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Der Norden vernetzt sich zum Klimaschutz

Mitgliedsorganisationen und Einrichtungen aus fünf Paritätischen Landesverbänden haben sich in Hamburg zum Klimaschutz vernetzt. Es wurde sich ausgetauscht, diskutiert und neue Ideen entwickelt – einige davon stellen wir hier vor.

Im Hamburger Wälderhaus, eine Veranstaltungslocation, die klimaneutrales Tagen möglich macht, haben sich Teilnehmende aus dem Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ und weitere Mitglieder der Paritätischen Landesverbände Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zum Vernetzungstreffen Klimaschutz getroffen.

Die Geschäftsführende Vorständin des Paritätischen Landesverbands Hamburg, Kristin Alheit, begrüßte die Teilnehmenden zu diesem „dringlichen und wichtigen Thema“ in Hamburg und gab damit an den stellvertretenden Vorsitzenden des BUND Landesverbands Hamburg e.V., Dr. Wolfgang Lührsen, ab. Lührsen sagte zu Beginn „Die Klimakrise steht vor der Tür“ und stellte fast pünktlich zum Karnevalsbeginn um 11.11 Uhr die Frage: „Wolle mer'se enoilosse?“.

Nein wollen wir nicht, aber wie kann das gelingen? Lührsen stellte in seinem Vortrag vor, wo wir heute stehen – und zwar in einem Wirtschaftssystem, das nur auf Wachstum und Mehrverbrauch ausgelegt ist und geradezu auf eine ökologische Katastrophe zusteuert. Es bestehe immer noch der Glaube, dass der Mensch die Natur beherrsche und die Technik es schon richten werde.

Lührsen beschrieb die Krise, in der wir stecken, als eine kulturelle und gesellschaftliche Krise. Die Klimakrise sein nur ein Symptom davon. Er machte Zukunftsszenarien auf, in denen sich die Bürger*innen kontinuierlich einmischen und eine Politik einfordern, die sich an den Wünschen der 99% orientiert. Er sagte: „Ohne eine einschneidende gesamtgesellschaftliche Transformation wird es nicht funktionieren.“

Doch wie kann Klimaschutz in der Praxis der Sozialen Arbeit aussehen? Max Ciolek, Vorsitzender des Vereins KAOS e.V. – Kultur für alle Osnabrück, stellte für die Bereiche Raum, Büro, Technik, Verpflegung, Mobilität, Druck und Geld vor, was der Verein schon alles in Sachen Klimaschutz umgesetzt hat. Der Verein koordiniert und plant die Ausgabe der „Kunst-und-Kultur-Unterstützungs-Karte“ (KUKUK), mit der Menschen mit wenig Geld Kultur­­­­veranstaltungen für jeweils 1 € besuchen können. Und bei der Karte fängt es schon an: Auch hier ist der Verein auf eine umweltfreundliche und dennoch personalisierte Karte umgestiegen.   

In einer ersten Vernetzungsrunde konnten sich die Teilnehmenden gegenseitig kennenlernen und ihre Motivation mitteilen, warum sie im Klimaschutz aktiv sind oder aktiv werden möchten. Die Arbeit in sozialen Einrichtungen findet unter besonderen Herausforderungen statt und es kann helfen, sich bei solchen Vorhaben mit anderen Aktiven auszutauschen.   

Nach dem Mittagessen widmete sich die Veranstaltung dem gerade drängenden Thema „Energie sparen“. Peter Friemert, von der ZEBAU - Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH, gab den Teilnehmenden einen Einblick, welche Förder- und Beratungsmöglichkeiten es sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene in dem Bereich gibt. Im anschließenden Workshop „Energie sparen: Wie können wir Energiespartipps in sozialen Einrichtungen umsetzen?“ vertiefte Friemert das Thema. Es wurden Beispiele aus der Praxis gesammelt und sich zu neuen Ideen zum Energie sparen ausgetauscht. Ein wichtiger Hebel kann es sein, Energieberater*innen hinzuzuziehen, z.B. von den Verbraucherzentralen.  

Im parallel stattfindenden Workshop „Klimagerechte Verpflegung: Was kommt auf den Teller?“ waren Petra Arp von PariSERVE Dienstleistungen für soziale Organisationen GmbH und Ingmar Jaschok von Bioland e.V. zu Gast. Es wurde diskutiert, wie soziale Einrichtungen ihre Verpflegung umstellen können. Petra Arp empfahl, schrittweise dabei vorzugehen und mit wenigen Lebensmittel zu beginnen. Sowohl PariServe als auch Bioland bieten auch Workshops und Beratung für Küchenkräfte an. Ingmar Jaschok betonte die Notwendigkeit, alle an einen Tisch zu bringen: Produzenten, Anbieter und Einrichtungen. So kann das Angebot auf die Bedarfe der Einrichtungen zugeschnitten werden. Als neue Ideen wurde u.a. diskutiert, dass auch die Atmosphäre beim Essen stimmen muss und die Räume in sozialen Einrichtungen, leise und stressfrei gestaltet werden müssen. Außerdem kann es helfen, die Menüreihenfolge umzustellen und das vegetarische Gericht an erste Stelle zu setzen. Dieses Verfahren nennt man Nudging, womit wir thematisch schon beim dritten Workshop sind.  

Wir alle sind schonmal "genudged" worden. Als Nudging beschreibt man den Versuch Menschen, ohne Druck, Zwang oder ökonomische Anreize auszuüben, in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Ein Beispiel für einen allseits bekannten und durchaus erfolgreichen Nudge ist die Geschwindigkeitsanzeige bei der Einfahrt in einen Ort, die in Form eines lächelnden, grünen oder eines traurigen, roten Smileys die Verkehrsteilnehmer*innen hinsichtlich ihrer Einhaltung der erlaubten Geschwindigkeit begrüßt und bewertet.

Ziel eines Nudges ist immer das Hervorrufen einer Verhaltensänderungen bei den Adressat*innen, also ein subtiler Schubs in die "richtige" Richtung. Wie Nudges dabei helfen können, Veränderungen von Menschen hinsichtlich eines klimagerechten Verhaltens zu fördern, z.B. Mitarbeiter*innen in sozialen Einrichtungen dazu zu bewegen, Energie oder Wasser möglichst klimaschonend und kosteneffizient einzusetzen, dazu hat der Workshop „Wie gewinnen wir unsere Klient*innen und Mitarbeiter*innen für den Klimaschutz?“ mit Dr. Cornelis Rasmussen von rasmussen changes einen ersten Eindruck vermittelt. Rasmussen entwickelte mit den Teilnehmenden erste Ideen für eigene hilfreiche Nudges im jeweiligen Einrichtungskontext, wie z.B. das Hinweisschild für die Mitarbeiter*innen einer Einrichtung: „Wenn die Heizung am Wochenende an bleibt, schmilzt die Schokolade“.

Im Anschluss an die Workshops konnten sich die Teilnehmenden in einer zweiten Vernetzungsrunde zu ihren neu gewonnen Erkenntnissen austauschen. Die Rückmeldungen zum Ende der Veranstaltung waren positiv. Viele Teilnehmende konnten neues zum Klimaschutz dazulernen und interessante Beispiele aus der Praxis von anderen Einrichtungen aus der Region kennenlernen. Die Bereitschaft und der Wunsch sind da, sich weiter zu dem Thema zu vernetzen.

Die Präsentationen zur Veranstaltung und weiteres Material finden Sie in der rechten Spalte oder unter diesem Text.