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Der Arbeitsmarkt in Pandemiezeiten: Verluste an den prekären Rändern oder Vorboten einer sozialen Krise?

Angesichts der fortdauernden Pandemie wird der hiesige Arbeitsmarkt weiterhin aufwändig gestützt, mit dem millionenfachen Einsatz von Kurzarbeitergeld und einem Bündel an staatlichen Rettungs- und Schutzschirmen. Verluste sind dennoch eingetreten und zwar vor allem an den prekären Rändern des Arbeitsmarkts. Ein Kommenater von Tina Hofmann, Referentin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik beim Paritätischen Gesamtverband.

Jetzt rächt sich, dass es die Politik versäumt hat, die Minijobs neu zu strukturieren und sie in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln. Es ist offensichtlich, dass sich der Arbeitsmarkt leichter in Zeiten von wirtschaftlicher Prosperität reformieren lässt, als in Krisenzeiten.

Nur leichte Verbesserungen der sozialen Sicherung bei Arbeitslosigkeit in der Krise

Unter dem Druck der Pandemie unterlässt es die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag angekündigte Zurückdrängung der sachgrundlosen Beschäftigungsverhältnisse umzusetzen. Die soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit hat die Bundesregierung nur leicht verbessert, indem sie die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes nochmals um drei Monate verlängert und die geltenden Regelungen zum erleichterten Zugang ins Hartz IV-System fortgeschrieben hat („Sozialschutzpaket III“).

Doch an der grundlegenden Problematik, dass soziale Sicherung für in Arbeitslosigkeit geratene Niedriglohnbeziehende in der Arbeitslosenversicherung und noch häufiger im Hartz IV-System Armut bedeutet, hat sich nichts geändert. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Betroffenen infolge des zunehmenden Anstiegs der Langzeitarbeitslosigkeit zu.

Politik ist gefragt, damit aus der Corona-Krise keine Krise sozialer Ausgrenzung wird

Die Politik tut gut daran, dafür zu sorgen, dass auf die Corona-Krise keine Krise sozialer Ausgrenzung folgt. Die aktive Arbeitsförderung muss nach den massiven Einschränkungen in Pandemiezeiten wieder zügig hoch gefahren werden, ohne Arbeitslose mit Vermittlungsdruck in schlecht bezahlte Zeitarbeit zu drücken. Nachhaltige Beschäftigungschancen bietet der Arbeitsmarkt nur qualifizierten Fachkräften, weshalb deutlich mehr für die Fort- und Weiterbildung einhergehend mit stabileren Beschäftigungsverhältnissen zu tun ist.

Die Sicherungssysteme bei Arbeitslosigkeit müssen endlich armutsfest ausgestaltet werden. Denn die pandemiebelastete Gesellschaft muss vor einer weiteren sozialen Spaltung und dem Anwachsen der Armut bewahrt werden.

Passend dazu:
Aktueller Appell des Paritätischen Gesamtverbandes an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Bundessozialminister Hubertus Heil: „Corona trifft Arme extra hart - Soforthilfen jetzt!” – hier unterzeichnen:
www.der-paritaetische.de/coronahilfe

Der Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Verbandsmagazins "Der Paritätische", Ausgabe 02/2021 mit dem Schwerpunkt #Mindestens600.

Autorin:
Tina Hofmann
Dieser Beitrag erschien zuerst als Blogbeitrag auf der Website www.der-paritaetische.de