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Bildung, Beruf, Bezahlung – noch immer Frage des Geschlechts!

Erstellt von Katrin Frank

Frauen sind gebildeter denn je: Die Hälfte aller Studierenden sind Frauen. In Fächern wie Medizin und Jura stellen sie sogar die Mehrheit. Dennoch sind Frauen noch immer unterrepräsentiert, was Fach- und Führungsaufgaben angeht. Frauen haben trotz sehr guter Bildungsabschlüsse oft große Probleme adäquat bezahlt zu werden. Im Folgenden sollen strukturelle Probleme aufgezeigt und benannt werden.

Frauen, Fächer und Frauenberufe

Während an Universitäten das Geschlechterverhältnis gemessen an der Gesamtzahl der Studierenden sehr ausgeglichen ist, sind Männer an Fachhochschulen deutlich in der Mehrzahl. Gleiches gilt für die betriebliche Ausbildung: Von 100 Auszubildenden sind 60 männlich und 40 weiblich. Mädchen dominieren zahlenmäßig hingegen bei der schulischen Ausbildung (72 von 100), wo in der Regel keine Vergütung bezahlt, sondern oft Schulgebühren bezahlt werden müssen. So besteht ein Überhang an Schülerinnen etwa in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (94 Prozent) und der Diätassistenz (90 Prozent). Mädchen neigen im Bereich der Ausbildung allgemein dazu, sich auf typische Frauenberufe (z. B. Friseurin) zu versteifen, die traditionell schlechter bezahlt werden. Eine Entscheidung, die sie oftmals später bereuen, wenn es darum geht, dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.


Arbeitsmarkt: Über 80 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen

Die gute Nachricht vorneweg: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen hat sich in den letzten Jahren vergrößert. Seit 2005 ist die Erwerbstätigenquote von Frauen von 59,5 Prozent auf 69,8 Prozent gestiegen. Zurückzuführen ist dies auf die Zunahme von Teilzeitbeschäftigungen bei über zwei Millionen Frauen – mit zu beachtenden Folgen. War 2010 noch ein Drittel der berufstätigen Frauen in Teilzeit beschäftigt, war es 2015 die Hälfte.

Das bedeutet, dass prozentual immer weniger Frauen in Vollzeit arbeiten, auch wenn sich die Erwerbstätigenquote von Frauen insgesamt in absoluten Zahlen erhöht hat. Wenn man beispielsweise die Situation von berufstätigen Müttern analysiert, fällt auf, dass jede zweite berufstätige Mutter aktuell auch dann noch in Teilzeit arbeitet, wenn das jüngste Kind bereits das Teenageralter erreicht hat. Es ist also zu vermuten, dass sich Frauen mit eigener Familie oftmals bewusst für Teilzeit entscheiden. Doch das ist nur eine Seite der Medaille: Einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes zufolge wünschen sich 2,7 Millionen Beschäftigte mehr Arbeitsstunden pro Woche, darunter 1,5 Millionen Teilzeitbeschäftigte. 1,1 Millionen davon sind Frauen – viele davon mit eigener Familie.

Gründe gibt es viele, weshalb Frauen nicht in dem Umfang berufstätig sind, in dem sie eigentlich tätig sein wollen: Fehlende Kitaplätze, unzureichende Ganztagesbetreuung im schulischen Bereich, die Pflege von kranken und älteren Angehörigen sowie einseitige Aufgabenverteilung im partnerschaftlichen Bereich sind nur einige. Dass Frauen hierzulande auf dem Arbeitsmarkt noch immer strukturell benachteiligt sind, verrät auch ein Blick auf die Bezahlung.

Gender Pay Gap: Welche Unterschiede gibt es bei der Entlohnung?

21 Prozent beträgt die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Deutschland. Gemeint ist damit der prozentuale Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von angestellten Männern und Frauen. Branchen und Berufsgruppen bleiben dabei ebenso unberücksichtigt wie Ausbildung, Berufserfahrung oder Position. Man bezeichnet diesen Wert als sogenannten unbereinigten gender pay gap.

Berücksichtigt man oben genannte Faktoren jedoch, könnte man meinen, dass sich die Lohnlücke schließt. Doch weit gefehlt. Denn auch beim sogenannten bereinigten gender pay gap besteht noch eine Lohnlücke von sechs Prozent zwischen Männern und Frauen. Eine Ungerechtigkeit, die nicht mehr länger bestehen bleiben darf – gerade auch mit Blick auf das deutsche Rentensystem.

Arbeit wichtigster Schutz vor Altersarmut

Sorge- und Erziehungsarbeiten werden dort noch immer zu wenig anerkannt. Denn nur wer viel einzahlt, bekommt viel raus. Im Jahr 2015 bezog eine Frau im Schnitt nur 47 Prozent der Altersbezüge eines Mannes. Die Einkommenslücke wird im Alter somit zur Rentenkluft: Kein Wunder also, dass auch immer mehr Frauen Grundsicherung im Alter beziehen, wenn sie in Folge von familienbedingten Auszeiten keine, kaum oder zu wenige Rentenpunkte gesammelt haben.

In einer repräsentativen Studie des Bundesfamilienministeriums von 2016 hatten Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren etwa die gleichen Schulabschlüsse wie Männer - und 82 Prozent hatten eine berufliche Qualifikation. Dennoch waren nur 39 Prozent der Frauen in Vollzeit beschäftigt, aber 88 Prozent der Männer. Über ein eigenes Nettoeinkommen von mehr als 2000 Euro verfügten nur zehn Prozent der Frauen, aber 42 Prozent der Männer. Ein Beispiel, das die Problematik nochmals unterstreicht. Bildung schützt nicht vor Armut.

Fazit: Asymmetrie zwischen Bildung, Bezahlung und Verantwortung
Die strukturelle Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt ist trotz der guten Bildung von Frauen eklatant. Staat und Wirtschaft, Politik und Arbeitgeber müssen Hand in Hand daran arbeiten, dass Gleiches wirklich gleich behandelt wird. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer, dass „typische Frauenberufe“ schlechter entlohnt werden als  andere und Frauen aufgrund der Übernahme von Sorge- und Pflegearbeiten seltener Karriere machen und geringere Rentenanwartschaften erwerben.

Katrin Frank ist Referentin für Frauenhilfe/-politik, Frauen und frühe Hilfen beim Paritätischen Gesamtverband

Dieser Artikel entstammt unserem Verbandsmagazin Der Paritätische 04/2018 mit dem Schwerpunkt "Recht auf Bildung", ab 2. Juli online.