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Ausgabe 04 | 2023: Gemeinnützig arbeiten
Schwerpunkt
Aufnahme vom Gesundheitstag bei der Kette

„Zusammen sind wir stark“

Menschen, die für gemeinnützige Einrichtungen arbeiten, machen das nicht unbedingt fürs Geld. Die Sinnstiftung ist einigen mehr wert. Die Kette e.V. in Bergisch Gladbach besetzt Themen im Bereich zwischen Gesundheit und Arbeitswesen, das Motto „Wir stärken Menschen“ dient dabei als Vorbild für die eigene Arbeit.

„Wir stärken Menschen für eine selbstbestimmte Lebensgestaltung. Dabei ist eine vielfältige und inklusive Gesellschaft unsere Vision“, erklärt Silke Jungbluth in ihrem Büro im Zentrum von Bergisch Gladbach. Die Diplom Kauffrau und Steuerberaterin schätzt selbst an ihrer Arbeitsstelle die Sinnstiftung und die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die ein gemeinnütziges Unternehmen mit sich bringt. „Man wagt Dinge, die vielleicht zunächst wirtschaftlich nicht möglich, aber ideologisch nötig sind.“

So gebe es immer wieder Projekte, die nicht refinanziert, aber gesellschaftlich sehr wichtig seien. Zum Beispiel das Präventionsprojekt „Verrückt? Na und!“ bei dem ein Fachexperte (z.B. Psychologe) und ein persönlicher Experte (Peer) gemeinsam in Schulen gehen, um über psychische Krankheitsbilder aufzuklären und erst nach einer Weile outete sich der Peer als Mensch, der bereits psychische Krisen gemeistert hat, was für Verwirrung und schließlich für sehr offene Gespräche sorge. „Solche Dinge sind unglaublich sinnstiftend und wichtig.“ Ein Gewinnmaximierer würde aber in sowas „nie reingehen“. Die Kette hingegen will mit Vorurteilen aufräumen, Präventionsprogramme verbreiten und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen stärken. Für die Mittelakquise brauche man häufig hartnäckige Geduld, aber „es lohnt sich“, sagt Silke Jungbluth.  

In der sozialen Arbeit gebe es neben zunehmendem Zeit- und Termindruck, Arbeitsverdichtung und Auslastungscontrolling viele psychische Belastungsfaktoren im täglichen Berufsalltag. Bei einem Verein, der sich um die Gesundheit anderer kümmert, scheint es nur naheliegend, dass auch die Mitarbeitenden in den Fokus rücken. Ganz unter dem Motto: „Wir stärken Menschen – auch unsere Mitarbeitenden!“

Silke Jungbluth

„Unser betriebliches Gesundheitsmanagement orientiert sich am Haus der Arbeitsfähigkeit mit seinen Bestandteilen Gesundheit, Kompetenz, Werte, Führung und Arbeitsbedingungen“, erläutert Silke Jungbluth und zeigt auf das Schaubild im Computer. Die Etagen seien alle wichtig, sagt die Vorständin der Kette. Nach der langen Coronazeit habe sie, zusammen mit einer Projektgruppe, einen Tag der Gesundheit für alle 400 Mitarbeiter*innen organisiert. Hierbei sei es ihr und ihrer Vorstandskollegin Ursula Meeth besonders wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und Ideen, Anregungen sowie Verbesserungsvorschläge zu sammeln.

Am Gesundheitstag im Juli fanden so den gesamten Tag in zwei unternehmenseigenen Häusern Vorträge, Workshops und Mitmachaktionen rund um das Thema „Gesundheit im Job“ statt. Zudem gab es verschiedene Stationen, die den Mitarbeitenden Herausforderungen des Berufsalltags näherbrachten: Die Angebote in den Bereichen körperliche – und psychische Gesundheit sollten die verschiedensten Belastungssituationen am Arbeitsplatz zeigen und darstellen, wie man auf sich, seinen Körper und seine mentale Gesundheit Acht geben könne.

„Man findet Gehör, wenn etwas nicht stimmt“

Auf der Einladungskarte zum Gesundheitstag für die Mitarbeitenden sind drei Leitungskräfte in neonfarbigen Sportanzügen abgedruckt – sie hängen sichtbar durch: „Hetzt du noch oder atmest du schon?“, steht dort in Großbuchstaben. Als ihr*e Fachgebietsleiter*in in grellen Sportanzügen beim Gesundheitstag in dem Video zur mobilen Mittagspause vor ihnen herumgeturnt sind, hätten sich die Kolleg*innen „kaputtgelacht“, sagt Manuela Jungbluth (nicht verwandt mit der Vorständin, trotz Namensgleichheit). Sie sitzt am Empfang und erinnert sich. Sie schätzt es, wie sich ihre Vorgesetzten für die Mitarbeitenden einsetzen.

Manuela Jungbluth

Über eine Rehamaßnahme kam Manuela Jungbluth zur Kette und wollte bleiben. Die gelernte Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiemedizin hat bereits viele Bereiche gesehen und Qualifikationen gesammelt, woanders, in der freien Wirtschaft, habe sie auch schon mehr verdient. Bei der Kette schätze sie die flachen Hierarchien sowie Möglichkeiten zur freien Arbeitsgestaltung.

An Manuela Jungbluths großem Schreibtisch hängen viele verschiedene Telefonlisten: „Damit ich weiß, wohin ich vermitteln muss, wenn jemand Hilfe braucht.“ Wie die Mutter, die am Telefon weint, weil sie nicht wisse, wie sie noch das Essen bezahlen soll. „Dann kann ich helfen“, sagt sie und dabei gehe ihr Herz auf. Ihre Tür steht immer offen, sie brauche den Kontakt und sitze gerne am Empfang, deswegen wollte sie unten sitzen bleiben, obwohl sie eigentlich inhaltlich in der Verwaltung mitarbeitet.

Manuela Jungbluth lächelt: „Ich bekomme hier vieles mit. Aber ich sag, man kann sich immer melden, findet Gehör, wenn etwas nicht stimmt“, so handhabt sie es jedenfalls und ist zufrieden mit ihrem Arbeitgeber – der so funktioniere, wie er heiße und zusammenhalte, alle in einem Glied: „Bei uns gibt es kein schwächstes Glied“, resümiert sie, „wir halten zusammen und zusammen sind wir stark.“

Die Kette e.V.

Seit 1984 ist Die Kette e.V. erster Ansprechpartner für Menschen mit einer psychischen Erkrankung im Rheinisch-Bergischen Kreis. Mit 400 Mitarbeitenden zählt der Verein zu den größten, leistungsstärksten und am besten vernetzten Sozialunternehmen vor Ort. Die Kette e.V. bietet seinen Klientinnen und Klienten professionelle Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Tages- und Freizeitgestaltung sowie berufliche Wiedereingliederung und Beratung an. Ziel ist es, Menschen für eine selbstbestimmte Lebensgestaltung in einer vielfältigen und inklusiven Gesellschaft zu stärken.

Homepage von Die Kette e.V.

Die Kette auf Facebook.

Hinweise zum Gesundheitstag

Gesundes Team – Gesundes Unternehmen. Unter der Marke upmental bietet Die Kette anderen Unternehmen Employee Assistance Programme an. Unter anderem mit einer anonymen psychosozialen Beratung für alle Mitarbeitenden können Ausfallzeiten reduziert und das Vertrauen in den Arbeitgeber gestärkt werden. Auch Führungskräftecoaching, betriebliches Eingliederungsmanagement und Vorträge zu den Themen Krankheitsbilder (Depression, Angst, Burn-out, Sucht), kollegialer Umgang mit psychischen Belastungen und psychische Gesundheit als Führungsaufgabe gehören zur Angebotspalette. Für weitere Informationen und individuelle Angebote: A.Will(at)die-kette.de

#EchtGut Themenflyer

Der hilfreiche Infoflyer zum Thema "Krankenversorgung, Rehabilitation und Vorsorge" unserer Kampagne #EchtGut - Vorfahrt für Gemeinnützigkeit kann hier kostenlos heruntergeladen werden!

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