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Ausgabe 01 | 2024: 100 Jahre Der Paritätische
Schwerpunkt
Prof. Dr. Dieter Sengling bei der Paritätischen Mitgliederversammlung im Oktober 1991.
Zum 25. Todestag von Dieter Sengling

„Warum eigentlich nicht?“

Der ehemalige Paritätische Bundesvorsitzende Prof. Dr. Dieter Sengling starb am 25. Mai 1999. Er hat das heutige sozialpolitische Profil des Verbandes deutlich mitgeprägt. Vier ehemalige Student*innen von Prof. Dr. Sengling erinnern sich an ihn.

Es mag widersprüchlich klingen, aber mit diesem einen Satz führte und prägte Dieter Sengling die Parität mit Kraft und großem Charisma. „Warum eigentlich nicht?“ war, aus dem Munde von Dieter Sengling, kein Ausdruck von Belanglosigkeit oder Laissez Faire. Es war die Überzeugung, dass es mehr Toleranz, ein Mehr an Zulassen-Können in dieser Gesellschaft braucht, als der Professor für Erziehungswissenschaft 1987 zum Vorsitzenden des Paritätischen gewählt wurde. Vielfalt war für ihn Voraussetzung und Motor für gesellschaftliche Bewegung und Fortschritt zugleich. Humanität und Gerechtigkeit waren seine Zielmarken.

Der würdige „Umgang den Anderen“ war das Thema, das ihn umtrieb. Sengling wurde 1936 in Halle geboren, studierte in Marburg und Wien Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft. In Hamburg lernte er die Praxis der Straffälligenhilfe kennen. Er leitete das Jugendamt in Münster und später das Institut für Erziehungswissenschaft an der dortigen Wilhelms-Universität. Er brachte das ganze Pfund seiner Erfahrungen als Sozialarbeiter, Amtsleiter, Wissenschaftler, Dekan und Institutsleiter in die Parität ein.

Er richtete den Verband neu aus: Er brachte die „Grundsätze der Verbandspolitik“ auf den Weg, die 1989 beschlossen wurden. Sie geben dem Verband bis heute Orientierung und haben mit ihrem Dreiklang aus „Vielfalt, Toleranz und Offenheit“ niemals an Aktualität eingebüßt. Ganz im Gegenteil. Er brachte im gleichen Jahr den ersten Armutsbericht des Paritätischen auf den Weg, mit dem die „Politisierung“ des Verbandes begann. Die Wiedervereinigung Deutschlands und der Aufbau der Verbandsstrukturen wurden ihm zu einem persönlichen Anliegen, in das er ungeheure Energie und Zeit investierte.

Seine große Stärke dabei war das Gespräch, das Zugehen auf Menschen, das Verstehen der Menschen. Sengling hatte die Fähigkeit, sich berühren lassen zu können, mitzufühlen und auch mitzuleiden. Sengling war und blieb halt trotz seines großen strategischen und politischen Talentes durch und durch Pädagoge. Er war Professor, verfiel aber nie der Versuchung zu belehren oder gar zu dozieren. Stattdessen immer wieder „Warum eigentlich nicht?“

Margit Berndl

Joachim Hagelskamp

Ulrich Schneider

Martin Wißkirchen

Über Prof. Dr. Sengling

Prof. Dr. Dieter Sengling war Erziehungswissenschaftler an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er studierte in Marburg und Wien Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft, promovierte 1966 und leitete nach seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent in Hamburg bis 1977 das Jugendamt der Stadt Münster.

Ab 1977 erhielt er den Ruf für eine Professur für Erziehungswissenschaften an der Universität Münster und ab 1987 Bundesvorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Zuvor war er bereits stellvertretender Vorsitzender beim Paritätischen Landesverband NRW. In seiner Zeit beim Gesamtverband entstand 1989 der erste Armutsbericht. Nach dem Fall der Mauer war er maßgeblich am Gelingen einer gesamtdeutschen Wohlfahrt beteiligt. Er starb 1999 mit 63 Jahren.

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