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Peer Coaching: Politische Aktivitäten zum Klimaschutz von sozialen Trägern und ihren Einrichtungen

Im Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ haben sich 67 soziale Einrichtungen auf den Weg gemacht, ihre Arbeit in den Einrichtungen klimaschonend auszurichten. Um Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, mangelt es in den Einrichtungen nicht am guten Willen oder kreativen Ideen, sondern die Rahmenbedingungen stimmen oft nicht.

Auf Träger- und Einrichtungsebene kann es sich daher lohnen, sich auf allen zur Verfügung stehenden Ebenen für verbesserte Rahmenbedingungen einzusetzen. Im Peer Coaching haben Projekteinrichtungen ihre Herausforderungen gesammelt und neue Ideen und Wirkungsbereiche diskutiert.   

Für soziale Einrichtungen und Dienste ist die Finanzierung die größte Herausforderung in der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Derzeit mangelt es in nahezu allen Arbeitsfeldern an einer verlässlichen, planbaren und dauerhaften Refinanzierung solcher Maßnahmen. Klimaschutz ist nicht teil der jeweiligen Regelfinanzierung und es fehlt an zuverlässigen Förderprogrammen. Auch fehlen die personellen Ressourcen, um den Klimaschutz in den Einrichtungen zu etablieren und andere drängende Themen bestimmen den Alltag vor Ort.

Um an diesen Rahmenbedingungen etwas zu ändern, kann eine gute Lobbyarbeit helfen, denn die Kommune ist ein zentraler Aushandlungsort für sozial-ökologische Fragen. Mara Dehmer, Referentin für Kommunale Sozialpolitik beim Paritätischen Gesamtverband, stellte den Teilnehmer*innen die verschiedenen Wirkungsbereiche vor. Bei der „klassischen“ Lobbyarbeit wird der direkte Kontakt zu Entscheidungsträger*innen gesucht. Auch besteht die Möglichkeit, Lobbyarbeit über Bande zu betreiben, mit Hilfe einer guten Öffentlichkeitsarbeit. Bündnisse mit vielfältigen Akteuren können sich lohnen, um die eigenen Themen voranzubringen. Ziel sollte es sein, mit den eigenen Themen sichtbar zu werden. Die Prozesse erfordern gute Beziehungen und Durchhaltevermögen.

Die Teilnehmer*innen sammelten im gemeinsamen Austausch Ideen, um ihre Ziele zu erreichen:

  • Kontakte mit Landrät*innen und Bürgermeister*innen suchen
  • Kooperation mit Umweltverbänden auf Kreisebene aufbauen
  • Ausschüsse nutzen, um Themen auf die Agenda zu bringen
  • Ökologische Themen mit sozialen Fachthemen verknüpfen, z.B. Bildung und Gesundheit
  • An politisch bereits präsente Themen anknüpfen
  • Nutzer*innen/Klient*innen zu Wort kommen lassen
  • Öffentlichkeitsarbeit mit z.B. einer wirkungsvollen Schirmherrschaft
  • Kooperation mit Initiativen Sozialer Landwirtschaft
  • Verschiedene Akteur*innen an Runden Tisch holen
  • Liga-Arbeit: Wohlfahrtsverbände zusammen auftreten
  • Sich anderen Initiativen und Bündnissen anschließen, z.B. Stadtradeln, Klimalisten,  Sozialverträgliche Mobilitätswende

In dem Peer Coaching wurden zwei Beispiele vorgestellt, bei denen sich Lobbyarbeit gelohnt hat. Das erste Beispiel kam aus Sachsen. Dort wurde die Verpflegungspauschale seit 2009 trotz steigender Lebensmittelpreise nicht erhöht – sie lag bei 4,95 Euro pro Kind/ Jugendliche*n und Tag. Jugendhilfeträger, die Bürgerhilfe Sachsen und der Paritätische Landesverband Sachsen forderten eine Pauschale von 7 Euro. Nachdem der Landkreistag eine Erhöhung auf 5,45 Euro vorschlug, wurde das Thema an die Presse gespielt und unter anderem vom MDR aufgegriffen. Der starke Druck, insbesondere seitens der Jugendhilfeträger, führte schließlich in den sächsischen Landkreisen zu einer Anhebung der Pauschale auf 6,25 Euro pro Tag und Kind/ Jugendliche*n.

Das zweite Beispiel kam aus Korschenbroich: Das von Korschenbroicher Jugendlichen initiierte Projekt „Gardening4ju“ setzte sich das Ziel, einen Bauerngarten mit Wildblumenanteil zu bewirtschaften und zu pflegen. Hierfür benötigten sie allerdings eine 500 Quadratmeter große Fläche. Nach einigen Gesprächen wurde ihnen diese letztlich von Stadt zur Verfügung gestellt. Die Initiative setzt sich zudem gegen die problematische Bodenversiegelung ein, indem sie dafür wirbt, Vorgärten und Gärten in Korschenbroich zu begrünen, statt zu asphaltieren.

Es ist eine große Herausforderung, für sozial-ökologische Themen Gehör zu finden und mit den Forderungen nach verbesserten (finanziellen) Rahmenbedingungen durch offene Türen zu gehen. Die Bedarfe der Einrichtungen und deren Wirkungspotential müssen auf allen Ebenen sichtbar gemacht werden, um so schrittweise zum Ziel zu kommen: Klimaschutz in sozialen Einrichtungen umsetzen zu können.