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Ausgabe 02 | 2023: Armut? Abschaffen!
Schwerpunkt
DLRG
Ärmere Kinder können seltener schwimmen

Warum wir schwimmen lernen

Knapp 60 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Jedes fünfte Grundschulkind kann überhaupt nicht schwimmen. Besonders betroffen sind Kinder aus ärmeren Lebensverhältnissen: Fast die Hälfte der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2.500 Euro kann nicht schwimmen. Bei Einkommen über 4.000 Euro sind es hingegen nur zwölf Prozent.

Diese Zahlen gehen auf eine repräsentative forsa-Umfrage zurück, die die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Herbst 2022 in Auftrag gegeben hatte. Hinsichtlich der Schwimmfähigkeit gerade von Kindern zeigen sich dramatische Entwicklungen.

Doch warum ist das Schwimmenkönnen so wichtig?

Die einfachste Antwort wäre: „Weil Schwimmen Leben rettet“. Wer nicht Fußball spielen kann, kann nicht Fußball spielen. Wer nicht schwimmen kann, verliert im schlimmsten Fall sein Leben. In den jährlichen Ertrinkungsstatistiken (zuletzt mindestens 355 im Jahr 2022) verzeichnet die DLRG immer wieder Nichtschwimmer unter den Opfern. Umso tragischer sind Fälle von Kindern. Ein Augenblick der Unachtsamkeit und es kommt zur Katastrophe. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten liegt der Körperschwerpunkt bei Kindern noch sehr weit oben, so dass selbst flache Gewässer zur Gefahr werden können. Die DLRG rät daher, stets in Griffweite zu bleiben, vor allem, wenn das Kind noch nicht schwimmen kann.

Daniel-André Reinelt / Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V., Präsidium, Verbandskommunikation
(Foto: Daniel-André Reinelt (DLRG))

Die Ständige Kultusministerkonferenz der Länder bezeichnete zuletzt 2017 in ihren Empfehlungen das Schwimmen als motorische Basiskompetenz. Es sei für Schüler elementar wichtig, um an Bewegung und Sport teilzuhaben. Hier steht nicht nur der lebensrettende Aspekt im Vordergrund, sondern auch der gesundheitsfördernde. Regelmäßige Bewegung stärkt Konzentration, Lernfähigkeit und Gesundheit. Schwimmen beansprucht mehrere Muskelgruppen gleichzeitig. Kinder erleben im Wasser außerdem unterschiedlichste Sinneserfahrungen wie Druck, Auftrieb oder Gleichgewichtsempfinden und erweitern so ihr Körperbewusstsein. Die in diesem Erlebnisraum gesammelten Erfahrungen sind für die psychische und soziale Entwicklung von Kindern einzigartig.

Schwimmen als Freizeitbeschäftigung

Gerade die soziale Komponente des Schwimmens eröffnet den Zugang zu wichtigen Lebensbereichen und Bewegungsräumen. Viele verbinden Sommer und Sonne automatisch mit Strand und Meer – oder der Portion Pommes im Freibad. Dort kommen alle sozialen Schichten zusammen, völlig unabhängig von Herkunft oder Einkommen. Wer nicht schwimmen kann, kann möglicherweise nicht mit den Freunden ins nasse Vergnügen. Es droht die soziale Ausgrenzung.

Michael Siepmann, Iserlohn

Viele kommunale Bäder stehen – nicht erst seit der Energiekrise – vor finanziellen Problemen. Da Schwimmbäder lediglich freiwillige Aufgabe sind, fallen sie allzu oft dem Rotstift zum Opfer. Gerade einkommensschwächere Familien können sich nicht regelmäßig den Strandurlaub leisten und so trifft es sie am härtesten. Weniger Schwimmbäder schmälern nicht nur das Freizeitangebot der Kommune, es begünstigt eine soziale Ausgrenzung ihrer Einwohner.

Mögliche Lösungsansätze

Was also tun, um der rückläufigen Schwimmfähigkeit zu begegnen? Mit Blick auf die Kinder aus einkommensschwächeren Verhältnissen führt kein Weg an den Schulen vorbei. Nur dort werden alle Kinder erreicht – unabhängig von Herkunft oder Einkommen. Dazu braucht es jedoch ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal und ausreichend geeignete Wasserflächen.

Auch Eltern können bereits im Vorfeld einen erheblichen Beitrag leisten, ihre Kinder auf das Schwimmen vorzubereiten. Sie können etwa zu Hause Übungen zur Wassergewöhnung durchführen. Die DLRG gibt dazu zahlreiche Tipps auf dlrg.de/wassergewoehnung.

Christopher Dolz ist PR-Redakteur beim DLRG Bundesverband.

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