Kindertagesbetreuung: Rechtsanspruch nutzt Eltern und Fachkräften nicht genug
Der Paritätische Gesamtverband zieht zum morgigen zehnjährigen Jahrestag zur Einführung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung eine gemischte Bilanz. Diese sollte mehr Chancengerechtigkeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringen. Der Wohlfahrtsverband sieht dieses Ziel als nicht ausreichend umgesetzt an.
„Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ist eine gute Idee, die aber in der Realität oftmals an zu wenigen Betreuungsplätzen scheitert“, stellt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen, fest. „Eltern sind weiterhin mit langen Wartezeiten und Unsicherheiten konfrontiert und es gibt zu wenig pädagogische Fachkräfte in den Einrichtungen. Bevor diese Probleme nicht effizient angegangen werden, bleibt der Rechtsanspruch lückenhaft“, so Schneider weiter. Darunter leiden besonders Kinder aus ärmeren Familien. Diese haben immer noch schlechtere Chancen, einen Kita-Platz zu bekommen.
Gleichzeitig hat sich die Situation der Mitarbeitenden in Kitas verschlechtert. Erzieher*innen haben den höchsten Krankenstand aller Berufsgruppen. Die Arbeitsbelastungen nehmen zu, was zu körperlichen und psychischen Belastungen führt und dies wiederum zu einem hohen Krankenstand unter dem Personal. Das geht auch aus den Ergebnissen einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Paritätischen hervor, zu der erste Vorabergebnisse vorliegen: Zwei Drittel aller Mitarbeiter*innen geben an, zu wenig Personal in ihrer Kita zu haben, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. 70 Prozent geben an, regelmäßig Überstunden machen zu müssen, um ihr Pensum überhaupt zu schaffen.
Um allen Kindern wirklich gleiche Chancen einzuräumen, ist insbesondere eine bessere Unterstützung von benachteiligten Kindern im Rahmen der Kindertagesbetreuung dringend erforderlich.
Ulrich Schneider bilanziert daher: „Dieses Jubiläum ist kein Grund zum Feiern. Eltern bekommen keine Betreuungsplätze und Fachkräfte sind am Limit. Wir sind mit der Umsetzung des Rechtsanspruchs noch längst nicht am Ziel. Wir müssen Geld für eine bessere Kita-Versorgung für alle in die Hand nehmen. Hier darf nicht an den Kindern gespart werden.“