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Die Coronakrise trifft auch den Ausbildungsmarkt: Potenzielle Fachkräfte verlieren ihre berufliche Zukunft

Der Paritätische Gesamtverband fordert Ausbildungsmöglichkeiten für alle Jugendlichen und eine enge Begleitung junger Menschen auf dem Weg in die Ausbildung und zum Berufsabschluss – gerade in Pandemiezeiten. Denn die Krise trifft besonders diejenigen, die es mit niedrigen Schulabschlüssen ohnehin schwer haben. Ein Überblick von Birgit Beierling, Referentin für Jugendsozialarbeit der Abteilung Soziale Arbeit beim Paritätischen Gesamtverband.

Es ist eingetreten, was im Frühsommer befürchtet wurde: Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze in Unternehmen ist in diesem Jahr erheblich gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit in dieser Woche bekannt gab, wurden bis Ende Juli 2020 495.000 Ausbildungsplätze gemeldet. Das sind rund acht Prozent weniger als vor einem Jahr. Das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie hält sogar für möglich, dass die Zahl der neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge in diesem Jahr auf bis zu 450.000 sinken könnte.

Das hätte erhebliche Auswirkungen auf die Fachkraftsituation und die Anzahl der jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss. Zudem ist damit zu rechnen, dass immer mehr Jugendliche auf den sogenannten Übergangssektor angewiesen sind, da dieser sowohl für leistungsschwache Jugendliche zur Ausbildungsvorbereitung genutzt wird, als auch als Auffangbecken für diejenigen dient, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

Besonders Jugendliche mit Hauptschulabschluss sorgen sich um ihre berufliche Zukunft

Das trifft vor allem junge Menschen, die die Schule maximal mit einem Hauptschulabschluss beenden. Schon seit Jahren gelingt ihnen die Einmündung in die Berufsausbildung nur schwer. Dass insbesondere diese Gruppe Sorge um ihre berufliche Zukunft umtreibt, hat die Bertelsmann Stiftung in einer aktuellen Studie bestätigt. Unter ihnen schätzen nicht nur fast die Hälfte ein, dass es zu wenig Ausbildungsplätze gibt – jeder zweite Azubi unter ihnen befürchtet darüber hinaus, dass er/sie die Ausbildung nicht bewältigen kann, und dass eine Übernahme in ein Arbeitsverhältnis im Anschluss an die Berufsausbildung nicht gesichert ist.

Auch der DGB warnt, dass unter einer angespannten Ausbildungsmarktsituation insbesondere Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss sowie Jugendliche aus Einwandererfamilien zu leiden haben und den Sprung von der Schule in die Ausbildung oft ohne Unterstützung nicht schaffen.

Paritätischer fordert aktive Unterstützung für Jugendliche

Deshalb fordert der Paritätische die Bundesregierung auf, den jungen Menschen Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche anzubieten. Die bisher verpasste engmaschige Beratung und Begleitung von Schüler*innen auf der Suche nach dem richtigen Beruf muss dringend intensiv nachgeholt werden.

Dafür werden niedrigschwellige Beratungs- und Coachingangebote benötigt. Zudem gilt es, ausreichend Ausbildungsplätze für ausbildungsinteressierte Jugendliche zur Verfügung zu stellen. Das wird nicht nur mit Subventionen von Betrieben gelingen. Hier müssen auch konjunkturbedingte außerbetriebliche Ausbildungsmöglichkeiten in zukunftsrelevanten Berufen zur Verfügung gestellt werden.

Autorin:
Birgit Beierling

Dieser Beitrag erschien zuerst als Blogbeitrag auf der Website www.der-paritaetische.de