Zum Hauptinhalt springen

Der Berufsbildungsbericht 2018 mit Blick auf junge Migrant/-innen und Geflüchtete

Der Berufsbildungsbericht 2018 weist - wie in den Jahren zuvor auch - erneut auf den erheblichen Handlungsbedarf zur Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund hin. Zudem wird die Lage junger Geflüchteter in den Blick genommen und weitere Handlungsbedarfe wie z.B. die kontinuierliche Sprachförderung auch während der Ausbildung benannt. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Fakten für die Personengruppe der jungen Migrant/-innen und Geflüchteten. Darüber hinaus finden Sie in der beigefügten Datei auch noch eine kritische Kommentierung des gesamten Berichts aus Sicht der Jugendsozialarbeit. So ist z.B. hervorzuehen, dass 48.900 betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt blieben – so viele wie seit 1995 nicht mehr – gleichzeitig gab es rund 80.000 Bewerberinnen und Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Unverändert hoch ist die Zahl der rund 290.000 jungen Menschen, die in Maßnahmen des Übergangsbereichs einmünden. Unter den Jugendlichen mit und ohne Hauptschulabschluss wechseln sogar 51 Prozent zunächst in eine dieser zahlreichen Maßnahmen, in denen kein Berufsabschluss erworben werden kann.

      - Nicht nur bei den Berufsabschlüssen fallen die Zahlen für junge Menschen mit Migrationshintergrund geringer aus, auch bei den Schulabschlüssen zeigen sich bereits deutliche Unterschiede. Denn junge Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit verlassen mehr als doppelt so häufig die allgemeinbildende Schule ohne Abschluss als junge Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Zudem sind die Schulabschlüsse ausländischer Jugendlicher insgesamt niedriger als die der deutschen Jugendlichen. 2016 lag die Ausbildungsanfängerquote junger Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit mit 27,6 % deutlich unter derer junger Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit (55,8 %). Ausländische Ausbildungsanfängerinnen und -anfänger sind im Durchschnitt knapp zwei Jahre älter (2016: 21,2 Jahre) als deutsche Anfängerinnen und Anfänger (2016: 19,3 Jahre), was auf die längeren und schwierigeren Übergänge von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zurückzuführen sein dürfte.

      - Empirische Erhebungen (z. B. BIBB-Übergangsstudien, BA/BIBB-Bewerber-befragungen) kommen zu dem Ergebnis, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund ebenfalls ein hohes Interesse an einer Berufsausbildung haben und sich teilweise noch intensiver um einen Ausbildungsplatz bemühen als Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Innerhalb der Gruppe der jungen Migrantinnen und Migranten gibt es große Unterschiede nach Herkunftsregionen. So ist es insbesondere für junge Menschen türkischer oder arabischer Herkunft erheblich schwerer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Trotz intensiver Bemühungen nahmen Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund seltener an einem Vorstellungsgespräch teil (49 % zu 62 %).

      - Als mögliche Erklärungsansätze für die niedrigeren Einmündungschancen in Ausbildung werden neben den ungünstigeren schulischen Voraussetzungen z.B. auch unterschiedliche Berufswahlpräferenzen, sonstige Rahmenbedingungen wie die regionale Ausbildungsmarkt-situation, mangelnde Deutschkenntnisse, geringere Teilnahme an betrieblichen Praktik oder auch die Selektionsprozesse der Betriebe bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen diskutiert.

      - Der Bericht weist daraufhin, dass die deutsche Wirtschaft angesichts der demografischen Entwicklung und zur Vermeidung von Fachkräfteengpässen alle jungen Menschen brauche und Strategien weiterzuentwickeln seien, die jungen Migrantinnen und Migranten den Übergang in Ausbildung erleichtern und Ausbildungsabschluss sicherstellen. Individuelle und ganzheitliche Ansätze sowie Unterstützung auch während der Ausbildung wie z.B. mit Hilfe der Assistierten Ausbildung möglich, gelten als hilfreich.

      - Neben den jungen Migrant/-innen hat der Bericht auch die jungen Geflüchtete im Blick, die nun zunehmend auf dem Ausbildungsmarkt ankommen. Die Datenlage zur Integration von Geflüchteten in berufliche Bildung ist weiterhin schwierig. In der Berufsbildungsstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder wird lediglich die Staatsangehörigkeit erfasst. Hilfsweise kann hier auf Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus relevanten nicht-europäischen Asylzugangsländern zurückgegriffen werden.

      - Die Zahl der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und einer Staatsangehörigkeit aus einem nicht-europäischen Asylzugangsland ist zuletzt deutlich angestiegen (2015: 2.925; 2016: 5.997). Dies deutet darauf hin, dass sich unter den Personen auch zunehmend Geflüchtete befinden.

      - Die Statistik der BA liefert hingegen detaillierte Informationen zu Teilnahmen von Geflüchteten an Übergangsmaßnahmen. Zwischen September 2016 und August 2017 haben im Jahresdurchschnitt 9.766 Personen im Kontext von Fluchtmigration an einer Berufseinstiegsbegleitung (1.678), einer assistierten Ausbildung (1.010) berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (563), einer Einstiegsqualifizierung (4.284) oder ausbildungsbegleitenden Hilfen (2.230) teilgenommen. Personen im Kontext von Fluchtmigration stellten damit bundesweit 6,1 % der Teilnehmenden an diesen Regelinstrumenten.

      - Besonders hoch fiel der Anteil der Personen im Kontext von Fluchtmigration bei der Einstiegsqualifizierung aus: Knapp jeder dritte Teilnehmende (32,3 %) hatte hier einen Fluchthintergrund. Die aktuelle Auswertung der BA/BiBB Migrationsstudie zeigt, dass jungen Geflüchteten insbesondere durch eine Einstiegsqualifizierung, Praktika sowie Probearbeiten und mit Hilfe der individuellen Betreuung durch Patinnen und Mentoren der Einstieg in eine Ausbildung gelingt. Die Analysen weisen zudem auf die enorme Bedeutung von kontinuierlicher Sprachförderung hin. Junge Geflüchtete äußern auch nach Einmünden in eine Ausbildung einen großen Unterstützungsbedarf, um diese erfolgreich abschließen zu können. Dies deckt sich mit den Erfahrungen Paritätischer Träger, die diesem Unterstützungsbedarf derzeit mit kreativen (Einzelfall) Lösungen begegnen.

      Kommentar zum Berufsbildungsbericht 2018 aus Sicht der Jugendsozialarbeit.docxKommentar zum Berufsbildungsbericht 2018 aus Sicht der Jugendsozialarbeit.docx