Zum Hauptinhalt springen
Vier Megaphone

Aufruf für eine zukunftsfähige Suchtpolitik

Rund 350 Vertreter*innen aus Suchthilfe, Sucht-Selbsthilfe und Wissenschaft haben einen Appell an die Hauptverhandler*innen von CDU/CSU und SPD gerichtet, der vom Paritätischen Gesamtverband, fdr+ und akzept initiiert wurde.

Jeder zehnte Deutsche hat ein Suchtproblem; Sucht und der Konsum von legalen und illegalen Drogen belasten unsere Volkswirtschaft mit Kosten von 150-200 Milliarden Euro im Jahr, und trotz alledem spielt die Drogen- und Suchtpolitik, wenn überhaupt, nur eine marginale Nebenrolle in den Koalitionsverhandlungen. Die Unterzeichner*innen appellieren an die Verhandler*innen, die bestehende Sucht- und Drogenlage endlich zu erkennen und folgende Maßnahmen umzusetzen:

  • Die Bundesregierung muss kurzfristig alle Schritte einleiten, um Deutschland auf die immer wahrscheinlicher werdende Opioidkrise vorzubereiten: Wir brauchen u. a. ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem, flächendeckende niedrigschwellige Substitutionsangebote und umfassende Verfügbarkeit von Naloxon.
     
  • Wir brauchen endlich eine neue Nationale Strategie für Sucht- und Drogenfragen, die die Lebensrealität vieler Menschen mit Suchtproblemen anerkennt und die neuen Herausforderungen angemessen präventiv und regulierend adressiert.
     
  • Statt über die Abschaffung der sucht- und drogenpolitischen Strukturen zu reden, muss das Amt des Sucht- und Drogenbeauftragten dringend aufgewertet und von einem zivilgesellschaftlich besetzten Drogen- und Suchtrat beraten werden.
     
  • Die öffentlich finanzierte und in ihrer Existenz bedrohte Suchtberatung und niedrigschwellige Behandlungsangebote müssen prioritär gesichert und als Anspruch gesetzlich verankert werden.
     
  • Wir brauchen ein Bund-Länder Koordinierungsgremium, das die Umsetzung von bundesgesetzlichen Regelungen in allen Bundesländern sicherstellt, wie den bundesweiten Ausbau von Drogenkonsumräumen und Drug-Checking, um Leben zu retten.
     
  • Das Gesetz zum Umgang mit Konsumcannabis muss verantwortungsvoll weiterentwickelt werden und dem Gesundheits-, Verbraucher und Jugendschutz Rechnung tragen.
     
  • Die beschlossenen Maßnahmen des fraktionsübergreifenden Antrags “Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern unterstützen“ müssen in der 21. Legislaturperiode umgesetzt werden.
     
  • Die Einführung eines grundsätzlichen Werbeverbotes für Alkohol- und Tabakprodukte sowie Sportwetten muss verbindlich in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden.
     
  • Die gegenwärtigen Strukturen der Zugänglichkeit und Abgabeformen von legalen Drogen müssen auf den Prüfstand.

Presse zum Aufruf:

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ein-jahr-cannabisgesetz-100.html

https://www.aerzteblatt.de/news/fachleute-wollen-angemessen-finanzierte-suchthilfe-und-moderne-drogenpolitik-ad8900db-307c-453c-a397-ed4d7ed7a718

Anlage: Aufruf für eine zukunftsfähige Suchtpolitik

 

Bild von Tom auf Pixabay.