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Ausgabe 04 | 2022: Wohlfahrt Kreativ
Schwerpunkt
O.J.
Das vielleicht bekannteste Bild eines armen Künstlers: "Der arme Poet" von Carl Spitzweg (1839)

SocialNetMan hilft!

Oliver Kammel, Comiczeichner und Teilnehmer des H-TEAM e.V. Kunstwettbewerb 2022 „Soziale-Netz-Werke“ berichtet.

 Die Corona-Krise hat die Produzenten und Darsteller von Kunst schwer getroffen. Auch wenn sich durch Lockerungen in den Pandemieregelungen und Versammlungsauflagen die Lage wieder in die Normalität einpendelt, so werden die Folgeerscheinungen der zur Untätigkeit und Isolation genötigten Künstler auch noch die kommenden Jahre schmerzlich zu spüren sein. 

Obwohl das bestimmt für alle Bereiche gültig ist, so möchte ich einen Bereich herausheben, in dem ich den Hauptteil meines künstlerischen Schaffens verbringe: Der Comickunst. Auch wenn sie nur einen kleinen Nischenbereich innerhalb der Kunstszene ausmacht, so verdeutlicht genau dieser Umstand, wie stark und gefestigt eine kleine, zusammenhängende Community auch und gerade zu Krisenzeiten sein kann. Es kennt praktisch jeder jeden. Das Netzwerk konnte sich über viele Jahre hinweg organisch aufbauen und entwickeln. Schon in Zeiten also, in denen es noch kein Internet gab. Mit dem Vorhandensein des Computers nun haben sich die Künstler über virtuelle soziale Netzwerke miteinander ausgetauscht, Tipps und Ratschläge im Umgang mit der zum Teil existenzbedrohenden Situation gegeben und wenigstens dadurch ein bisschen Halt und Fürsorge in der gemeinsamen Not erfahren.

Oliver Kammel

Erst vor einigen Tagen endete das größte Zusammentreffen der Comicszene auf dem Comicsalon in Erlangen. Er konnte nach 4 langen Jahren endlich wieder stattfinden. Die Begeisterung war förmlich in der ganzen Stadt zu spüren. Auch wenn sich viele unterschiedliche Geschichten über Einzelschicksale erzählt wurden, so stärkten sie am Ende umso mehr den Zusammengehörigkeitsgedanken der diese Art von Netzwerk so wertvoll macht. Eben dieser Gedanke verleitete mich dazu, an dem Kunstwettbewerb H-Team e.V. teilnehmen zu wollen.

Obwohl ich zum ersten Mal von dieser Vereinigung hörte und las, entsprangen mir doch spontan Bilder und Geschichten im Kopf, als ich vom Thema des Wettbewerbs erfuhr. Ich erzählte vom starken Zusammenhalt, die eine gleichgesinnte Net-Community ausmachen kann. Und dem Glück, einer solchen anzugehören. Aber eben nicht alle Menschen können die Vorteile einer Gruppe erfahren, die dem Einzelnen auch in Einsamkeit und Isolation trotzdem noch Zuversicht und Optimismus verschaffen kann. Und gerade die Schwächsten unserer Gesellschaft sind, und das auch unabhängig von Corona, den Hürden und Problemen des Alltags oftmals allein gelassen ausgesetzt. Für diese Menschen habe ich eine Heldenfigur entwickelt.

Der SocialNetMan aus der Zeichenfeder von Oliver Kammel

Der SOCIAL NET MAN steht stellvertretend für die vielen tüchtigen Helfer, die sich täglich um die Belange Hilfsbedürftiger kümmern, ohne selbst in einem ihnen gebührenden glanzvollen Heldenstatus zu erscheinen. Er hat die Gabe Menschen zu verbinden und ihnen dabei zu helfen, die täglichen Herausforderungen des Lebens zu meistern. Visuell habe ich die Figur an das Erscheinungsbild klassischer Superhelden im amerikanischen Stil angelehnt.

Diese Art des Zeichnens hat mich schon immer fasziniert. Ich entschied mich schon früh, dieser Leidenschaft auch beruflich nachgehen zu wollen. So kam es, dass ich kurz nach meinem Abitur meine Sachen packte und mich auf meine erste Reise über den großen Teich begab, um an der renommierten Joe Kubert School of Comic book graphic art and cinematic animation mein erstes von insgesamt 3 Schuljahren zu absolvieren. Der in dieser Zeit ständige Kontakt zu den großen Verlagshäusern, wie Marvel und DC Comics, sowie deren Künstlern und Redakteuren hat mich schon früh auf die Anforderungen an den Job eines Comiczeichners vorbereitet.

Als Assistent in den Manhattan-basierten Studios von damals namhaften Zeichnern war ich an allen relevanten kreativen Prozessen zur Komplettierung eines Heftes beteiligt. Und sehr bald danach schon folgten die ersten eigenen Aufträge. Da hatte ich allerdings noch ein Studentenvisum. Eine offizielle Arbeitserlaubnis durch die Behörden wurde mir allerdings nach meiner Studienzeit nicht gewährt, so dass ich wieder zurück nach Deutschland ging, um dort für Bastei's Gespenstergeschichten Stories zu zeichnen. Um das Jahr 2000 übernahm ich den Job des offiziellen Zeichners der Figur Pumuckl und anderer bekannten Cartoon-Figuren. Am Ende dieser Arbeit begann ich mit der Entwicklung eigener Figuren und Heftserien, die ich bis zum heutigen Tag weiter vorantreiben konnte. 

Oliver Kammel ist Künstler aus München

Hintergrund

Der H-TEAM e.V. wurde 1990 in München gegründet um besonders Menschen mit Wohnschwierigkeiten Hilfen anzubieten. Neben weiteren differenzierten Hilfsangeboten für Menschen in Not besteht seit vielen Jahren das Projekt „Soziales trifft Kunst und Kultur.”

Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen und Fachvorträgen, finden immer wieder Kunstwettbewerbe zu sozialen Themen statt. Hierbei werden gespendete Preisgelder vergeben und es werden dadurch wichtige soziale Themen in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Weitere Informationen zum aktuellen Wettbewerb finden Sie unter:

https://www.h-team-ev.de/aktuelles/

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