Perspektiven schaffen – drogenfrei leben
Der Fleckenbühler Weg
Die eigentlichen Experten für ein Problem sind die Betroffenen selbst. Deshalb setzen die Fleckenbühler auf Selbsthilfe. Es gibt keine Ärzte, Therapeuten und Psychologen, die Süchtige behandeln. Für die Fleckenbühler sind Süchtige nicht hilflos und krank, sondern haben sich ein falsches Verhalten angeeignet. In der Gemeinschaft finden sie den geschützten Raum, um sich ihren Suchtproblemen zu stellen.
Das Angebot ist einfach: Die Fleckenbühler nehmen Menschen mit Suchtproblemen sofort auf – Tag und Nacht, ohne Anmeldung und Kostenzusage. Die Hilfesuchenden bekommen alle Zeit, ihren eigenen Weg in ein dauerhaft nüchternes Leben zu finden. In der Gemeinschaft findet jeder seinen Platz. Es gibt Fleckenbühler, die seit über dreißig Jahren in der Gemeinschaft leben und solche, die eben erst gekommen sind. Jeder trägt seinen Teil zur Gemeinschaft bei und verbessert dadurch zugleich seine Chancen, sich zukünftig wieder selbstbestimmt und nüchtern in der Gesellschaft zurechtzufinden.
Auch David konnte bei den Fleckenbühlern seine Sucht überwinden und ein neues Leben beginnen. „Vor zehn Jahren hatte ich das Glück, auf dem Hof ein völlig neues Leben zu beginnen. Nüchtern werden musste ich mir hart erkämpfen, aber mittlerweile macht es richtig Spaß, denn ich liebe die Landschaftspflege und den Naturschutz. Ich schätze die Gemeinschaft und bin froh, immer wieder mit neuen Bewohnern in Berührung zu kommen. Mit meiner kleinen Familie lebe ich in direkter Hofnähe und kann mir kein schöneres Leben vorstellen.”
Perspektiven schaffen
Sich durch einen Beruf ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen, ist eine der wichtigsten Perspektiven auf dem Weg zurück in die Gesellschaft. Die Fleckenbühler können Schulabschlüsse nachholen und einen Beruf erlernen. In den Fleckenbühler Zweckbetrieben werden den Auszubildenden die theoretischen und praktischen Inhalte der Berufsausbildung vermittelt.
Die Jugendhilfe Leimbach ist die vollstationäre Einrichtung der Fleckenbühler für bis zu 16 Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren. Die Jugendlichen leben zusammen mit betroffenen Erwachsenen, die vorleben, wie der Weg aus der Abhängigkeit gelingt. Schulabschlüsse werden in Miniklassen absolviert und die Jugendlichen können aus vielen Ausbildungsberufen wählen. Erfahrene Pädagogen unterstützen die positive Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen.
Drei Jugendliche der Jugendhilfe Leimbach geben einen direkten Einblick:
Nikolai, 18 Jahre alt, Abiturient, seit 4. Januar 2023 in Leimbach
Warum bist Du hergekommen?
Es gab für mich keine andere Chance mehr. Die Jugendhilfe war für mich die einzige reale Option, die ich noch hatte.
Warum bist Du geblieben?
Weil ich festgestellt habe, wie viele Möglichkeiten mir die Jugendhilfe Leimbach bietet. Das Leben hier ist angenehm!
Welche Ziele hast Du?
Ich möchte meine Abiturprüfung ablegen und dann Jura studieren.
Justin, 18 Jahre alt, Abiturient, seit 13. September 2023 in Leimbach
Warum bist Du hergekommen?
Weil mein vorheriges Leben nicht mehr funktioniert hat.
Warum bist Du geblieben?
Ich habe gemerkt, dass es sich lohnt nüchtern zu sein, um an mir sowie an meinen Zielen und Wünschen zu arbeiten.
Welche Ziele hast Du?
Ich möchte meine Abiturprüfung ablegen und Psychologie und Philosophie studieren.
Fabio, 17 Jahre alt, Schüler, seit 9. September 2023 in Leimbach
Warum bist Du hergekommen?
Ich habe eine richterliche Auflage.
Warum bist Du geblieben?
Mir ist bewusst geworden, dass ich ohne Entwicklung und Förderung meine Ziele und Wünsche nicht realisieren kann.
Welche Ziele hast Du?
Nach meinem Schulabschluss möchte ich eine Ausbildung im Handwerk machen. Der Beruf als Zimmermann würde mir Spaß machen. Mir ist es sehr wichtig, das richtige im Leben zu machen und meinem Leben einen Inhalt zu geben.
Die einzelnen Schicksale der Fleckenbühler sind beispielhaft – im Schlechten wie im Guten. Die Fleckenbühler freuen sich immer, mit interessierten Menschen ins Gespräch zu kommen. Besucher sind jederzeit willkommen!
Eva Vogler