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Ausgabe 03 | 2024: Praktisch - Nützlich - Paritätisch
Schwerpunkt
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Piggy bank finance in savings concept
Der Paritätische Hessen

„Projektförderung ist kein Glücksspiel“

Ohne Fördermittel von Soziallotterien könnten viele Projekte der sozialen Arbeit nicht verwirklicht werden. Auch in den Landesverbänden nicht. Das Fördermittel-Team der Abteilung Wirtschaft und Recht hilft Mitgliedsorganisationen des Paritätischen in Hessen, die passenden Förderwege zu finden, und begleitet sie individuell beim Antragsverfahren. Förderlotsin Claudia Landor berichtet aus ihrem Beratungsalltag.

Frau Landor, einen Antrag auf Fördermittel stellen – das weckt bei manchen die Assoziation: viel Bürokratie, viel Arbeit – verbunden mit der Frage: Mache ich mir die Arbeit vielleicht umsonst?
Claudia Landor: Ein Antrag, den eine Mitgliedsorganisation mit unserer Unterstützung gut vorbereitet hat, geht in der Regel durch. Auch wenn es oft um Lotteriegelder geht: Ein Förderantrag ist kein Glücksspiel.

Wie viele Anträge gehen jedes Jahr über Ihren Tisch? Und was fließt an Fördergeldern?
Das schwankt von Jahr zu Jahr. 2022 haben wir an mehr als 700 Anträgen beratend mitgewirkt. Das Fördervolumen lag bei insgesamt 5.770.000 Euro. Den größten Anteil haben die Soziallotterien wie Aktion Mensch und die Stiftung Deutsches Hilfswerk/Deutsche Fernsehlotterie und Glücksspirale. Aber auch über Ausschüttungen der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen und das Programm „Menschen stärken Menschen“ des Bundesfamilienministeriums zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements in Form von Patenschaften haben unsere Mitgliedsorganisationen erhebliche Fördergelder erhalten.

Wofür können die Vereine und Organisationen Fördermittel beantragen?
Das Spektrum ist enorm. Es reicht von Ferienfreizeiten für Kinder aus benachteiligten Familien bis zum inklusiven Wohnprojekt, von der großen Investitionsförderung für barrierefreie bauliche Maßnahmen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro bis hin zur Mikroförderung von bis zu 5.000 Euro, beispielsweise für eine Homepage in Leichter Sprache. Ebenso groß ist auch die Vielfalt bei den Mitgliedsorganisationen – vom kleinen Verein bis zur großen Klinik.

Entsprechend unterschiedlich sind wahrscheinlich auch die Kapazitäten bei den verschiedenen Mitgliedsorganisationen für die Antragstellung …
Es gibt Vereine, bei denen eine ehrenamtlich tätige Person überhaupt zum ersten Mal so einen Antrag stellt. Und es gibt große Träger, die dafür in der Finanzabteilung eine Fachkraft mit Routine haben. Aber auch da kann es sein, dass infolge der großen Fluktuation plötzlich niemand mehr da ist, der oder die sich mit der Antragstellung auskennt. Wenn dann jemand Neues eingestellt wird, kann er oder sie bei uns selbstverständlich Unterstützung bekommen und muss nicht ganz bei null anfangen.

Was gehört denn alles zu Ihrem Service?
Das fängt an mit der Beratung zur Projektidee. Da geht es dann um Fragen wie: Welche Chancen hat das Projekt auf Förderung? Wieviel Zeit braucht die Projektentwicklung? Kann die Organisation das personell stemmen? Was muss eventuell an Eigenmitteln eingebracht werden? Welche Möglichkeiten der Mischfinanzierung gibt es? Und ganz wichtig: Wie sieht es mit der Lebenswirklichkeit und den Wünschen der Zielgruppe des Projekts aus? Was will die Organisation erreichen? Wo muss sie vielleicht bei der Projektarchitektur etwas anpassen, um eine Förderung zu erhalten, ohne sich dabei inhaltlich zu verbiegen?

Da machen sich ihre 20 Jahre Erfahrung in der Förderberatung doch bestimmt sehr bezahlt?
Ja, das stimmt. Ich kann inzwischen recht schnell schon bei einem Kurzkonzept erkennen: Hat das Projekt Aussichten auf Förderung? Wo gibt es noch Schwächen? Und ich kann den Mitgliedern viel zeitintensive Fördermittelrecherche ersparen, weil ich weiß, welche Projekte bei welcher Stelle die besten Chancen auf Unterstützung haben. Und dann folgen natürlich die Unterstützung bei der Projektplanung und den Antragsschreiben und später die Prüfung der Verwendungsnachweise.

Das klingt nach richtigem Antragscoaching.
Wir bekommen von den Mitgliedsorganisationen häufig das Feedback, dass sie die Beratung als sehr ganzheitlich und individuell erleben. Darüber hinaus haben wir noch passgenaue Informations- und Fortbildungsangebote, die für die Mitgliedsorganisationen ebenfalls kostenlos sind, beispielsweise Workshops zu aktuellen Fundraisingthemen.

Dieses Interview erschien erstmalig im Jahresbericht 2022 des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen.

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