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Liebe Leser*innen,
aktuelle Berechnungen des Paritätischen machen deutlich, dass die Armut in Deutschland mit einer Armutsquote von 16,9 Prozent im zweiten Pandemie-Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht hat. 14,1 Millionen Menschen müssen demnach hierzulande derzeit zu den Armen gerechnet werden; 840.000 mehr als vor der Pandemie. Nach wie vor zeigen Haushalte mit drei und mehr Kindern sowie Alleinerziehende die höchste Armutsbetroffenheit aller Haushaltstypen. Nicht Erwerbstätige und Personen mit niedrigem Bildungsniveau sind ebenfalls stark überproportional von Armut betroffen. Das gleiche gilt für Menschen mit Migrationshintergrund und ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Die Armut unter Kindern und Jugendlichen hat mit 21,3 Prozent eine neue traurige Rekordmarke erreicht.
Um Armut zu bekämpfen fordert der Paritätische u.a. eine deutliche Anhebung der Regelsätze in Hartz IV bzw. des Bürgergeldes und Altersgrundsicherung von jetzt 502 auf 725 Euro, eine existenzsichernde Anhebung des BAföG und die Einführung einer Kindergrundsicherung, die das Existenzminimum von Kindern armutsfest abdeckt.
Im vorliegenden Monatsreport finden Sie Vorschläge für die Ausgestaltung einer Kindergrundsicherung, aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Situation in der Ausbildungslandschaft und zur Ausbildungsgarantie, eine neue Podcastreihe zur Gesundheitsförderung in der Jugendsozialarbeit sowie Rückblicke und Dokumentationen relevanter Veranstaltungen.
Wir wünschen Ihnen angenehme Lektüre! Ihr Team der Jugendsozialarbeit im Paritätischen
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Paritätische Grundsatzposition „Für eine sozial-ökologische Zukunft: Ungleichheit bekämpfen“ |
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2019 hatte sich der Paritätische mit den “Grundsätzen erfolgreicher Klimapolitik” erstmals in der Klimapolitik positioniert. Seitdem hat der Verband die Forderung nach einer sozial-ökologischen Wende in verschiedenen Fachbereichen mit detaillierten Positionen und Vorschlägen unterlegt und ist als soziale Stimme in der Debatte um die Klimakrise etabliert. Geholfen hat dabei der Beitritt zur Klima-Allianz und die enge Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz, die sich sowohl horizontal über verschiedene Fachbereiche als auch vertikal über Bundes- und Landesebene ausgebreitet hat. Auch in der Paritätischen Mitgliedschaft hat sich seit 2019 einiges verändert: Wurde die Grundsatzpositionierung noch aus den Erfahrungen der Mitgliedsorganisationen in der Entwicklungszusammenarbeit begründet, sind die Auswirkungen der Klimakrise inzwischen in nahezu allen Fachbereichen ein Thema. |
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Dr. Ulrich Schneider schreibt an Christian Lindner in Sachen "Kindergrundsicherung" |
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Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Dr. Ulrich Schneider, schrieb Anfang April d. J. an den Vorsitzenden der FDP, Christian Lindner, und den Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, Christian Dürr, einen Brief in Sachen "Kindergrundsicherung".
Schneider korrigiert darin die vielzitierten Thesen von angeblich 150 verschiedenen familienpolitischen Leistungen und einer angeblichen Dunkelziffer beim Kinderzuschlag in Höhe von 65 Prozent. Er setzt sich darüber hinaus kritisch mit der tatsächlichen Reichweite der seitens der FDP zur Bekämpfung der Kinderarmut präferierten Wege der Digitalisierung und der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen auseinander. |
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Anteil der Kinder und Jugendlichen in der Grundsicherung auf neuem Höchststand. Aktuelle Berechnungen des Deutschen Kinderhilfswerkes untermauern Forderung nach einer Kindergrundsicherung |
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Der prozentuale Anteil von Kindern und Jugendlichen in der Grundsicherung ist im Vergleich zum Vorjahr angestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Kinderhilfswerkes erhöhte sich der Anteil der unter 18-jährigen in der Grundsicherung nach dem SGB II auf jetzt 34,3 Prozent. Vor fünf Jahren hatte dieser Wert noch bei 32,9 Prozent, im letzten Jahr bei 33,4 Prozent gelegen.
Mehr dazu: https://www.dkhw.de/presse/pressemitteilungen/presse-details/prozentualer-anteil-der-kinder-und-jugendlichen-in-der-grundsicherung-auf-neuem-hoechststand/ |
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Neues ESF-Plus-Programm „JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit“ gestartet |
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Mit dem neuen Modellprogramm werden Kommunen über mehr als fünf Jahre dabei unterstützt, neue Ideen und kreative Lösungen zu entwickeln, um die Persönlichkeit junger Menschen zu stärken, ihnen eine selbstständige Lebensführung zu ermöglichen und sie in gesicherten Wohnverhältnissen unterzubringen. Die Angebote reichen von Beratung und längerfristiger Begleitung beim Übergang aus der Jugendhilfe in ein selbstbestimmtes Leben bis hin zur Unterstützung bei der Wohnungssuche und der Unterbringung in geeigneten Wohnformaten. Die Projekte richten sich insbesondere an Care Leaver, junge Menschen, die in der stationären Jugendhilfe untergebracht waren, und so genannte entkoppelte junge Menschen, die keinerlei staatliche Hilfestellungen oder Unterstützungsleistungen erhalten.
Das Vorhaben wird über die gesamte Laufzeit mit 70 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus kofinanziert und von der Universität Hildesheim gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für Erzieherische Hilfen fachlich begleitet.
Weitere Informationen unter www.jugend-staerken.de |
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Angekündigtes Startchancen-Programm
nicht vor 2024. Bundesländer einigen sich auf Verteilschlüssel der Mittel |
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Die Bundesländer haben gemeinsam in der Kultusministerkonferenz einen Vorschlag erarbeitet und abgestimmt, wie Bund und Länder künftig Schulen in sozial benachteiligter Lage im Rahmen des geplanten „Startchancenprogramms“ fördern können. Der Bund hat bereits zugesagt, wenigstens eine Milliarde Euro im Jahr dafür zur Verfügung zu stellen. Im Koalitionsvertrag waren hierzu noch zwei Milliarden Euro vorgesehen.
Mit dem Geld sollen 4.000 Schulen in Deutschland besonders gefördert werden. Geplant sind beispielsweise erhebliche Zuschüsse für zusätzliche pädagogische Fördermaßnahmen in der Verantwortung der einzelnen Schule, denkbar über ein Schulbudget. Darüber hinaus sollen bis zu 4.000 Stellen für Schulsozialarbeit und eine bessere bauliche und räumliche Ausstattung der Schule und Unterrichtsräume ermöglicht werden. Bund und Länder haben angekündigt, zügig die weiteren Details zu klären, so dass das Programm 2024 starten kann. Als Zwischenschritt soll bis zum Sommer d. J. eine Bund-Länder-Vereinbarung ausgearbeitet werden.
Die Länder sind darin einig, dass die Fördermittel nicht ausschließlich per Königssteiner Schlüssel verteilt werden, sondern gezielt Schüler*innen sowie Schulen in sozial benachteiligten Lagen erreichen sollen. Dies trifft allerdings nur auf einen geringen Anteil der gesamten Mittel zu. Derzeit werden hierfür fünf Prozent diskutiert. |
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Duale Berufsausbildung: Zahl neuer Ausbildungsverträge leicht gestiegen |
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Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg nach dem starken Einbruch im Corona-Jahr 2020 im zweiten Jahr in Folge leicht an. Allerdings war die Zahl neuer Ausbildungsverträge um 8 % geringer als im Jahr 2019 und lag damit weiterhin deutlich niedriger als vor der Corona-Pandemie.
Die Gesamtzahl der Auszubildenden war 2022 weiter rückläufig. So befanden sich zum Jahresende 2022 3 % weniger als ein Jahr zuvor in einer dualen Berufsausbildung. Dieser Rückgang fällt stärker als 2021 (-2,6 %) aus, was sich mit der geringen Zahl an Neuabschlüssen der beiden letzten Jahre und insbesondere durch den Einbruch bei den Neuabschlüssen im Jahr 2020 erklären lässt.
Ein Rückgang der Zahl Auszubildender war im Jahr 2022 in allen Ausbildungsbereichen zu beobachten. Insgesamt absolvierten 39.500 Personen weniger eine Ausbildung als im Vorjahr, wobei der prozentuale Rückgang sowohl bei Männern als auch Frauen bei jeweils rund 3 % lag. Mit 37.000 weniger Auszubildenden verzeichneten die beiden am stärksten besetzten Ausbildungsbereiche (Industrie und Handel: -26.300 beziehungsweise -4 %, Handwerk -10.700 beziehungsweise -3 %) über 90 % des gesamten Rückgangs. |
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Neuauflage Monitor Ausbildungschancen 2023: detaillierte Übersichten für alle Bundesländer |
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Der von der Bertelsmann-Stiftung herausgegebene Monitor geht der Frage nach, wie sich die Übergangschancen von jungen Menschen in die verschiedenen Bereiche des beruflichen Bildungssystems in Abhängigkeit der jeweiligen Schulabschlüsse entwickelt haben.
Die Neuauflage wurde nun um ein Kapitel mit einer vergleichenden Analyse zu den Ergebnissen der 16 Bundesländer erweitert und enthält darüber hinaus weitere Ergänzungen, z. B. ein umfangreiches Glossar zur Erläuterung der verwendeten Fachbegriffe sowie nähere Informationen zur Methodik.
Der Monitor Ausbildungschancen basiert auf dem vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) entwickelten Bildungsmonitoringtool EduSimTM, dessen Langzeitdaten alle formalen Bildungsbereiche umfassen und u.a. auf Daten aus der Ausbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB), der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Bundesamts sowie von Eurostat aufbauen. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/monitor-ausbildungschancen-2023
Hier kommen Sie direkt zu den detaillierten Länderberichten: https://www.fibs.eu/monitor-ausbildungschancen2023 |
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DJI-Projekt „Radikal, fundamentalistisch, anders – Fachkräfte im Kontakt (RaFiK)“ |
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Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe kommen immer häufiger und direkter in Kontakt mit Kindern aus fundamentalistischen oder demokratiefeindlich gestimmten Elternhäusern oder treffen auf bereits selbst radikalisierte Kinder und Jugendliche. Sie stehen dabei oft vor der konflikthaften Frage, wie sie sich professionell verhalten und positionieren sollen. Diesen Themen haben sich Forschende des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in Zusammenarbeit mit SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies und der Paritätischen Mitgliedsorganisation cultures interactive – Verein zur interkulturellen Bildung und Gewaltprävention (CI) gewidmet.
Die Ergebnisse sind nach Abschluss des Projektes nun vollständig veröffentlicht. |
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Die Chance ergreifen! Die European Youth Work Agenda in Deutschland umsetzen. Diskussionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ |
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Mit der European Youth Work Agenda wurde erstmals auf europäischer Ebene eine gemeinsame politische und konzeptionelle Grundlage zur Stärkung des sehr vielseitigen Arbeitsfeldes Youth Work geschaffen: von der Jugendsozialarbeit über offene Jugendarbeit, Jugendbildung, Jugendverbandsarbeit, Jugendinitiativen und vergleichbare Aktivitäten.
Zurzeit scheint es sowohl in der EU als auch im gesamten geografischen Europa immer schwieriger zu werden, zu vielen politisch grundsätzlichen Fragen Konsens zu finden – sei es in den Bereichen der Energiewirtschaft, der finanziellen und ökonomischen Solidarität, der Migration, der Rechtsstaatlichkeit, des Demokratieverständnisses und der gesellschaftlichen Teilhabe.
Vor diesem Hintergrund ist es im Gegensatz dazu bemerkenswert, dass einer gemeinsamen Ausgestaltung des Arbeitsfeldes Youth Work in Europa eine so große Bedeutung beigemessen wird. Für viele involvierte Akteur*innen bedeutet dies einen wesentlichen Schritt nach vorne und ist das Ergebnis einer seit vielen Jahrzehnten intensiv geführten Diskussion zur Sichtbarmachung, Anerkennung und Stärkung des Arbeitsfeldes auch auf der europäischen Ebene.
Damit bietet die European Youth Work Agenda einen hochrangigen politischen und strategischen Rahmen für die Stärkung von Jugendsozialarbeit, Jugendbildungsarbeit, Jugendverbandsarbeit, offener Jugendarbeit und anderen Formen von Jugendarbeit überall in Europa. Es ist die Aufforderung und die Aufgabe für alle Akteur*innen in diesem Arbeitsfeld, diesen Rahmen gemeinsam mit der EU, dem Europarat und den Mitgliedstaaten beider Organisationen zur Weiterentwicklung aller Facetten von Youth Work – von bedarfsorientierter Qualifizierung über die Vereinfachung von Förderabläufen und besserer finanzieller Ausstattung bis hin zur Sichtbarmachung des Arbeitsfeldes – zu nutzen.
Die AGJ plädiert an alle Akteur*innen auf allen Ebenen, die in den verschiedensten Rollen an Youth Work beteiligt sind, die Umsetzung der European Youth Work Agenda als gemeinsame Aufgabe zu begreifen, zu deren Gelingen alle ihren Teil beitragen können. Davon sollten sich Entscheidungsträger*innen in der Politik und Verwaltung genauso angesprochen fühlen wie Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit, Projektträger, Trainer*innen, Wissenschaftler*innen, lokale Gemeinschaften und Kommunalverwaltungen, Institutionen und Organisationen der Kinder- und Jugend(sozial)arbeit sowie Jugendverbände, Jugendorganisationen und junge Menschen selbst. |
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Neues aus dem Kooperationsverbund |
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#Health for Youth. Impulse zur Gesundheitsförderung in der Jugendsozialarbeit |
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