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Ausgabe 03 | 2022: Digitalisierung und Wohlfahrt
Sozialpolitik
Frauen, die von Gewalt bedroht sind, können online immer besser Hilfe finden (Symbolbild).
Frauenhauskoordinierung koordiniert und mobilisiert

Gewaltschutz in Krisenzeiten

Das Thema Gewaltschutz und geschlechtsspezifische Gewalt rückte in Corona-Zeiten verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung. Noch nie hatte Frauenhauskoordinierung e. V. (FHK) so viele Presseanfragen zu verzeichnen, noch nie lagen so viele Kooperations- und Unterstützungsangebote für das Hilfesystem vor.

Besonders hervorzuheben sind dabei das von der FHK-Geschäftsstelle durchgeführte Projekt „Hilfesystem 2.0. Nachhaltiges technisches Empowerment von Fachberatungsstellen und Frauenhäusern in der Corona-Pandemie“ sowie die FHK-Briefaktion an Abgeordnete des Deutschen Bundestags zum Weltfrauentag.

Hilfesystem 2.0 steht für technisches Empowerment

Mehr als 500 Einrichtungen im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen konnte FHK mit dem Projekt „Hilfesystem 2.0. Nachhaltiges technisches Empowerment von Fachberatungsstellen und Frauenhäusern in der Corona-Pandemie“ dabei unterstützen, ihre digitalen Angebote auszubauen. Das kurzfristig in Reaktion auf die Pandemie ins Leben gerufene Projekt wurde im Rahmen des Bundesförderprogramms „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit 3,5 Millionen Euro gefördert. Der Bund reagierte damit auf die Sondersituation der Corona-Pandemie und stellte sicher, dass die Erreichbarkeit der bestehenden Hilfsangebote für von gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder erhalten und verbessert wurden. Die Möglichkeit zur Antragstellung endete am 31. März 2022.

Technische Ausstattung und Qualifizierung standen im Fokus

Ein Großteil der realisierten Projekte entfiel mit einem Volumen von rund 2,3 Mio. Euro und 598 bewilligten Anträgen auf die Verbesserung der technischen Ausstattung wie den Erwerb von Laptops, leistungsfähigen Telefonanlagen und Internetzugängen, Smartphones oder Softwarelizenzen. Förderfähig waren in einem zweiten Projektstrang zudem die Qualifizierung von Mitarbeitenden (z. B. zur Online-Beratung), professionelle digitale Sprachmittlung oder die Gestaltung barrierearmer Websites und Informationsmaterialien. Hierauf entfielen 199 beantragte Vorhaben mit einem Volumen von ca. 600.000 Euro und damit der kleinere Anteil der Anträge.

Gewaltschutzarbeit kostet und braucht starke Lobby

Was man daraus lernen kann: Das Projekt Hilfesystem 2.0 ist ein gutes Beispiel, wie schnell und effektiv Verbesserungen in diesem Bereich auch kurzfristig möglich sind – wenn nur der politische Wille und das nötige Geld da sind. Damit das Thema Gewaltschutz auch in den kommenden Monaten in Politik und Gesellschaft nicht an Aufmerksamkeit verliert, hat FHK anlässlich des Weltfrauentags eine Briefaktion an die Abgeordneten aller demokratischen Parteien im Bundestag initiiert.

Briefaktion: 90 Landkreise und kreisfreie Städte sind ohne Frauenhaus

Rund 90 Landkreise und kreisfreie Städte in Deutschland verfügen über kein Frauenhaus. Deshalb fragte FHK bei den Abgeordneten nach, ob sich im eigenen Wahlkreis ein Frauenhaus befindet und wie es um den Gewaltschutz vor Ort bestellt ist. FHK wies in dem Zusammenhang auch auf die Notwendigkeit der besseren finanziellen Ausstattung des Hilfesystems, ausreichend Schutz- und Beratungsplätze sowie einen bundesweiten Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe für alle gewaltbetroffenen Frauen und ihre Kinder hin. Einige Abgeordnete antworteten auf die Briefaktion und zeigten sich engagiert und bewegt, was die Verbesserung des Gewaltschutzes vor Ort, aber auch deutschlandweit betrifft. FHK wird deshalb auch in den kommenden Monaten immer wieder das Gespräch mit den politisch Verantwortlichen suchen, um die Umsetzung der Istanbul-Konvention weiter zu fördern.  

Katrin Frank, Referentin für Frauen und Familie im Paritätischen Gesamtverband

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