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Menschenhass im Internet

Mit Hasskommentaren und Shitstorms sollen politische Gegner*innen im Internet gezielt zum Verstummen gebracht werden. Diffamierungen, Einschüchterungen und Bedrohungen gehören zum Repertoire der Rechtsextremen. Hier gilt es, Position zu beziehen und rechter Hetze und Propaganda klar entgegenzutreten.

Digitale Kommunikation und Soziale Medien wie Facebook oder Twitter brechen Grenzen auf, schaffen globale Kommunikationsräume, an denen prinzipiell alle teilnehmen können. Doch in dieser Offenheit gedeihen auch abschreckende Entwicklungen. „Hate Speech“ - negativ-kritische bis hasserfüllte Kommentare oder Angriffe - ist zum verbreiteten und vieldiskutierten Phänomen geworden. Tritt es massiv und gebündelt auf, wird es zum „Shitstorm“.

2018 gaben 71 Prozent der Internetnutzer*innen an, dass sie Hass im Netz erlebt hätten. Mit Folgen für die Diskussionskultur: In derselben Studie gaben beinahe die Hälfte der Nutzer*innen an, sich aufgrund von Hasskommentaren seltener an Diskussionen zu beteiligen.

Besonders verbreitet sind Hasskommentare und Shitstorms von rechts. Hier wird nicht „einfach nur“ reflexhaft einem Ärger Luft gemacht: politische Gegner*innen sollen gezielt zum Verstummen gebracht werden, durch Diffamierung, Einschüchterung und Bedrohung.

Manipulation von Algorithmen

Dazu arbeiten rechte und rechtsextreme Online-Netzwerke teilweise sehr professionell und effektiv, um Gegner*innen auszuspionieren und eine vermeintliche Meinungshoheit zu inszenieren. Erfolgreich gelingt es einer Minderheit im Netz, sich zu verabreden, um die Algorithmen der sozialen Netzwerke zu manipulieren. Eine Zahl, die das belegt: Hassbotschaften werden durch viele Likes sichtbarer – doch für die Hälfte jener Hass-Likes sind nur 5 Prozent der Profile verantwortlich.

Rechtsextremist*innen stellen die Gleichwertig- und Gleichwürdigkeit aller Menschen in Frage. In ihrer Überhöhung der ethnischen Zugehörigkeit zu einem überlegenen und vermeintlich homogenen „Volk“ und der Vorstellung einer antipluralistischen und autoritär geprägten Gesellschaft, haben individuelle Menschenrechte keinen Platz.

Angriffe auf Freie Wohlfahrtspflege

Der Paritätische Wohlfahrtsverband orientiert sich an der Unteilbarkeit der Menschenrechte und der Würde des Einzelnen. Er tritt jeglicher Form von Ideologien der Ungleichheit und Ungleichwertigkeit entschieden entgegen. Umgekehrt deuten rechtsextreme Akteure die Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege als Bestandteil einer gesellschaftlichen „Elite“ (aus demokratischen Parteien, Medien, Wissenschaft, Kirchen, Gewerkschaften), die sie bekämpfen und durch autoritäre Strukturen ersetzen wollen.

Im Kern, wenn auch mit teilweise moderneren Begriffen, finden sich diese Ideologie und ihre Erzählungen auch bei der sogenannten Alternative für Deutschland wieder. Zur Bekämpfung von sozialen Ungleichheiten plädiert die AfD für eine nationale, soziale Offensive und spielt „deutsche“ und „nicht-deutsche“ Hilfsbedürftige gegeneinander aus. Grundsätzlich werden Menschen mit Migrationshintergrund und / oder islamischen Glaubens für gesellschaftliche Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht.

Die AfD hat sich allein durch ihre massive Präsenz in den Sozialen Medien zur zentralen Akteurin im Verbreiten menschen- und demokratiefeindlicher Inhalte entwickelt. Angesichts mangelnder realpolitischer Gestaltungsmöglichkeiten streut die Partei Diffamierungen und Gerüchte sowie Halb- und Unwahrheiten zu verhassten Bevölkerungsgruppen, politischen Gegner*innen und umstrittenen Themen, um ihre Anhänger*innen beständig motiviert zu halten. Verschwörungstheorien ersetzen die Analyse gesellschaftlicher Zusammenhänge und Konflikte. Mit kalkulierten Tabubrüchen verschieben sie zugleich die Grenzen des Sagbaren.

Diese Stimmungsmache richtet sich nicht zuletzt gegen zivilgesellschaftlich Engagierte, insbesondere dann, wenn sie sich öffentlich gegen Hass und Hetze aussprechen. Neben der persönlichen Einschüchterung der Betroffenen zielt diese Strategie letztendlich darauf ab, der Sozialen Arbeit in der Freien Wohlfahrt die Berechtigung abzusprechen.

Rechter Hetze entgegentreten

Daher ist es nur umso dringlicher, gemeinsam und klar Position zu beziehen und rechter Hetze und Propaganda entgegenzutreten. So beteiligt sich der Paritätische etwa an dem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis #unteilbar, das mit großen Demonstrationen und politischer Arbeit immer wieder starke Zeichen für ein demokratisches Miteinander und gegen Menschenfeindlichkeit setzt.

In unserer Öffentlichkeits- und politischen Arbeit ist uns die Aufklärung über und Abgrenzung gegen Rechts zentrales Anliegen. Das verbandseigene Projekt Beratung gegen Rechts bietet Hilfestellung und Unterstützung sowohl für die inhaltliche Argumentation als auch zum Umgang mit AfD & Co in der konkreten Arbeit vor Ort. Das Projekt #GleichImNetz organisiert gegenseitige Unterstützung und Solidarität bei Angriffen in den Sozialen Medien. Gemeinsam realisieren die beiden Projekte zudem an Handreichungen und Workshops zum Umgang mit Menschenfeindlichkeit im Internet.

Autoren:

Kay Schulze und Christian Weßling

Dieser Beitrag erschien zuerst als Blogbeitrag auf der Website www.der-paritaetische.de