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Die Hand eines Erwachsenen hält eine Weltkugel, auf die eine Kinderhand zeigt
BIld: pixabay.com

Ökologische Gerechtigkeit als Teil der Professionsehtik Sozialer Arbeit – ein Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit

Die ökologischen Krisen gefährden zunehmend die Lebensgrundlage für viele Menschen. Eine Soziale Arbeit, die sich als Menschenrechtsprofession versteht, muss sich deshalb auch mit ökologischen Themen befassen. Die Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) hat deshalb im September 2023 das Positionspapier „Zur Relevanz ökologischer Gerechtigkeit für die Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit“ veröffentlicht.

Ökologische Gerechtigkeitsperspektive

Die globalen ökologischen Krisen sind auch Krisen der Gerechtigkeit. Die Ursachen sowie die Verteilung der Folgen der Klimakrise sind eng verwoben mit sozialen Ungleichheitsverhältnissen. Die Menschen, die Unterstützung durch die Soziale Arbeit erfahren, sind meist diejenigen, die für wenig Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Gleichzeitig sind sie aufgrund schlechter Wohnverhältnisse, geringer sozioökonomischer Ausstattung und schlechterer Gesundheitsversorgung stark von den Folgen betroffen. „Somit müssen ökologische Gerechtigkeitsperspektiven in soziale Gerechtigkeitsdiskurse eingebettet werden“, so die Autor*innen.

Förderung der Menschenrechte

Soziale Arbeit hat sich als Menschenrechtsprofession die Achtung, Förderung und den Schutz der Menschenrechte zur Aufgabe gemacht. Im Jahr 2021 hat die UN Generalversammlung ein neues Menschenrecht verabschiedet: Das Recht auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt. Doch auch andere Menschenrechte wie das Recht auf Leben, Gesundheit und Selbstbestimmung sind durch die ökologischen Krisen bedroht. Das Selbstverständnis als Menschenrechtsprofession macht somit eine Auseinandersetzung mit den ökologischen Krisen für die Soziale Arbeit unausweichlich.

Grundannahmen und Selbstverständnis hinterfragen

Das Positionspapier möchte dazu anregen, sich mit grundlegenden Welt- und Gesellschaftsbildern kritisch auseinanderzusetzen, die in der Sozialen Arbeit verbreitet sind und auf deren soziale und ökologische Auswirkungen hin zu überdenken. Neue Wissensformen, wie etwa indigenes Wissen, können einen wichtigen Beitrag leisten, veränderte Natur- und Menschenbeziehungen entstehen zu lassen. Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhängigkeit alles Seienden und die Bedeutung von Suffizienz - also einer Sparsamkeit an Ressourcen - für ein gutes Zusammenleben bedeuten einen Perspektivwechsel für die Soziale Arbeit. Unter anderen muss sie sich die Frage stellen, welches Verständnis von Wohlergehen jenseits von Materialismus und Individualismus Grundlage für sozialarbeiterisches Handeln sein kann.

Anknüpfung an den internationalen Diskurs

Auf internationaler Ebene werden sozialökologische Themen von der International Federation of Social Work (IFSW) im Rahmen der Initiative „Co-Building a New Eco-Social World“ diskutiert. Eng damit verbunden sind Fragen der Mandatierung Sozialer Arbeit, sodass eine Erweiterung und Überarbeitung der Globalen Definition Sozialer Arbeit (2014) und der Ethikstandards geplant sind.

Konsequenzen für Forschung, Lehre und Praxis

Die Autor*innen des Positionspapiers möchten Sozialarbeiter*innen aus Wissenschaft und Praxis ermutigen, ökologische Perspektiven in ihr Ethikverständnis einfließen zu lassen. Aufbauend auf ein vertieftes Selbstverständnis können sie so „ihre Verantwortung für den sozialen Wandel aktiv ergreifen und sich anwaltschaftlich für die Realisierung der Menschenrechte, den Perspektiven planetarer Grenzen und eine Transformation engagieren, die niemanden zurücklässt.“ (DGSA 2023)

 

Weitere Information zur Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) finden Sie hier.