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#EchtGut: Vorfahrt für queere Organisationen

Der Paritätische Gesamtverband veröffentlicht im Rahmen seiner #EchtGut-Kampagne, Vorfahrt für Gemeinnützigkeit, einen Flyer zum Thema Queer.

Wieso sind gemeinnützige Vereine im Bereich queer unter Druck?

Die Förderung der demokratischen und politischen Teilhabe queerer Organisationen wird immer wieder angegriffen. Rechtsalternative, rechtsextreme Gruppen sowie religiöse Fundamentalist*innen diskreditieren immer wieder die Arbeit queerer Projekte und Selbstvertretungen. Vor allem auch kleinere Organisationen im ländlichen Raum sind betroffen. Queere Organisationen außerhalb der Ballungsgebiete leiden besonders unter Angriffen und Ressourcenknappheit.

Hass und Hetze werden nicht selten von Anfragen, Anträgen und Gesetzentwürfen demokratiefeindlicher Parteien bei Bund,Ländern und Kommunen begleitet. Die menschenfeindlichen Ideologien der Gegner*innen von Akzeptanz, Vielfalt und Respekt wirken wie Gift auf unsere demokratische Zivilgesellschaft. Zahlen zeigen: Hass und Anfeindungen gegenüber queeren Menschen nehmen immer mehr zu.

Hinzu kommt, dass die Strukturen von LSBTIQ*-Projekten und Selbstvertretungen sehr fragil sind. Ein Großteil des Engagements wird durch ehrenamtliche Strukturen getragen. Queere Beratungs-, Unterstützungs- und Bildungsarbeit fördert die Politik vor allem in Form von Projekten. Es gibt so gut wie keine dauerhaften institutionellen Förderungen in diesem Bereich. Das heißt: kurze Förderperioden, begrenzte Mittel und oftmals hohe bürokratische Hürden bei der Beantragung und Bewirtschaftung der Finanzmittel. Dies alles steht einer nachhaltigen und dauerhaften Sicherung der Angebote entgegen.


Was macht die gemeinnützige Arbeit im Bereich queer besonders?

Die Arbeit von LSBTIQ*-Selbstvertretungen und Fachstellen findet in einem sehr spezialisierten Bereich statt. Neben den Hürden von Förderrichtlinien und Eigenanteilen für die Projektfinanzierung kommt erschwerend hinzu, dass besonders im ländlichen Bereich die Suche von Fachkräften ein massives Problem darstellt. LSBTIQ* sind keine homogene Gruppe. Ihre Erfahrungen, Chancen und Identitäten sind neben der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität auch abhängig von vielen anderen Faktoren wie etwa Hautfarbe, Staatsbürgerschaft und Aufenthaltsstatus, Einkommen, Religion oder ob sie eine Beeinträchtigung haben oder nicht. Das heißt, dass Themen wie Mehrfachdiskriminierung und intersektionale Perspektiven stärker Berücksichtigung finden müssen. Darüber hinaus kommt es darauf an, dass die Arbeit von queeren Vereinen nicht nur in der queeren Community bleibt, sondern dass vor allem auch Regelstrukturen und soziale Angebote erreicht werden. Vor allem die Identifizierung dieser Strukturen, Ansprechpersonen und Zugänge bleibt eine besondere Herausforderung.

Der Paritätische setzt sich deshalb in seinen Strukturen dafür ein, dass das Thema Queer Querschnittsthema der Sozialen Arbeit ist und entsprechendes Wissen geteilt und sukzessive aufgebaut wird.

Wie müssen gemeinnützige Vereine im Bereich queer gestärkt werden?

Queere gemeinnützige Vereine und Fachstellen brauchen vor allem eine langfristige und strukturbezogene Förderung. Vor allem bestehende, erfolgreich arbeitende Strukturen und Projekte sollten abgesichert und nachhaltig gefördert werden. Für die Arbeit in ländlichen Regionen braucht es zudem die Förderung mobiler Beratungsangebote und auch die Anbindung an bereits existierende Beratungs- und Unterstützungsstellen der Regelstrukturen.

Die bürokratischen Hürden bei der Beantragung von Fördermitteln sollten überprüft werden, da viele kleine ehrenamtliche Initiativen oft an diesen scheitern. Wenn queere Organisationen oder Projekte von rechten Gruppen oder demokratiefeindlichen Kräften angegriffen und mit dem Entzug der Gemeinnützigkeit bedroht werden, braucht es ein starkes und solidarisches Signal der gesamten demokratischen Zivilgesellschaft.

Quelle bzgl. Zahlen: LSVD, Homophobe Gewalt: Angriffe auf Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI), www.lsvd.de/de/ct/2445-Homophobe-Gewalt (abgerufen am 27. März 2023).