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Ausgabe 05 | 2022: Selbsthilfe
Schwerpunkt
Nicole Labs
Trauertattoo-Ausstellung

Schmerz, der unter die Haut geht

Ein Trauer-Tattoo ist ein Zeichen des Verlustes, Symbol für einen tiefen Schmerz. Für so manchen Trauernden, dem das Tätowieren vorher eher fremd erschien, fühlt sich das Stechen eines Tattoos dann doch richtig an. Das Tätowieren kann eine Form sein für die Verarbeitung des Verlustes.

Es hilft, die Angst zu nehmen, den Menschen zu vergessen. Es signalisiert: Ich trauere um einen Menschen und zeige das. Die tätowierten Bilder, Symbole und Namen können ebenso eine Aufforderung an die Mitmenschen sein, den Verlust anzusprechen, denn Trauer muss sichtbar werden.

Ausstellung beleuchtet Trauertattoos

Die Künstlerin Stefanie Oeft-Geffarth aus Halle und die Journalistin und Trauerbegleiterin Katrin Hartig haben das Phänomen genauer unter die Lupe genommen und die Wanderausstellung "Trauertattoo" konzipiert, die bereits seit mehreren Jahren bundesweit gezeigt wird. Auch ein gleichnamiges Buch mit Bildern und Geschichten von Tätowierten haben sie veröffentlicht.

In der Ausstellung kommen einige Trauernde zu Wort. Zum Beispiel Anne Schwieger. Vor Jahren nahm sich ihr Bruder das Leben, mit gerade einmal 30 Jahren. Die Erinnerung an ihn trägt sie jetzt immer bei sich, als Namens-Tattoo mit Kleeblatt am Handgelenk. "Eigentlich bin ich überhaupt kein Tattoo-Typ", sagt die Gelsenkirchenerin. Doch ein Tattoo als Zeichen der Trauer, das habe sich damals, etwa ein Dreivierteljahr nach seinem Tod, richtig angefühlt. Und in ihrer Trauergruppe für erwachsene Geschwister in Mülheim/Ruhr beobachtete sie auch entsprechende Tattoos.

"Mir hat das Tattoo vor allem in der Anfangszeit beim Trauern geholfen, weil mein Bruder dadurch etwas präsenter war und ein bisschen greifbarer", sagt Anne Schwieger. "Inzwischen hilft das Tattoo nicht mehr, es ist einfach da", so Schwieger.

Die Verwaisten Eltern und trauernden Geschwister Schleswig-Holstein holen diese Ausstellung nun nach Schleswig. Sie wird ergänzt um regionale Tattoos und ist vom 09.09.-05.10.2022 im Schleswiger Stadtmuseum zu sehen.

Der Verein betreut Familien nach dem Verlust Ihres Kindes. Dabei ist es ganz egal in welchem Alter das Kind gestorben ist, als Baby, Kind, Jugendlicher oder Erwachsener.

Trauer ist individuell und braucht Raum, Zeit, Struktur und Möglichkeiten des Ausdrucks.

Den Eltern und Geschwisterkindern bieten wir unter anderem Einzel- und Gruppengespräche und Projekte für einen kreativen Ausdruck der Trauer an. Ausgebildete Trauerbegleiter*innen gehen ein Stück des Trauer-Weges mit den Betroffenen.

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