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Ausgabe 05 | 2022: Selbsthilfe
Verbandsrundschau

Aus den Landesverbänden

Mecklenburg-Vorpommern

„Wir sind eine Menschenfamilie“

Heiko Höcker
Die Festivalcrew vor glücklichem Publikum

Kinder- und Jugendhilfe Verein Sternentaler lockt mit Festival „Mother Earth“ 18.000 Gäste nach Schwerin

Es war ein Fest der Vielfalt, Toleranz und Offenheit: Das „Mother Earth“ Festival in Schwerin. Ein erstmaliges, aber nicht einmaliges Erlebnis soll es sein, hofft Veranstalter Heiko Höcker. 18.000 Besucherinnen und Besucher kamen Anfang August zum interkulturellen Straßenfest mit Künstlern wie Marquess, MIA oder Keimzeit mit dem Ziel, den Respekt und die Gleichberechtigung aller Menschen in den Fokus zu rücken.

„Wir sind eine Menschenfamilie, egal welcher Kultur oder Religion wir angehören, welche Hautfarbe wir haben oder ob wir ein Handicap haben“, sagt Heiko Höcker. Menschen zusammenzubringen, das ist seine Vision. Und seine Mission. Höcker ist Geschäftsführer des ambulanten Kinder- und Jugendhilfevereins Sternentaler in Schwerin. Er lebt die paritätischen Werte durch und durch: Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen und zu begleiten ist sein Alltag, auch die Integration Geflüchteter gehört dazu. „Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt er. „Und zwar jeder einzelne.“ Gemeinsam ein internationales Fest mit tollen Momenten zu feiern war schon lange sein Traum. Jetzt hat er ihn sich und vielen anderen erfüllt.

Heiko Höcker
Die Band Keimzeit

Das Non Profit Event war schon lange geplant. Zwei Jahre lang hatten Höcker und sein Team coronabedingt auf diesen Moment gewartet. Das große Ziel des Festivals: Begegnungen schaffen, Vorurteile abbauen, sensibilisieren für die begrenzten Ressourcen auf der Erde. Auf dem sogenannten Markt der Möglichkeiten präsentierten sich Vereine, wie beispielsweise der syrische und ukrainische Kulturverein, um mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Das Festival mit Musik, Sport, Kultur und kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt sieht er als perfektes Transportmittel, um Menschen und diese Themen einander näher zu bringen. Dafür hat er viele Unterstützer und Partner gefunden.

Einer der Unterstützer und langjährigen Partner ist die Udo Lindenberg Stiftung. Der Journalist und Autor Arno Köster koordiniert die Arbeit der Stiftung, ruft immer wieder Projekte, Aktionen und Benefizkonzerte ins Leben, sucht den Austausch mit Politiker*innen und sozialen Organisationen. Im Rahmen des Festivals sprach er in einer Talkrunde mit seinen Gästen unterschiedlicher Nationalitäten über die Frage „One World - wie geht das? „Vielfalt ist wichtig“, sagt Arno Köster. „Wir wollen eine Welt, in der alle Menschen gleiche Chancen und Rechte haben.“ Dabei sei Udo Lindenberg sein großes Vorbild: „Udo kämpft gegen die Ausbeutung in der dritten Welt, gegen die Verbreitung rechter Gewalt, für Toleranz und eine gerechtere Welt. Wie Udo denke auch ich, dass Künstler als Mahner aufstehen und andere mitnehmen müssen, wenn es um Grundfragen menschlicher Existenz geht.“ Zu den Künstlern des Festivals gehörten Bands wie Marquess, MIA, UDOMAT, Ronja Maltzahn oder Keimzeit. „Wir freuen uns auf das Festival und die vielen Menschen, die die Botschaft des Festes unterstützen“ so der Sänger der Gruppe Keimzeit, Norbert Leisegang.

Heiko Höcker
Marquess

Die Menschheit müsse sich um Fragen der Gerechtigkeit kümmern, sonst werde das Leben für unsere Kinder auf der Erde immer schwieriger, mahnt Höcker. Den Auftakt zum Festival machten daher rund 1000 Kitakinder mit einem Umzug zum Thema Mutter Erde. Mit Blüten geschmückt und einer Pappmaché-Weltkugel mit dem Ozonloch setzen sie ihr ganz persönliches Warnzeichen für Umwelt und Nachhaltigkeit. „Auch Kinder sollten so früh wie möglich an die Themen Umwelt, Toleranz und Miteinander herangeführt werden“, meint Höcker und freut sich, dass er so viele Kinder mit kreativen Ideen gewinnen konnte.

Neben dem Umzug der Kids gehörte die Präsentation des eigens von Des Copeland und Heiko Höcker geschriebenen „Mother Earth-Song“ zum Eröffnungsprogramm. „Der Song feierte hier seine Weltpremiere“, so Höcker stolz. Der Text bringe die Aussage des Festivals auf den Punkt: in Frieden mit allen Menschen und der Natur auf der Erde zu leben.

„Wir haben uns riesig darüber gefreut, dass alle so friedlich miteinander gefeiert haben“, sagt er und zieht eine positive Bilanz. Das Festivalkonzept aus Vereinskultur, Unterhaltung, Integration, erstem Talk und auch dem Bewusstmachen begrenzter Ressourcen sei gelungen. Gerne möchte er das Festival in einem Turnus von zwei Jahren etablieren und plant schon das nächste für 2024. „Wir müssen uns mehr füreinander interessieren und solidarisch auf der Erde leben. Wir sind doch eine Menschenfamilie.“

Stephanie Böskens ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Migration beim Paritätischen Mecklenburg-Vorpommern

Hessen

Jubiläumsfest des Paritätischen Hessen

„Wir haben lange überlegt, ob eine Feier angebracht ist angesichts von Corona und Krieg in der Ukraine, aber gerade in Krisenzeiten halten wir es auch für wichtig zu zeigen, wie wichtig soziale Arbeit ist.“ Mit nachdenklichen Worten begrüßte Landesgeschäftsführerin Dr. Yasmin Alinaghi die Gäste zur Jubiläumsfeier des Paritätischen Landesverbands Hessen. In einer grünen Oase inmitten der Stadt, auf dem Gelände der Lebenshilfe Frankfurt am Main in Bockenheim, kamen am 7. Juli Akteur*innen Paritätischer Mitgliedsorganisationen aus ganz Hessen, aus den Regionalbüros und der Landesgeschäftsstelle sowie geladene Gäste zusammen, um das 75-jährige Bestehen des Paritätischen Landesverbands zu würdigen. Dazu gehörten auch Hessens Staatsminister für Soziales und Integration, Kai Klose, der in seinem Grußwort unter anderem den Einsatz des Paritätischen für soziale Gerechtigkeit hervorhob, und Carsten Tag, Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen, sowie der frühere Geschäftsführer des Paritätischen Hessen, Günter Woltering und Ehrenvorsitzender Paul Marx.

Blick in die Geschichte

In Zeiten großer Not wurde der Verband aus der Taufe gehoben: Armut, Hunger, Wohnungsmangel und Arbeitslosigkeit herrschten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Um jene Vereine, Einrichtungen und Stiftungen zu unterstützen, die Menschen in Not halfen, gründete sich 1947 in Hessen der erste Landesverband des Paritätischen und war damit zugleich auch ein Hauptmotor für die Wiedergründung des Paritätischen auf Bundesebene, wie Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Werner betonte. 75 Jahre später stehen der Paritätische und die Freie Wohlfahrtspflege wieder vor enormen Herausforderungen: Der soziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist in Gefahr. Die Folgen von Corona und Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise und Klimawandel drohen vieles zu zerstören, was in den vergangenen Jahrzehnten an sozialen Fortschritten erreicht wurde. Angesicht dessen sei es für die Mitgliedsorganisationen immens wichtig, einen kompetenten und starken Fachverband im Rücken zu haben, der sowohl für die Belange der Träger sozialer Einrichtungen eintritt als auch für die Interessen der Menschen, die diese Einrichtungen nutzen, betonten vielfach Vertreter*innen aus dem Kreis der Mitgliedsorganisationen. Einige Mitgliedsorganisationen hatten Infostände aufgebaut und stellten bei einem Markt der Möglichkeiten ihre Arbeit vor. Das schöne Wiesengelände mit Apfelbäumen lud zum Austausch ein und es wurden viele Gespräche geführt.

Nicht fehlen durfte bei der Feier neben Musik vom Live Lounge Projekt, Performance der Gruppe „Die Laufmaschen“ und diversen Leckereien auch der Austausch über Paritätische Werte und sozialpolitische Positionen, beispielsweise zur Integration von Flüchtlingen und zum unterschiedlichen Umgang mit Menschen aus der Ukraine und Ländern wie Syrien und Afghanistan.

Barbara Helfrich ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Paritätischen Landesverband Hessen

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