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Sozialticket-Atlas

Deutschlandticket Sozial

Eine Straßenbahn in der Abenddämmerung.
Julius Schultheis/Unsplash
Eine Analyse von vergünstigten Nahverkehrstickets in Deutschland.

Sozialticket-Atlas: Mobilität als Wohnort-Lotterie

Mobilität ist ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Millionen Menschen ohne eigenes Auto – darunter Kinder, Jugendliche, Ältere, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und Armutsbetroffene – sind täglich auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Das 9-Euro-Ticket bot vielen Menschen mit geringem Einkommen kurzzeitig eine neue Freiheit und mehr Lebensqualität. Doch das Deutschlandticket für 58 Euro ist für viele unbezahlbar. Besonders drastisch zeigt sich das am Bürgergeld: Hier sind für Mobilität nur 50,50 Euro im Monat vorgesehen – zu wenig, um das Deutschlandticket zu finanzieren. Das Deutschlandticket ist in der Realität ein Nicht-Für-Alle-Ticket. 

Der Sozialticket-Atlas des Paritätischen Gesamtverbands gibt einen bundesweiten Überblick über vergünstigte Nahverkehrstickets – und offenbart alarmierende Lücken. Während einige Bundesländer und Kommunen ermäßigte Deutschlandtickets anbieten, gibt es in der Hälfte aller Landkreise und Kommunen gar keine Sozialtarife. Zudem variieren die Zugangsvoraussetzungen und Preise erheblich und bürokratische Hürden machen die Beantragung oft kompliziert.

Die wichtigsten Ergebnisse: 

  • Drei Bundesländer – Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen – sowie 28 Kommunen bieten Personen ein vergünstigtes Deutschlandticket an.  

  • Die Preise variieren jedoch stark: In Würzburg kostet das Ticket nur 15 Euro, in Magdeburg hingegen 53 Euro. Besonders günstige Tarife es in Städten, beispielsweise in Nürnberg (25 Euro) oder Weimar (24,50 Euro). Auf Landesebene gibt es das günstigste Ticket in Hamburg für 22,50 Euro, das teuerste in Nordrhein-Westfalen für 48 Euro.  

  • Allerdings dürfen je nach Stadt oder Land unterschiedliche Personengruppen den Sozialtarif in Anspruch nehmen. 

  • Neben diesen deutschlandweit gültigen Sozialtickets existieren zahlreiche regionale Angebote mit unterschiedlichen Preisen, Berechtigungskriterien und Gültigkeitsbereichen. Häufig sind die Informationen zu diesen Tickets schwer zugänglich oder die Beantragung ist mit bürokratischen Hürden verbunden.  

  • Besonders problematisch ist die Situation in 243 von 497 Landkreisen und Kommunen, in denen es gar keine Sozialtarife gibt.  

  • Auch ein Stadt-Land-Gefälle ist erkennbar: Während in städtischen Gebieten drei von vier Kommunen ein Sozialticket bereitstellen, tut das in ländlichen Regionen nur eine von drei Kommunen (31 Prozent). 

Ermäßigte Deutschlandtickets für Einkommensarme

Die Karte zeigt die Bundesländer und Kommunen, die schon jetzt eine vergünstigte Variante des Deutschlandtickets für einkommensarme Menschen anbieten.  
Hinweis: Im Unterschied zu Karte 1 in der Studie sind hier auch bundesweit gültige Sozialtickets zu sehen, die nur für eine bestimmte Altersgruppe gelten: junge Menschen oder Senior*innen mit Anspruch auf Sozialleistungen (siehe beispielsweise Kiel, Darmstadt oder Unna).  
Datengrundlage: Sozialticket-Atlas 
Stand: Januar 2025 

Das Angebot an Sozialtickets in Deutschland gleicht einem Flickenteppich mit unterschiedlichsten Regelungen und Zugangsvoraussetzungen. Mehr noch – dieser Flickenteppich weist alarmierende Lücken auf, die den gleichberechtigten Zugang zur Mobilität erheblich einschränken. Aktuell kann nur etwa die Hälfte der Bürgergeld-Empfangenden ein vergünstigtes Deutschlandticket erwerben. 

Der Paritätische Gesamtverband fordert deswegen die Einführung eines bundesweit gültigen „Deutschlandticket Sozial“ für 25 Euro im Monat. Dieses soll für alle Sozialleistungsempfangenden gelten, darunter Beziehende von Bürgergeld, Wohngeld, Kinderzuschlag, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sowie Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz. 

Ermäßigte Deutschlandtickets für junge Menschen

Die Karte zeigt die Bundesländer und Kommunen, die eine vergünstigte Variante des Deutschlandtickets für junge Menschen anbieten, unabhängig vom Einkommen. 
Datengrundlage: Sozialticket-Atlas 
Stand: Januar 2025 

Deutschlandtickets für Freiwilligendienstleistende

Auch Freiwilligendienstleistende profitieren in vielen Bundesländern von vergünstigten Angeboten für das Deutschlandticket. In Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und im Saarland gibt es entsprechende Angebote zu Preisen zwischen 35 und 40 Euro. Die Konditionen können dabei variieren, z.B. ist in Hamburg eine Beteiligung der Einsatzstelle nötig. Auch einige Städte und Landkreise bieten ermäßigte Deutschlandtickets für Freiwilligendienstleistende an. Darüber hinaus gibt es Ermäßigungen auf landesweit gültige ÖPNV-Tickets in Sachsen, Schleswig-Holstein, Berlin, Brandenburg, Thüringen und Bremen. 


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