Der Tasmanische Teufel – kleiner Held mit Beutel
Warum nicht mal mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor an eine Situation herangehen, die zunächst für alle, die vor dieser schwerwiegenden Operation – einer Stomaanlage - stehen, eine große Belastung darstellt? Die Überlegung bestimmte Fragen, die Stomaträger*innen bewegen, mal in Form eines Comics darzustellen, gehörte schon lange zu den Ideen, die immer wieder mal geäußert wurden, aber genauso lange auf die Umsetzung gewartet haben.
Im Oktober 2020 war es dann soweit: Eine Sonderausgabe der Selbsthilfezeitung der KISS (Kontakt- und Informations-Stelle für Selbsthilfegruppen) aus Hamburg unter dem Titel "Gemeinsam. Ein Selbsthilfe-Comic" war erschienen. Darin waren 15 Hamburger Selbsthilfegruppen mit ihren Themen und Arbeitsweisen als Comic portraitiert worden.
Die ILCO war dann im Rahmen eines Folgeprojekts mit dabei. Unter dem Motto "Life is amazing" nahm die KISS am Hamburger Comic-Festival teil und brachte so das Thema Selbsthilfe auf eher ungewohnten Wegen ins Bewusstsein der*des Betrachter*in. Über den ILCO-Landesverband Hamburg/ Schleswig-Holstein kam eine Zusammenarbeit mit der Zeichnerin Lina Lenzmann zustande. Gemeinsam hat sich die Idee entwickelt, den Besuchsdienst der ILCO in gezeichneter Form darzustellen. Dabei wählten wir stellvertretend für die „Beutelträger*innen“ nicht das vertraute Känguru aus, sondern den Beutelteufel. Diese Tiere leben nahezu ausschließlich auf der Insel Tasmanien, südlich von Australien. Das kleine Tier hat eine charmante Eigenart: Immer wenn es sich aufregt, leuchten seine Ohren rot. Diese Eigenart ist hervorragend geeignet die Emotionen des Beutelteufels darzustellen.
Der erste Comic wurde zunächst einer kleineren Gruppe von aktiven ILCO-Mitgliedern vorgestellt, die überwiegend im Besucherdienst tätig waren. Und man kann sagen: Es gab nicht wenige, die „schockverliebt“ waren. Es war beeindruckend, wie ohne Worte, die übermächtigen Gefühle eines Frischoperierten dargestellt werden konnten und auch die Erleichterung sichtbar wurde, als ein ebenso Betroffener am Krankenbett mitteilen konnte: „Mir geht´s heute gut – mit meinem Stoma“.
Im Frühjahr 2022 wurde dann der Comic in der Mitgliederzeitschrift vorgestellt, zusammen mit der Bitte, uns bei der Namensgebung zu unterstützen. Die Resonanz war dann etwas verhaltener als zuvor in der kleineren Runde, auch gab es Stimmen, die die Zeichnung (und auch die Comic-Idee) etwas kindisch fanden, andere sogar ärgerlich waren, dass man sich vom Känguru verabschiedet hat.
Mittlerweile hat der Beutelteufel einen Namen. Harri – abgeleitet von seinem wissenschaftlichen Namen Sarcophilus harrisii, der auf den Naturforscher George Harris zurückgeht.
Wie geht’s weiter? Sowohl die Zeichnerin als auch der Vorstand wollen dieser Figur Zeit geben sich zu entwickeln. Die Figur steht noch ganz am Anfang. Man wird sehen, ob die Idee - wichtige Fragestellungen aus dem Leben mit einem Stoma - in einem Comic darzustellen, langfristig Anklang und Aufmerksamkeit findet.
Gerade ist der zweite Comic fertig gestellt: Harri geht zum ersten Mal zu einem Gruppentreffen. Ansehen kann man sich beide Comics auf der Website.
Martina Jäger ist Geschäftsstellenleiterin der ILCO
Weiterlesen
- Die Homepage der Deutschen ILCO
- Die Deutsche ILCO auf Facebook und bei Wir sind Parität
- Die Junge ILCO auf Instagram