Liebe Leser*innen
“Kunst hat die Aufgabe wachzuhalten, was für uns Menschen so von Bedeutung und notwendig ist.” Das sagte vor über 500 Jahren der italienische Maler und Bildhauer Michelangelo. Als er das aussprach, wird er kaum die heutige Wohlfahrt im Blick gehabt haben.
Dennoch kann man die Worte Michelangelos ganz hervorragend in die heutige Zeit übertragen. Denn Kunst und auch Kultur sind schon immer ein immanenter Bestandteil auch der Wohlfahrtspflege, der Sozialen Arbeit und der Selbsthilfe. Ich würde fast sagen, dass Kreativität mindestens genauso wichtig im Umgang mit Menschen ist wie die fachlichen Kenntnisse in Bezug auf Pflege und (soziale) Pädagogik. Denn unsere fast 800.000 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen in den Paritätischen Einrichtungen pflegen nicht nur und helfen bei den Grundbedürfnissen von Menschen, die Hilfe und Betreuung brauchen. Sie unterhalten ältere Menschen in den Heimen bei bunten Nachmittagen, basteln mit Kindern in der KITA, machen Musik- und Graffiti-Workshops mit Jugendlichen oder holen mit bunten Aktionen Geflüchtete aus ihrem tristen Alltag. Nicht zu vergessen die vielen Menschen in der Selbsthilfe, die ihre Lebenssituation vielfältig künstlerisch ausdrücken.
Darum dreht sich dieses Verbandsmagazin. Wir schauen darauf, was in unseren über 10.800 Mitgliedsorganisationen kreativ geleistet wird und haben viele schöne Beispiele gefunden. Wir waren in einem Kinderzirkus in Berlin-Kreuzberg und in einer Dortmunder Jugendeinrichtung, die musikalische Angebote für Migrant*innen anbietet. Wir befragten eine Clownin, die im Krankenhaus, in Kinder- oder Altenheimen Lächeln auf die Gesichter kranker Menschen zaubert. Wir schauen beim kreativen Tanzen zu und horchen nach, wie Mädchen bei der digitalen Kreativität gefördert werden. Und wir beschäftigen uns mit der Arbeit prekärer Künstler*innen. Eine wirklich bunte Ausgabe unseres Paritätischen Digitalmagazins.
Natürlich: Diese Arbeit hängt nicht in den Museen und wird auch nicht teuer gehandelt. Aber das macht sie nicht weniger wertvoll. Das haben wohl auch viele von uns in den vergangenen Jahren während der Lockdowns gespürt, als Museen, Kinos und Konzertorte über lange Zeit geschlossen waren und uns noch Spaziergänge oder der Fernseher blieb. Dieses Problem hatte auch die Wohlfahrtspflege. Eigentlich sollte dieses Magazin bereits im Jahr 2020 erscheinen. Leider konnten da aber viele Angebote nicht wahrgenommen werden oder fanden behelfsmäßig über Zoom statt.
“Jeder Mensch ist ein Künstler”? Das sagte Joseph Beuys vor nicht ganz so langer Zeit. Ich würde sagen: Jede Paritäterin und jeder Paritäter ist zumindest ein bisschen Künstlerin oder Künstler. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der vorliegenden Ausgabe unseres digitalen Verbandsmagazins und vielleicht auch Inspiration für Ihre Arbeit.