Zum Hauptinhalt springen
hier klicken um zum Inhalt zu springen
Ausgabe 04 | 2023: Gemeinnützig arbeiten
Sozialpolitik
Teilnehmer*innen des Fachtages
Paritätischer Fachtag

Passt nicht gibt’s nicht!

Unter dem Motto „Gemeinsam Perspektiven für junge Menschen mit hohem Hilfebedarf und herausforderndem Verhalten entwickeln“ haben wir mit Selbstvertreter*innen und Paritätischen Kolleg*innen aus Jugendhilfe, psychiatrischen Hilfen und Suchthilfe zur Situation von sog. „Systemsprenger*innen“ oder „High Utilizer“ gearbeitet.

Gemeinsam mit den 60 Teilnehmer*innen sollte arbeitsfeldübergreifend vor dem Hintergrund der eigenen professionellen Haltung Verständnis für die Jugendlichen und ihre Bedarfe entwickelt werden. Dabei wurden auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit an den Schnittstellen unserer Arbeitsfelder genauer in den Blick genommen und Perspektiven für eine Weiterentwicklung der Angebote diskutiert.

Zu Beginn des Fachtages haben sich die Momos von „Momo - The voice of disconnected youth“ vorgestellt und ihre Perspektive auf die verschiedenen Hilfesysteme inklusive Forderungen zur Verbesserung formuliert. Momo, inzwischen in Berlin, Hamburg und Essen aktiv, ist eine Organisation von Jugendlichen für Jugendliche. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben, die auf der Straße leben.

„Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, aber wir wollen euch zeigen, was es für Konsequenzen hat für den einzelnen, wenn Fachkräfte ihre Verantwortung abgeben und nach falschen Motiven handeln. Von uns wird ab unserem 18. Lebensjahr erwartet, dass wir selbstständig, arrangiert, angepasst und emotional stabil sind. Das wir eine eigene Wohnung führen können, die dann aber auch bitte sauber zu halten ist, und dass wir das Geld vom Amt bloß nicht für Drogen und Alkohol ausgeben. Vergessen wird oft, dass Menschen, die der Norm entsprechen, ihr Leben lang auf ihre Ressourcen zurückgreifen können, z. B. ihre Familie. Wir nicht!“ (Momo, 16 Jahre)

Im Anschluss fasste Diana Düring, Professorin für Theorie und Geschichte der Sozialen Arbeit und Kinder- und Jugendhilfe an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena, den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs über Systemsprenger*innen“ in ihrem Vortrag zusammen und betonte dabei, dass „wenn es um die Verständigung darüber geht, was Kindern und Jugendlichen mit hohem Hilfebedarf und herausfordernden Verhalten helfen könnte, mitbedacht werden sollte, dass herausfordernde Verhaltensweisen von jungen Menschen auch durch Erfahrungen des Scheiterns an und mit Hilfen geprägt wurden.“

Nach der Mittagspause wurden die Erkenntnisse des Vormittags intensiv in zwei Austauschgruppen besprochen. In der von Carolin Becker, Referentin Kinder- und Jugendhilfe im Paritätischen Hamburg, moderierten Gruppe diskutierten die Teilnehmer*innen insbesondere die Frage, wie vernetzte Angebote der Jugendhilfe auf Basis der Bedürfnisse von jungen Menschen partizipativ weiterentwickelt werden können.

Borris Diederichs (rechts), Gela Sauermann (am Pult) sowie Teilnehmende.

Carsten Giertz und Frank Hammerschmidt vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern stellten in der zweiten Austauschgruppe ihre Arbeit vor und widmeten sich in der Diskussion mit den teilnehmenden Fachkräften vor allem dem Thema „Beziehungen gestalten und leben“.

Abschließend wurden die Ergebnisse der Austauschgruppen im Plenum vorgestellt und gemeinsame Schritte zur weiteren Zusammenarbeit geplant. Der Paritätische Gesamtverband bedankt sich bei allen Teilnehmenden und Referent*innen sowie insbesondere bei den Momos für ihre Mitwirkung.

Gabriele Sauermann ist Referentin Teilhabe behinderter Kinder und Jugendlicher, Suchthilfe
Borris Diederichs ist Referent Kinder- und Jugendhilfe

Inhaltsverzeichnis
zurück zum Seitenanfang