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Ausgabe 03 | 2022: Digitalisierung und Wohlfahrt
Schwerpunkt
Die Telematikinfrastruktur wird ab 2024 in vielen Pflegeeinrichtungen zur Pflicht (Symbolbild)
Alicja Klasen im Interview

Funktioniert die Telematikinfrastruktur?

Alicja Klasen leitet die Paritätische Mitgliedseinrichtung Hausgemeinschaften Eilenriedestift in Hannover und nimmt am Modellprogramm des GKV-SV zur Einbindung der Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur nach § 125 SGB XI teil. Die Telematikinfrastruktur, kurz TI, soll digital alle Beteiligten im Gesundheitswesen vernetzen. Ab 2024 sollen ambulante Pflegedienste, die Leistungen nach §§ 37 und §§ 37c SGB V erbringen, verpflichtend die TI nutzen. Frau Klasen nimmt schon jetzt am Modellprojekt teil und berichtet uns im Interview von Ihren ersten Erfahrungen.

Frau Klasen, können Sie uns erklären, warum sie an dem Modellprojekt zur Telematikinfrastruktur teilgenommen haben und was Sie sich konkret davon erhoffen?

Ich erhoffe mir eine langfristige Erleichterung für die Pflegekräfte. Wenn man die Entwicklung der Zukunft betrachtet,  geht es um die Erstellung einer elektronischen Patientenakte, eines Medikamentenplans und der elektronischen Rezepte.Die Kommunikation im Gesundheitswesen soll langfristig zwischen den Akteuren digital stattfinden. Insgesamt ist die Arbeitswelt zunehmend digitaler geworden, was sich auch im privaten Umfeld widerspiegelt. Derzeit müssen die Pflegefachkräfte zum Beispiel den Medikamentenplan händisch am PC übertragen. Wir werden  viele technische Möglichkeiten haben, mit denen wir die sensiblen Daten der Bewohner innerhalb des Gesundheitssystems -und zwar vom ersten Therapeuten über Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken bis zur Pflegeeinrichtung- datenschutzkonform verarbeiten können. Das ist ein Punkt, der kritisch ist und daher ist die hohe Sicherheit auch wichtig. Das ist sozusagen die Vision. Doch wir sind gerade am Anfang.

Und wie sind so die ersten Erfahrungen für den Anfang? Sind sie schon auf besondere Herausforderungen getroffen?

Als wir uns beworben haben, waren wir erst einmal gespannt, ob wir überhaupt als Einrichtung in Frage kommen.. Nach dem Erhalt der Zusage, haben wir uns  gefreut, weil wir tatsächlich die einzige Einrichtung in Hannover sind, die am Modellprojekt teilnimmt. 

Es gibt natürlich einige Anfangsschwierigkeiten. ZumBeispiel war es schwierig,  einen Dienstleister  zu finden, der sowohl den Konnektor  als auch KIM, das E-Health-Kartenterminal  und  den VPN-Zugang gleichzeitig anbietet, ein Gesamtpaket sozusagen. 

 Als Neuling war es da am Anfang wirklich schwierig, unterstützende Teamplayer zu finden. Ich kann jedem empfehlen, sich an den Pflegesoftware-Anbieter zu wenden und in Erfahrung zu bringen, wie das Angebot in Bezug auf die TI ist. 

Wir arbeiten mit einer Firma zusammen, die alle Komponenten anbietet. Das hat die Umsetzung deutlich erleichtert.

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Euer Wirkungsbereich verdient mehr Präsenz im Netz! Mit Geschichten aus der Praxisarbeit nehmen wir die breite Öffentlichkeit mit in unseren Arbeitsalltag. Da, wo Paritäter*innen jeden Tag Gutes für ihre Klient*innen tun. Alle Einrichtungen sind herzlich eingeladen Neuigkeiten aus ihrer Praxis zu teilen und für unser Paritätisches Blog zu schreiben! 

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Mit der TI soll ja unter anderem eine schnelle und sichere Kommunikation zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen ermöglicht werden. Hält die TI das Versprechen ein?

Gerade in der Anfangsphase gibt es noch gewisse Hürden, die zu überwinden sind. Auf welchem Weg kann etwa die Kommunikation mit den Ärzten erfolgen?  Die Gematik  arbeitet gemeinsam mit den Einrichtungen an einer für alle Akteure praktikablen und umsetzbaren Lösung zu diesem Thema.W Unser Softwareanbieter arbeitet  gleichzeitig noch daran, den E-Mail-Verkehr in die Software zu implementieren. Das ist im Moment noch nicht der Fall. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter jetzt sowohl über die Mailanbieter Thunderbird als auch Outlook kommunizieren müssen, was dauerhaft keine praktikable Lösung sein kann. Daher warten wir noch auf die Software-Implementierung, um den  Pflegefachkräften einfache Lösungen zu bieten. Digitalisierung soll den Arbeitsalltag erleichtern.

Ab 2024 sollen bestimmte ambulante Pflegedienste verpflichtend an die TI angeschlossen sein. Was empfehlen Sie Pflegeeinrichtungen, wie sie sich vorbereiten können?

Ich schlage vor, sich zuallererst mit dem Pflegesoftware-Anbieter in Verbindung zu setzen, um dort das Angebot zu klären. ich  empfehle, sich mit den Begrifflichkeiten auseinander zu setzen. Was bedeutet KIM, EPA und VPN? Man sollte die Angst vor neuen Fachausdrücken  nehmen. Die Mitarbeiter*innen sollten mit einbezogen werden, um anstehende Veränderungen jetzt schon zu besprechen. Wir haben das mit unseren Fachkräften praktiziert und erhalten ein gutes Feedback. Das ist ein schöner Effekt, wenn man die Mitarbeiter mit ins Boot holt. 

Viele von uns, schreiben privat WhatsApp-Nachrichten auf ihrem Smartphone, streamen Netflix und bestellen online. Warum sollen sie in ihrem Job nicht auch digital agieren und warum sollte man es ihnen nicht zutrauen? Alle unsere Mitarbeiter sind per E-Mail erreichbar. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Es ist eine Frage, wie man seine Mitarbeiter sieht. Ich finde, wenn man das Potential sieht, gibt es auch viele Möglichkeiten und die Mitarbeitenden haben auch Spaß daran. Man kann ja auch Symbiosen bilden.

Wir haben zwei jüngere Mitarbeiter, die als Bindeglied zwischen Softwareanbieter und älteren Kollegen fungieren. Sie helfen den Kollegen direkt, wenn Fragen sind. Die Implementierung der TI ist ein Prozess, an dem l das Unternehmen und die Mitarbeitenden wachsen können.

Das Interview führte Philipp Meinert

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