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Armut verharrt auf hohem Niveau - Paritätischer warnt vor neuer Rentnerarmut und fordert offensive Armutsbekämpfung

Fachinfo
Erstellt von Christian Woltering

Presserklärung vom 27.08.2015

Armut verharrt auf hohem Niveau – Paritätischer warnt vor neuer Rentnerarmut und fordert offensive Armutsbekämpfung

Ein Verharren der Armutsquote auf hohem Niveau sieht der Paritätische Wohlfahrtsverband in den heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Armutsgefährdungsquoten. Der Verband warnt vor allem vor einer stark steigenden Rentnerarmut in Deutschland. Von der Bundesregierung fordert er einen finanzpolitischen Kurzwechsel zu einer offensiven Armutsbekämpfung.

Das gute Wirtschaftsjahr 2014 habe zu keinem nennenswerten Rückgang der Armutsquote in Deutschland geführt. Die Armut verharre mit 15,4 Prozent auf hohem Niveau, kritisiert der Paritätische Wohlfahrtsverband anlässlich der Veröffentlichung der neuen Armutsgefährdungsquoten durch das statistische Bundesamt. Die Armutsquote sei von 2013 auf 2014 zwar um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Doch ob der Negativtrend seit 2006, als die Armutsquote noch 14 Prozent betrug, damit gestoppt sei, sei offen, da die Entwicklung in den Bundesländern sehr uneinheitlich sei. Während insbesondere Berlin und Mecklenburg-Vorpommern einen ganz signifikanten Rückgang der Armutsquoten vermelden könnten, sei deren Zunahme im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen weiterhin ungebrochen.

Die am stärksten von Armut betroffenen Gruppen seien nach wie vor Erwerbslose (57,6 %) und Alleinerziehende (41,9 %).

Alarmierend sei die Entwicklung bei den Rentnern. Erstmalig seien auch Rentnerhaushalte (15,6 %) überdurchschnittlich von Armut betroffen. „Das Bild, wonach es den Rentnerhaushalten in Deutschland im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung doch noch sehr gut ginge, hat sich mit den neuen Zahlen endgültig erledigt“, stellt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider fest: „Die Quote der altersarmen Rentenrinnen und Rentner hat seit 2006 mit 51 Prozent so stark zugelegt wie bei keiner anderen Bevölkerungsgruppe. Politik und Öffentlichkeit müssen sich endlich der Tatsache stellen, dass eine Lawine der Altersarmut auf uns zurollt. Es sind Menschen, deren Einkommen häufig nur knapp über der Sozialhilfeschwelle liegt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Zahlen derer, die in Altersgrundsicherung fallen, auf ein hohes Niveau nachziehen.“

Der Verband fordert die Bundesregierung zu einem finanz- und steuerpolitischen Kurswechsel auf. Schneider: „Es müssen endlich die notwendigen Milliarden bereitgestellt werden, die wir brauchen, um Armut in Deutschland wirkungsvoll zu bekämpfen.“ Schwerpunkte müssten der Aufbau eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors, der Ausbau von Hilfen für Alleinerziehende, bessere Teilhabe- und Bildungsmöglichkeiten für Kinder aus armen Haushalten sowie eine bedarfsgerechte Anpassung der Regelsätze bei Hartz IV und in der Sozialhilfe sein. Auch in der Alterssicherung seien schnellstmöglich die Weichenstellungen zur Vermeidung künftiger Altersarmut vorzunehmen.


   
   Martin Wißkirchen
   030-24636-311