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Mietenstopp-Bündnis fordert Justizminister Buschmann in einer Aktion vor dem Bundesjustizministerium zur Umsetzung von Regelungen zum Mieter*innenschutz auf!

Das Mietenstopp-Bündnis – in dem der Paritätische Mitglied ist – hat heute in einer symbolischen Aktion auf die Umsetzung von Regelungen zum Mieter*innenschutz gedrungen und dabei mit einem Team aus 20 Jurist*innen in Roben Unterstützung bei der Ausarbeitung der entsprechenden Gesetzesentwürfe angeboten.

Unter dem Motto: „Tut es – jetzt!“ wurde die Aufforderung formuliert, endlich Anzupacken beim Verlängern der Mietpreisbremse und beim stärkeren Beschränken von Mieterhöhungen. Diese zwei Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag sind juristisch gesehen aus Sicht der Kampagne Mietenstopp schnell geändert. Offenbar benötigt das Justizministerium dafür Unterstützung, deshalb zeigte die Aktion am 8.12.2023: „Wir helfen gerne!“. Konkret umsetzen muss das Justizministerium das Herabsetzen der sogenannten Kappungsgrenze in angespannten Wohnungsmärkten von 15 Prozent auf 11 Prozent. Das heißt: Die Mieten dürften dann innerhalb von drei Jahren nur noch um die 11 Prozent erhöht werden. Zweiter Punkt: Die Mietpreisbremse soll laut Koalitionsvertrag bis ins Jahr 2029 verlängert werden. Die Bremse beschränkt, wie hoch Mieten bei einem neuen Mietvertrag sein dürfen. Neben diesen Änderungen sind weitere wohnungspolitische Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag wie die Neue Wohngemeinnützigkeit noch nicht umgesetzt. Durch diese können dauerhaft preisgebundene Wohnungen angeboten werden. Aus Sicht der Kampagne Mietenstopp darf bei der Neuen Wohngemeinnützigkeit nicht wieder ein fader Kompromiss geschlossen werden. Es muss ein Konzept her, dass den Namen Neue Wohngemeinnützigkeit auch verdient. Auch die Wiedereinführung des Vorkaufsrechts in Milieuschutzgebieten lässt auf sich warten. Es würde Kommunen helfen, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten.

Statements von Vertreter*innen der Kampagne Mietenstopp:

Annerose, Mieter-Initiative Pankow gegen Verdrängung: „Wir sind tausende Mieter*innen aus Pankow, die diese Stadt und unsere Kieze seit Jahrzehnten mit am Laufen halten! Unsere Häuser wurden vor 20/30 Jahren mit Steuer-/ bzw. Fördergeldern saniert und für einen bestimmten Zeitraum mit Belegungsbindungen belegt. Das heißt, dass unsere Vermieter*innen unglaublich viel Geld bekommen haben, um die Häuser instand zu setzen und dafür im Gegenzug die Miete begrenzen mussten sowie keine Eigenbedarfskündigungen möglich waren. Diese Bindungen laufen jetzt aus und wir sollen auf der Straße landen?! Die soziale Mischung im Bezirk soll ein Ende haben? Wir sind mitten in der nächsten Gentrifizierungswelle in Pankow, es muss jetzt, zum Zeitpunkt der auslaufenden Sozialbindungen, gehandelt werden. Viele werden nun aus ihren Wohnungen geklagt, bei anderen steigen die Mieten sprunghaft bis zu 50 Prozent an oder die Häuser verwahrlosen zunehmend. Bezahlbarer Wohnraum ist nicht mehr zu finden. Unsere Kinder können nicht ausziehen, Familien können sich nicht gründen oder vergrößern. Für viele läuft eine Art Countdown, bis auch sie eine Kündigung erhalten oder die Miete unbezahlbar wird.“

Lukas Siebenkotten, Präsident Deutscher Mieterbund: „Auch nach zwei Jahren Regierungszeit sind keine mietrechtlichen Vorhaben des Koalitionsvertrags umgesetzt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Umsetzung bereits 2022 auf dem „Bündnis-Tag zum bezahlbaren Wohnraum“ öffentlich angekündigt und versprochen – passiert ist bisher leider nichts. Die unsägliche Blockadehaltung des Bundesjustizministers ist nicht mehr hinnehmbar, denn die Situation auf dem Mietmarkt war nie so dramatisch wie jetzt. Bereits heute sind über sieben Millionen Haushalte mit ihren Wohnkosten überlastet, jeder sechste Mieterhaushalt (3,1 Mio. Haushalte) muss sogar mehr als 40 Prozent nur für die Kaltmiete zahlen. Reformen im Mietrecht sind daher absolut notwendig und längst überfällig. Neben der Umsetzung der Minimalvereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag brauchen wir dringend einen zeitlich befristeten Mietenstopp im Bestand, die Verschärfung der Mietpreisbremse, die Ahndung von Wuchermieten, das Verbot des Neuabschlusses von Indexmietverträgen und für laufende Indexmietverträge eine Begrenzung der Mieterhöhungsmöglichkeit.“

Florian Moritz, Abteilungsleiter Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund: „Immer öfter können Menschen mit mittleren oder geringen Einkommen es sich nicht leisten den Job zu wechseln, wenn damit der Umzug in eine Großstadt verbunden ist. Vielfach fehlen bezahlbare Mietwohnungen, die Neubauzahlen gehen zurück und es fallen immer mehr Sozialwohnungen aus der Preisbindung. Angesicht der massiven Wohnungskrise reagiert die Ampel viel zu zögerlich. Wir brauchen dringend mehr Investitionen in den sozialen Wohnungsbau und die energetische Sanierung. Auch deshalb ist es wichtig, die Schuldenbremse zu reformieren. Zudem muss die Ampel endlich die im Koalitionsvertrag versprochene Wohngemeinnützigkeit auf den Weg bringen und sie mit Investitionszuschüssen und Steuererleichterungen attraktiv ausgestalten, um damit dauerhaft preisgebundene Wohnungen zu schaffen.“

Michael Groß, Präsident Arbeiterwohlfahrt: „Wohnen wird für immer mehr Menschen unbezahlbar. In unsere Beratungsstellen und Einrichtungen kommen immer mehr Menschen, die mit Mieterhöhungen und Wohnungskündigungen zu kämpfen haben oder die dringend eine bezahlbare Wohnung suchen. Viel zu oft können wir ihnen nicht weiterhelfen, weil es an bezahlbarem und sozialem Wohnraum fehlt. So kann es nicht weitergehen: es braucht jetzt mehr Sozialwohnungen, öffentlichen und gemeinnützigen Wohnungsbau und einen konsequenten Schutz von Mieter*innen. Denn Wohnen ist ein Menschenrecht!“

Georg Fähle, Republikanischer Anwaltsverein: „Durch die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur gesetzlich vorgesehenen Schonfristzahlung verlieren Mieter*innen ihre Wohnung bei Kündigung wegen Mietschulden selbst dann, wenn sie alle Mieten nachgezahlt haben. Dies zu korrigieren ist Sache des Gesetzgebers. Gefordert wird dies von allen, die damit professionell zu tun haben, von Richter*innen, Anwält*innen und Verbänden. Nur: Die Ampel sagt, sie will, aber tut nichts!“