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Vorurteil: "Zugewanderte zerstören die deutsche Kultur."

Falsch, denn:

  • Auch Deutschland ist ein Ergebnis von Migration.
  • Die „deutsche Leitkultur“ gibt es nicht.
  • Wer in Zugewanderten eine „Gefahr für die deutsche Kultur“ sieht, will Feindbilder aufbauen.

Fakten und Argumente:

Auch Deutschland ist ein Ergebnis von Migration

Migration ist und war ein ständiger Begleiter der Entwicklung menschlicher Gesellschaften. Das „reine deutsche Volk“ oder die „deutsche Kultur“ ist schon immer eine Erfindung gewesen – beginnend mit der Menschheitsgeschichte. Eigentlich sind wir alle Afrikaner/-innen, denn menschliche Knochenfunde aus Äthiopien und Kenia weisen darauf hin, dass die Menschen einst von dort ausgehend die anderen Erdteile besiedelten. Seither ist alle Geschichte immer auch eine Geschichte der Migration, besonders in Europa. Die so genannte „Völkerwanderung“ hunderttausender Menschen in der Spätantike war ein gigantischer Prozess der Vermischung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, und das ist in der Geschichte der Normalfall. Migration hat die Gesellschaft nicht nur dauernd verändert, sondern „uns“ auch zu dem gemacht hat, was „wir“ heute sind. Im 18. und 19. Jahrhundert flohen auch Millionen Deutsche vor religiöser Repression und Armut nach Russland und Amerika. Das machte Deutschland schon damals von hunderttausenden polnischen Wanderarbeitern abhängig. Mit den Gastarbeiter/-innen des 20. Jahrhunderts wurde Deutschland zum Einwanderungsland. In Deutschland leben heute über 80 Millionen Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religion, Staatsangehörigkeit oder Weltanschauung.

Die „deutsche Leitkultur“ gibt es nicht

„Die deutsche (Leit)Kultur“ gibt es nicht. Jeder Mensch entscheidet selbst, ob er/sie nun lieber Currywurst oder vegan is(s)t oder Goethe oder Gandhi liest. In Kulturfragen existieren keine konkreten Maßstäbe. Schließlich sind die Lebensarten, Sitten und Bräuche, Dialekte, religiöse Orientierung, Feste und Feiern, Sagen und Überlieferungen, die Art zu Essen oder zu Wohnen regional so unterschiedlich, dass sich selbst in Deutschland Geborene nicht auf den Kern ihrer Kultur verständigen können. Die deutsche Kultur lebt von Vielfalt, Zugewanderte können sie nur bereichern. Wie wir alle miteinander leben wollen und was uns in Zukunft wichtig ist, wird jeden Tag zwischen den Menschen neu verhandelt. Traditionen oder das Volkstümliche können den Menschen nicht identitätspolitisch von oben verordnet werden.

Wer in Zugewanderten eine „Gefahr für die deutsche Kultur“ sieht, will Feindbilder aufbauen

Wer aber von der „Zerstörung der Leitkultur“ durch eine bestimmte Gruppe von Menschen oder wer von „den Zuwanderern“ als Gefahr für „das deutsche Volk“ spricht, hat kein Interesse daran, Menschen als Individuen wahrzunehmen oder über bestimmte Aspekte des Zusammenlebens zu diskutieren. Es geht vielmehr darum, an die Bedürfnisse und Ängste von Menschen zu appellieren, Ablehnung, Hass und Rassismus zu schüren und damit Politik zu machen. Das trägt nicht zu einem gesellschaftlichen Zusammenhalt und einer freien Gesellschaft für alle bei. Und darunter leiden wir alle. Stattdessen müssen wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass jeder Mensch als gleichwertig angesehen wird und Chance zu Teilhabe und Entfaltung hat.

Zur Vertiefung

Grundlagendossier der Bundeszentrale für Politische Bildung zum Thema Migration

Zahlen und Fakten zum Thema Zuwanderung in Deutschland und Europa

Mediendienst Integration: "Wer kommt, wer geht?"

Statistiken zu Wanderungsströmen und Migrantenbevölkerung

Themendossier der Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema Geschichte der Migration in Deutschland