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Weil sechs Botschaften gerade unser wirksamster Schutz sind – Prävention stärken, statt sie zu schwächen

Im Kampf gegen Covid-19 forderte Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen, vergangene Woche im Bundestag mehr Aufklärung über Corona-Vorbeugung. Solange es keine Impfung gebe, sei die Veränderung unseres alltäglichen Verhaltens der einzige Schutz vor Covid-19. Dass das erfolgreich sein könne, habe die HIV/AIDS-Kampagne gezeigt, so Rosenbrock vor dem Gesundheitsausschuss. Zur Abstimmung steht dagegen ein Gesetz, welches weniger Präventionsarbeit vorsieht. Warum Rolf Rosenbrock das für falsch hält, erläutert er in diesem Blogbeitrag.

In der vergangenen Woche wurde im Bundestag über den Schutz der Bevölkerung in Zeiten der Corona-Pandemie gesprochen. Zur Diskussion stand dabei, die Mittel für die Prävention einzuschränken. Begründung: Viele Orte, die für vorbeugende Aufklärung infrage kommen würden, seien im Moment geschlossen, darunter Kindertagesstätten, Schulen oder Sportstätten. Das gelte auch für Prävention an den Arbeitsstätten, da viele gerade im Homeoffice oder in Kurzarbeit tätig seien.

Leider geht das in die völlig falsche Richtung. Nie war die Prävention an den Orten, an denen gearbeitet und gelebt wird, dringlicher als jetzt. In vielen Bereichen können Arbeitnehmer*innen nicht ins Homeoffice ausweichen, das gilt auch für den überwiegenden Teil derjenigen, die der Paritätische in der Freien Wohlfahrtspflege vertritt. Kitas und Schulen öffnen schrittweise, auch in vielen weiteren Bereichen wie Schulen und Alteneinrichtungen werden die Corona-Maßnahmen langsam gelockert. Es sind genau diese Orte, an denen mit partizipativen Interventionen alltägliches Verhalten im Umgang untereinander langfristig verändert werden kann. Denn: Solange es keine Impfung gegen Covid-19 gibt, sind es sechs Schritte der Prävention, die unser einziger Schutz gegen die Pandemie sind:

  1. Solidarität: Selbstschutz schützt auch alle anderen
  2. Abstand halten
  3. Mund-Nase-Schutz
  4. Hände waschen
  5. Hände und Finger weg vom Gesicht
  6. Husten und Niesen in die Armbeuge

Das klingt trivial, ist es aber nicht: Es dauert lange und bedarf zahlreicher und vieler verschiedener Signale und Botschaften, bis möglichst alle diese Schritte verinnerlicht haben. Dafür ist eine koordinierte Kampagne notwendig, welche die Botschaften auf allen verfügbaren Kanälen kommuniziert – auch, aber nicht nur über das Netz. Sie muss an den Orten wirken können, an denen das alltägliche Leben stattfindet, dazu zählen auch die Kitas, die Schulen, die Arbeitsstätten sowie Freizeit- und soziale Einrichtungen – also genau die Lebenswelten, in denen die Prävention zurückgefahren werden soll. Im Gegensatz zur Suche nach einem Impfstoff fangen wir dabei nicht bei null an, sondern können auf die Erfahrungen erfolgreicher Präventionskampagnen aufbauen, in denen ebenso langfristig Verhaltensänderungen im Alltag etabliert werden konnten – denken wir an die Aufklärung zu HIV/AIDS, die Durchsetzung der Gurtpflicht im Autoverkehr oder die Trimm-Dich-Bewegung.

In Zeiten von Corona braucht es deswegen nicht weniger, sondern viel mehr Prävention!

Autor:
Rolf Rosenbrock

Dieser Beitrag erschien zuerst als Blogbeitrag auf der Website www.der-paritaetische.de