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Coronavirus Pandemie: Medizinische Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem: Vierte Ad-hoc Stellungnahme der Nationalakademie Leopoldina

Die vierte Ad-hoc Stellungnahme zur Coronavirus-Pandemie befasst sich mit dem Thema: "Medizinsiche Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem" und konzentriert sich auf kurz- und mittelfristige Aspekte der medizinischen und pflegerischen Versorgung unter den Bedingungen einer anhaltenden Pandemie und zeigt langfristige Maßnahmen für ein resilientes und anpassungsfähiges Gesundheitssystem auf.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften leistet wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und zeigt Handlungsoptionen auf. Die ersten drei Stellungnahmen der Akademie haben sich mit akuten gesundheitspolitischen Maßnahmen im Umgang mit der Pandemie sowie mit den psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die zu einer schrittweisen Rückkehr in die gesellschaftlichen Normalität betragen können, beschäftigt. Aufbauend darauf formuliert diese Stellungnahme Aspekte einer patientenwohlorientierten medizinischen und pflegerischen Versorgung aller Patient*innen unter den Bedingungen einer anhaltenden Pandemie. Die Stellungnahme zeigt zudem Maßnahmen auf, die zu einem robusteren, adaptiven Gesundheitssystem führen. An der Stellungnahme haben überwiegend klinische Mediziner*innen aus Einrichtungen der akademischen Medizin, Forscher*innen sowie Personen in Organisationsverantwortung in Medizin und Pflege mitgearbeitet.

Die Autor*innen empfehlen ein bedarfs- und nicht primär gewinnorientiertes System, das sich am Patient*innenwohl orientiert und qualitätsgesichert arbeitet. Innovation und digitale Lösungen sowie die Wertschätzung aller Mitarbeitenden sind dabei integraler Bestandteil. Ziel müsse ein adaptives Gesundheitssystem sein, in dem Öffentlicher Gesundheitsdienst, ambulanter sowie stationärer Sektor gut zusammenarbeiten und eine schnelle Überführung von Forschungsergebnissen in die Praxis erfolgt.

Damit die Versorgung aller Patient*innen während der anhaltenden Pandemie erfolgen kann, sind den Autor*innen zufolge kurz- und mittelfristig folgende Rahmenbedingungen erforderlich:

  • Vorhaltung ambulanter, stationärer und poststationärer Kapazitäten sowie personeller, räumlicher und technischer Reserven zur Versorgung von COVID-19-Erkrankten
  • Aufbau eines regionalen und krankenhausinternen Frühwarnsystems für SARS-CoV-2-Infektionen
  • Umsetzung wissenschaftlich unterlegter, zielgerichteter Teststrategien
  • Stärkung des Vertrauens der Öffentlichkeit in eine am Patient*innenwohl orientierte und sichere Behandlung
  • qualitativ hochwertige Versorgung aller Patientinnen und Patienten durch schnelle Integration von Forschungsergebnissen in die Praxis


Die Krankenversorgung in Krisensituationen und eine qualitätsgesicherte sowie wissenschaftsorientierte medizinische Versorgung der Bevölkerung liegen in der Verantwortung des Staates. Für die langfristige Weiterentwicklung und Sicherung des Gesundheitssystems sind den Autor*innen zufolge generell die folgenden Punkte zu berücksichtigen:

  • Gewährleistung der qualitativ hochwertigen, wissenschaftsorientierten und ethisch verantwortlichen Versorgung aller Patient*innen
  • Aufbau und Verstetigung regionaler Versorgungs- und Forschungsnetzwerke mit festgelegten Aufgabenbereichen für die Einrichtungen des Gesundheitswesens und einer besonderen Funktion für die Universitätsmedizin
  • bedarfsgerechte Ausstattung mit qualifiziertem medizinischen und pflegerischen Personal
  • Digitalisierung und Vernetzung aller Krankhäuser und ambulanten Versorger
  • langfristige Sicherstellung der Versorgungsaufgaben, beispielsweise durch die Ergänzung der bisherigen Fallpauschalen um strukturelle Komponenten und unter Vermeidung von Fehlanreizen
  • gesellschaftliche Wertschätzung, eine angemessene Entlohnung, attraktive und bedarfsgerechte Ausbildungsstrukturen und gute Arbeitsbedingungen für medizinisches und pflegerisches Fachpersonal



Die ausführliche Stellungnahme ist unter folgendem Link zu finden:
https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/coronavirus-pandemie-medizinische-versorgung-und-patientennahe-forschung-in-einem-adaptiven-gesundh/