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Frauenhauskoordinierung: Veröffentlichung der Statistik 2022

Die Frauenhauskoordinierung hat Anfang November die Frauenhaus-Statistik 2022 veröffentlicht.

Mit der „Frauenhaus-Statistik 2022“ stellt Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) erneut Daten aus Frauenhäusern im gesamten Bundesgebiet bereit. Für das Jahr 2022 liegen Angaben zu 6.431 Frauen und 7.572 Kindern aus 179 Schutzeinrichtungen vor. Hochgerechnet auf die rund 400 Frauenhäuser in Deutschland ist davon auszugehen, dass im vergangenen Jahr rund 14.400 Frauen und 16.670 Kinder & Jugendliche Schutz in einem Frauenhaus fanden.

„Zur traurigen Wahrheit gehört nicht nur, dass in Deutschland unverändert über 14.000 Frauenhausplätze fehlen. Die seit Jahrzehnten prekäre und uneinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern führt obendrein dazu, dass viele Frauen ihren eigenen Schutz selbst zahlen müssen oder gar keinen Zugang erhalten“, erklärt Christiane Völz, Vorstandsvorsitzende von FHK. So musste auch 2022 jede vierte Bewohnerin die Kosten ihres Aufenthalts vollständig (13 %) oder anteilig (13 %) selbst tragen. Häufig müssen schutzsuchende Frauen zugunsten der Sicherheit zudem weite Wege und, damit verbunden, nicht selten auch den Verlust von Arbeitsstelle und Einkommen in Kauf nehmen. Fast zwei Drittel (63 %) aller Frauen fanden im vergangenen Jahr Schutz außerhalb ihrer Herkunftskommune, jede Fünfte (21 %) nahm sogar die Flucht in ein anderes Bundesland auf sich.

Schutz für Kinder unzureichend gesichert: Bestehende Barrieren potenzieren sich außerdem, wenn Frauen gemeinsam mit ihren Kindern Schutz suchen, wie die statistische Sonderauswertung für das Jahr 2022 belegt: Zwei von drei schutzsuchenden Frauen (62 %) brachten im Jahr 2022 Kinder unter 18 Jahren mit ins Frauenhaus, über die Hälfte davon (57 %) unter 6 Jahre alt. Jede dritte Frau hatte sogar zwei oder mehr Kinder vor Ort zu versorgen. Doch insbesondere die Chance auf wohnortnahen Schutz verringert sich mit zunehmender Kinderzahl deutlich, weil schlichtweg Schutzplätze fehlen. Oftmals entfällt folglich mit der Flucht ins Frauenhaus die Anbindung an Schule, Kita und das soziale Netz.

„Wie viele Frauen aufgrund der zahlreichen Zugangshürden gar nicht erst den Weg ins Frauenhaus suchen oder abgewiesen werden müssen, wird statistisch nicht erfasst. Bei 40 % der Bewohner*innen hat vorab die Polizei eingegriffen, das heißt diese Fälle werden polizeilich erfasst. Das lässt im Gegenzug erahnen, wie viele gewaltbetroffene Frauen und Kinder in keiner offiziellen Statistik, weder bei Polizei noch Hilfesystem, sichtbar sind“, so Völz.

Seit über 20 Jahren dokumentiert die Frauenhaus-Statistik von FHK jährlich und als einzige Erhebung bundesweit Nutzungsdaten der Frauenhäuser in Deutschland. 

Quelle: Frauenhauskoordinierung

Frauenhauskoordinierung e. V. (FHK) wurde 2001 in Frankfurt am Main auf Initiative der Wohlfahrtsverbände (AWO Bundesverband e. V., Diakonie Deutschland, Der Paritätische Gesamtverband, Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e. V./Deutscher Caritasverband e. V.) gegründet, um sich im Auftrag der Mitglieder für den Abbau von Gewalt gegen Frauen und für die Verbesserung der Hilfen für betroffene Frauen und deren Kinder einzusetzen. FHK koordiniert, vernetzt und unterstützt das Hilfesystem, fördert die fachliche Zusammenarbeit und bündelt Praxiserfahrungen, um sie in politische Entscheidungsprozesse sowie in fachpolitische Diskurse zu transportieren.