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Projekt

Digitale Teilhabe stärken: Modellprojekt für barrierefreie Apps in der Selbsthilfe

Eine junge Frau mit Wollmütze und lackierten Fingernägeln sitzt in einem Rollstuhl und schaut auf ihr Smartphone, dabei lächelt sie.
SHVETS production/Pexels
Hier finden Sie aktuelle Informationen zu dem von der Aktion Mensch Stiftung geförderten Projekt "Digitale Teilhabe stärken: Modellprojekt für barrierefreie Apps in der Selbsthilfe" und wie Sie am Projekt teilnehmen können.

Pilotprojekt für barrierefreie Apps in der Selbsthilfe

Durch die Corona-Pandemie stand die Selbsthilfe vor der Herausforderung, trotz der bestehenden Schutzmaßnahmen den Kontakt zu Selbsthilfeaktiven aufrecht zu erhalten. Virtuelle und telefonische Lösungen wurden geschaffen. Seither ist der Bedarf an Digitalisierung und entsprechender Schulung weiterhin groß.

Viele Selbsthilfeorganisationen und -kontaktstellen aber auch -gruppen möchten gerne ihr Angebot ausbauen und unkomplizierte digitale Lösungen für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen anbieten, um neue Wege zur Selbsthilfe aufzunehmen, die Kommunikation untereinander zu erleichtern und um eine zeitgemäße Form der Kommunikation zu erweitern.

Der Paritätische Gesamtverband möchte diese Bestrebungen und das Engagement seiner Mitglieder in dem Bereich der Selbsthilfe unterstützen und hat die Motivation der Akteur*innen zum Anlass genommen, mithilfe der Förderung durch die Aktion Mensch Stiftung und dem Technologiepartner, vmapit GmbH, ein entsprechendes Angebot in Form einer jeweils individuell konzipierten und möglichst barrierefreien Selbsthilfe-App zu machen. Die Apps sollen Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen dienen, den Kontakt zu ihrer Organisation und anderen Betroffenen zu stärken und zu erleichtern sowie nützliche Informationen für den Alltag zu gewinnen. Dem Paritätischen bietet das Projekt ferner die Möglichkeit, Expertise in diesem Bereich aufzubauen, Innovationen voranzutreiben und zur Vernetzung untereinander beizutragen.

Im Rahmen des Förderprogramms „Inklusion durch Digitalisierung“ der Aktion Mensch Stiftung ist eine Planungsphase vorgesehen. Diese wurde vom Juni 2022 bis zum März 2023 durchgeführt. Der Paritätische Gesamtverband konnte für die neunmonatige Planungsphase, in der beispielhaft zwei barrierefreie Apps entwickelt werden sollen, den Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V. (bvkm) sowie den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) unter Einbindung des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg e. V. (BSVH) gewinnen. Beide Verbände haben gemeinsam mit künftigen Nutzer*innen Funktionen für die App definiert und über mögliche Barrieren in der Verwendung von Apps gesprochen.

Im nächsten Schritt wurde jeweils ein Prototyp entwickelt. Beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) wurden Expert*innentests auf der Grundlage der BITV 2.0. bzw. DIN EN 301 549 vom Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg e. V. (BSVH) durchgeführt. Diese haben Barrieren festgestellt, die laut DBSV und BSVH dazu führen, dass die App erst zu einem späteren Zeitpunkt, evtl. in einer folgenden Projekthauptphase an die Testnutzer*innen zur Testung übergeben werden kann. Für blinde Personen ist der Prototyp laut BSVH für die Übergabe an die Testnutzer*innen geeignet. Dennoch soll die Testung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen und dann sowohl von blinden als auch sehbeeinträchtigten Personen gleichzeitig durchgeführt werden. Im Hinblick auf das angestrebte Modellprojekt erwarteten der DBSV und BSVH, dass mit Abschluss des Projekts die App vollumfänglich BITV-konform ist. Ziel des Projekts ist es, viele Barrieren unter Einbindung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen und BITV-Tests abzubauen, wir können aber nicht vorhersehen, welchen Stand wir zum Ende des Projekts erreichen. Daher hat sich der BSVH nach der Pilotphase dazu entschieden, vorübergehend aus dem Projekt auszusteigen und die für das Modellprojekt geplanten BITV-Tests abzuwarten. Der DBSV möchte das Projekt weiterhin im Projektbeirat begleiten und unterstützen u.a. dadurch, dass die Testnutzer*innengruppe die in Säule A geplanten Apps auf Barrieren testen.

Beim bvkm konnte die App mit dem Namen "bvkm aktiv" bereits mit vielen Inhalten befüllt werden, sodass Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen die App in Bezug auf Barrierefreiheit und Nutzer*innenfreundlichkeit im Anschluss testen und Rückmeldungen dazu geben konnten. Diese fließen nun in die Weiterentwicklung der App im Rahmen des im Oktober 2023 gestarteten Modellprojekts, in dem weitere Mitgliedsorganisationen die Erkenntnisse aus der Planungsphase nutzen und eigene Apps konzipieren können. Die App des bvkm ist im Google Play und Apple App Store zum Download verfügbar sowie für den bvkm bereits im Betrieb und zahlreich heruntergeladen. Laut der Administratorin findet die App u.a. bei der Durchführung von Veranstaltungen großen Anklang, da über die App Informationen zum Programm, Veranstaltungsort, Ansprechperson etc. geteilt werden. Außerdem bietet sie eine gute Möglichkeit, Menschen mit Behinderungen einzubeziehen. So wurde zur Pflege der Push-Nachrichten eine Person mit motorischen Beeinträchtigungen einbezogen. Die Push-Nachrichten sind eine gute Möglichkeit, um über neue Entwicklungen in der Organisation oder relevante Themen auf schnellem Wege zu informieren. Informationen in leichter Sprache zur App "bvkm aktiv" finden Sie auf der Website des bvkm.

Die Pilotierung wurde u.a. mit einem gemeinsamen Workshop mit den Testnutzer*innen des bvkm und einer Sitzung mit dem Projektbeirat erfolgreich abgeschlossen und bildet die Grundlage für das im Herbst 2023 gestartete Modellprojekt, welches ebenfalls von der Aktion Mensch Stiftung gefördert wird.

Weitere Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt finden Sie in den PDF-Dokumenten:

Lessons Learned Pilotprojekt Selbsthilfe App (PDF)
Lessons Learned Pilotprojekt Selbsthilfe App_stärkere Kontraste (PDF)

Kontakt:
Leona Lüdeking
E-Mail: sh-app(at)paritaet.org
Tel.: 030 24636-336