergebnis: Das Mitgliedermagazin wird aufgewertet, indem es als Heft in Farbe erscheint, über die Arbeit von Mitgliedsorganisationen berichtet und auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird.