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Die Teilnehmenden auf dem Vernetzungstreffen

Vernetzungstreffen Klimaschutz in München

Vertreter*innen aus sozialen Einrichtungen haben sich am 9. November 2023 in München zum Vernetzungstreffen Klimaschutz getroffen. Im Zentrum der Veranstaltung standen Austausch, Wissensvermittlung und gute Praxisbeispiele.

Margit Berndl, Vorständin Verbands- und Sozialpolitik des Paritätischen Landesverbands Bayern, begrüßte die Teilnehmenden und stimmte sie auf einen spannenden Tag ein. Die erste Keynote an dem Tag von der stellvertretenden Landesbeauftragten des BUND Naturschutz Bayern, Dr. Christine Margraf, stellte die Frage, wie wir als Gesellschaft die ökologische Wende sozial gerecht gestalten können.

„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Mit diesem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry unterstrich Dr. Margraf die Wichtigkeit zu zeigen, wie wir alle von der notwendigen Transformation profitieren können. Zentral sei dabei, die sozialen Hürden zu sehen und diese abzusichern. Die Klimakrise verschärfe die sozialen Probleme, und es müsse unser gemeinsames Interesse sein, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Viele Menschen hätten Angst vor der Transformation, und das führe zu einer Erstarkung am rechten politischen Rand. Ein Einsatz für die Transformation unter sozialer Absicherung bedeute demnach auch ein Einsatz für die Demokratie. Laut Dr. Margraf müssten wir auch die Frage nach dem Verursacherprinzip stellen. Dazu gehöre, dass klimaschädliche Subventionen sofort beendet werden müssten.  

Mit Kopf, Herz und Hand

Frank Braun (Fair Binden) stellte in seiner Keynote ebenso die Frage, wie wir den Wandel gestalten können – und zwar mit Herz, Kopf und Hand. Braun unterstrich, dass wir einen Überfluss an Antworten haben und die rechtlichen Grundlagen dafür national und international (u. a. Erklärung der Menschenrechte und die Agenda 20230) größtenteils gesetzt seien. Demnach haben wir keine Wissenslücke, sondern eine Umsetzungslücke. Jetzt brauche es vielmehr den Mut, neu zu denken und neue Wege auszuprobieren. Dazu gehöre auch eine grundsätzliche Veränderung der Arbeitskultur und der Wirtschaft, hin zu einer Kultur der Nachhaltigkeit.

Nach einer Vernetzungsrunde, in der sich die Teilnehmenden zu ihren bisherigen Aktivitäten im Klimaschutz austauschten, ging es im nächsten Input von Frank Braun um die Förderung und Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen. Dabei zeigte er Finanzierungsstrategien auf, die über kurzweilige Förderprogramme hinausgehen. Dazu gehören zum Beispiel Angebotsvermarktung, Spendengenerierung und Crowdfunding, Sponsoring, Corporate Volunteering und Vertrauenswirtschaft.  Anschließend stellte er die wichtigsten Förderprogramme vor.

Aufessen, was schon da ist

Zum Mittagessen ging es zu den Lebensmittelretter*innen in die Community Kitchen. In der Großküche in Neuperlach werden pro Tag mehrere Tonnen gerettete Lebensmittel verarbeitet. Nach der Mittagespause folgten zwei parallel stattfindende Workshops zur nachhaltigen Beschaffung und zur klimagesunden Verpflegung.

Im Workshop „Klimaschutz durch nachhaltige Beschaffung“ konnte Frank Braun viele der von den Teilnehmenden gestellten Fragen rund um die Beschaffung in sozialen Einrichtungen beantworten. Sie gingen von Möblierung über Spielsachen und Reinigungsprodukte bis hin zu Baumaterial und Konten bei nachhaltigen Banken. „Inzwischen gibt es kein Themenfeld mehr, in dem es nicht die Möglichkeit einer nachhaltigen Beschaffung gibt“, so Braun. Die meisten Fragen tauchten rund um das Thema Green IT auf: Ist Digitalisierung wirklich nachhaltiger als Drucken? Welche nachhaltige Hardware gibt es? Welche Rolle kann Open-Source-Software in der Arbeit spielen? Und wie ist das eigentlich mit Rechenzentren und der Stromversorgung? Um die nachhaltige Beschaffung innerhalb des Trägers voranzubringen, rät Braun, zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen und bei einer anschließenden Priorisierung jeweils ein leicht umzusetzendes Produkt, wie z. B. Recyclingpapier, und einen anspruchsvolleren Bereich, wie z. B. nachhaltige Software, auszusuchen, um in kleinen Schritten die Umstellung voranzubringen. Natürlich stellte sich auch die Frage nach der Finanzierbarkeit. Braun wies darauf hin, dass allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht nachhaltige Produkte aufgrund ihrer Langlebigkeit und Reparierbarkeit sinnvoll sind.

Agnes Streber, Diplom-Oecotrophologin und Köchin bei KinderLeicht e. V., führte durch den zweiten Workshop „Klimaschutz auf dem Teller – Nachhaltige Ernährung in Projekten und sozialen Einrichtungen“. Der Workshop startete mit einem Input zu Treibhausgasemissionen verschiedener Lebensmittel. Hierbei wurde verdeutlicht, wie bewusste Ernährungsentscheidungen zur Reduzierung des CO ₂-Fußabdrucks beitragen können.

Danach folgte eine anschauliche Vorstellung verschiedener Praxisprojekte von KinderLeicht e. V., darunter die Ausbildung zu sogenannten KlimaESSpert:innen für Jugendliche. In dieser Ausbildung teilen Jugendliche ihr Wissen über nachhaltige Ernährung, lernen Neues dazu und werden befähigt, als Multiplikator*innen in ihrem sozialen Umfeld zu wirken. Ebenso wurde das Projekt  „KlimaKochWerkstatt – Das Klima isst mit! “ vorgestellt, das Workshops für Schüler*innen zu verschiedenen Aspekten nachhaltiger Ernährung anbietet. Nachfolgend wurde die Idee des Nudging erläutert und anhand einiger Beispiele veranschaulicht. Darauf folgte noch eine Diskussion der Teilnehmenden zur Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung in Einrichtungen hin zu einer nachhaltigen Ernährung.

Zum Abschluss der Veranstaltung tauschten sich die Teilnehmenden im Vernetzungscafé zu ihren Erkenntnissen aus den Workshops aus und sammelten Ideen für die Umsetzung in der praktischen Arbeit in ihren Einrichtungen. 

Begrüßung Margit Berndl, Vorständin Verbands- und Sozialpolitik Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e.V.
Dr. Christine Margraf, stellvertretende Landesbeauftragte BUND Naturschutz Bayern
Moderatorin Janina Yeung
Frank Braun, Fair Binden
Mittagessen in der Community Kitchen
Agnes Streber, Dipl- Oecotrophologin & Köchin, KinderLeicht e.V.
Materialien aus dem Workshop Klimaschutz auf dem Teller
Charlotte Persitzky vom Paritätischen Landesverband in Bayern, stellt das Klimaschutzprojekt in Bayern vor.